Wenn man alles zusammen nimmt, was Wilhelm, seit der Flucht der Fräulein bis an die Zeit, da er sie wieder gefunden, gemeldet hat, was die Leute im Hause erzählt haben, was der Kutscher an Wilhelm, und so weiter, berichtet hat: so kommt es auf folgendes hinaus.
"Die Hampsteader Kutsche hatte nur erst "zwo Personen zu fahren: als die Fräulein da- "zu kam. Sie machte aber, daß der Kerl also- "bald abgieng: weil sie für die ledigen Plätze "bezahlte.
"Da die beyden Reisegefährten dem Kutscher "sagten, daß er sie zu Upper-Flask absetzen sollte: "so verlangte sie eben daselbst abzusteigen.
"Jene nahmen Abschied von ihr, sonder Zwei- "fel mit vieler Ehrfurcht. Darauf gieng sie ins "Haus und frug, ob sie nicht ein Köpfchen Thee "und auf eine halbe Stunde ein Zimmer für sich "bekommen könnte.
"Die Leute wiesen ihr oben eben das Zimmer "an, worinn ich itzo bin. Sie saß an eben dem "Tische, an dem ich itzo schreibe, und ich glaube, "es war auch ihr Stuhl, worauf ich itzo sitze." O Belford, wo du weißt, was Liebe ist: so wirst du wohl einsehen können, warum ich diese Klei- nigkeiten nicht vorbeylasse.
"Sie schien niedergeschlagen und ermüdet. "Die Wirthinn nahm sich selbst die Mühe, einen "so artigen und liebenswürdigen Gast zu bedie- "nen. Sie frug, ob ihr etwas Brodt und But- "ter zu ihrem Thee zu nehmen gefällig wäre? -
Nein:
N 3
Wenn man alles zuſammen nimmt, was Wilhelm, ſeit der Flucht der Fraͤulein bis an die Zeit, da er ſie wieder gefunden, gemeldet hat, was die Leute im Hauſe erzaͤhlt haben, was der Kutſcher an Wilhelm, und ſo weiter, berichtet hat: ſo kommt es auf folgendes hinaus.
„Die Hampſteader Kutſche hatte nur erſt „zwo Perſonen zu fahren: als die Fraͤulein da- „zu kam. Sie machte aber, daß der Kerl alſo- „bald abgieng: weil ſie fuͤr die ledigen Plaͤtze „bezahlte.
„Da die beyden Reiſegefaͤhrten dem Kutſcher „ſagten, daß er ſie zu Upper-Flask abſetzen ſollte: „ſo verlangte ſie eben daſelbſt abzuſteigen.
„Jene nahmen Abſchied von ihr, ſonder Zwei- „fel mit vieler Ehrfurcht. Darauf gieng ſie ins „Haus und frug, ob ſie nicht ein Koͤpfchen Thee „und auf eine halbe Stunde ein Zimmer fuͤr ſich „bekommen koͤnnte.
„Die Leute wieſen ihr oben eben das Zimmer „an, worinn ich itzo bin. Sie ſaß an eben dem „Tiſche, an dem ich itzo ſchreibe, und ich glaube, „es war auch ihr Stuhl, worauf ich itzo ſitze.„ O Belford, wo du weißt, was Liebe iſt: ſo wirſt du wohl einſehen koͤnnen, warum ich dieſe Klei- nigkeiten nicht vorbeylaſſe.
„Sie ſchien niedergeſchlagen und ermuͤdet. „Die Wirthinn nahm ſich ſelbſt die Muͤhe, einen „ſo artigen und liebenswuͤrdigen Gaſt zu bedie- „nen. Sie frug, ob ihr etwas Brodt und But- „ter zu ihrem Thee zu nehmen gefaͤllig waͤre? ‒
Nein:
N 3
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[197/0203]
Wenn man alles zuſammen nimmt, was
Wilhelm, ſeit der Flucht der Fraͤulein bis an die
Zeit, da er ſie wieder gefunden, gemeldet hat,
was die Leute im Hauſe erzaͤhlt haben, was der
Kutſcher an Wilhelm, und ſo weiter, berichtet hat:
ſo kommt es auf folgendes hinaus.
„Die Hampſteader Kutſche hatte nur erſt
„zwo Perſonen zu fahren: als die Fraͤulein da-
„zu kam. Sie machte aber, daß der Kerl alſo-
„bald abgieng: weil ſie fuͤr die ledigen Plaͤtze
„bezahlte.
„Da die beyden Reiſegefaͤhrten dem Kutſcher
„ſagten, daß er ſie zu Upper-Flask abſetzen ſollte:
„ſo verlangte ſie eben daſelbſt abzuſteigen.
„Jene nahmen Abſchied von ihr, ſonder Zwei-
„fel mit vieler Ehrfurcht. Darauf gieng ſie ins
„Haus und frug, ob ſie nicht ein Koͤpfchen Thee
„und auf eine halbe Stunde ein Zimmer fuͤr ſich
„bekommen koͤnnte.
„Die Leute wieſen ihr oben eben das Zimmer
„an, worinn ich itzo bin. Sie ſaß an eben dem
„Tiſche, an dem ich itzo ſchreibe, und ich glaube,
„es war auch ihr Stuhl, worauf ich itzo ſitze.„
O Belford, wo du weißt, was Liebe iſt: ſo wirſt
du wohl einſehen koͤnnen, warum ich dieſe Klei-
nigkeiten nicht vorbeylaſſe.
„Sie ſchien niedergeſchlagen und ermuͤdet.
„Die Wirthinn nahm ſich ſelbſt die Muͤhe, einen
„ſo artigen und liebenswuͤrdigen Gaſt zu bedie-
„nen. Sie frug, ob ihr etwas Brodt und But-
„ter zu ihrem Thee zu nehmen gefaͤllig waͤre? ‒
Nein:
N 3
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/203>, abgerufen am 23.11.2024.
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