Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite



daß Sie gegeu mich jemals in irgend einem Jh-
rer Briefe eines von beyden Meldung gethan.*
Dieß ist wunderlich, recht wunderlich, nach mei-
nen Gedanken! Es ist keine solche Person, kein
solches Haus in der Nähe bey den neuen Gassen
oder Squären zu finden, wo ihr Haus, so viel
ich aus ihren Nachrichten errathen habe, zu su-
chen seyn müßte - - Fragen Sie ihn, in wel-*
cher Gasse das Haus ist, wo er es Jhnen noch
nicht gesagt hat, und melden es mir. Macht er
bey dem Umstande Schwierigkeit: so werden
wir dadurch auf eine neue Entdeckung kommen.*
- Und dennoch, denke ich, Sie haben ohne dieß
genug.

Jch werde diesen langen Brief durch Col-
lins übersenden. Er ändert seinen Tag, da er
sonst zur Stadt zu kommen pflegte, mir zu gefal-
len, und zu versuchen, ob er ihn in Jhre eigne
Hände überliefern kann, nachdem ich nunmehr
weiß, wo Sie anzutreffen sind. Kann er es
nicht: so wird er ihn in Wilsons Hause abge-
ben. Weil keine von unsern Briefen durch die-
sen Weg verlohren gegangen sind, als Sie dem
Ansehen nach unter unangenehmern Umständen
gewesen: so hoffe ich, daß auch dieser sicher ge-
hen wird, wenn Collins genöthigt seyn sollte, ihn
dort zu lassen.

Jch schrieb in meiner ersten Hitze einen kur-
zen Brief an Sie. Er war nicht über zwanzig
Zeilen lang, voller Schrecken, Bestürzung und
Flüche. Weil ich aber besorgte, meine Heftig-

keit
Fünfter Theil. L



daß Sie gegeu mich jemals in irgend einem Jh-
rer Briefe eines von beyden Meldung gethan.*
Dieß iſt wunderlich, recht wunderlich, nach mei-
nen Gedanken! Es iſt keine ſolche Perſon, kein
ſolches Haus in der Naͤhe bey den neuen Gaſſen
oder Squaͤren zu finden, wo ihr Haus, ſo viel
ich aus ihren Nachrichten errathen habe, zu ſu-
chen ſeyn muͤßte ‒ ‒ Fragen Sie ihn, in wel-*
cher Gaſſe das Haus iſt, wo er es Jhnen noch
nicht geſagt hat, und melden es mir. Macht er
bey dem Umſtande Schwierigkeit: ſo werden
wir dadurch auf eine neue Entdeckung kommen.*
‒ Und dennoch, denke ich, Sie haben ohne dieß
genug.

Jch werde dieſen langen Brief durch Col-
lins uͤberſenden. Er aͤndert ſeinen Tag, da er
ſonſt zur Stadt zu kommen pflegte, mir zu gefal-
len, und zu verſuchen, ob er ihn in Jhre eigne
Haͤnde uͤberliefern kann, nachdem ich nunmehr
weiß, wo Sie anzutreffen ſind. Kann er es
nicht: ſo wird er ihn in Wilſons Hauſe abge-
ben. Weil keine von unſern Briefen durch die-
ſen Weg verlohren gegangen ſind, als Sie dem
Anſehen nach unter unangenehmern Umſtaͤnden
geweſen: ſo hoffe ich, daß auch dieſer ſicher ge-
hen wird, wenn Collins genoͤthigt ſeyn ſollte, ihn
dort zu laſſen.

Jch ſchrieb in meiner erſten Hitze einen kur-
zen Brief an Sie. Er war nicht uͤber zwanzig
Zeilen lang, voller Schrecken, Beſtuͤrzung und
Fluͤche. Weil ich aber beſorgte, meine Heftig-

keit
Fuͤnfter Theil. L
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <floatingText>
            <body>
              <div>
                <p><pb facs="#f0167" n="161"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
daß Sie gegeu mich jemals in irgend einem Jh-<lb/>
rer Briefe eines von beyden Meldung gethan.<note place="right">*</note><lb/>
Dieß i&#x017F;t wunderlich, recht wunderlich, nach mei-<lb/>
nen Gedanken! Es i&#x017F;t keine &#x017F;olche Per&#x017F;on, kein<lb/>
&#x017F;olches Haus in der Na&#x0364;he bey den neuen Ga&#x017F;&#x017F;en<lb/>
oder Squa&#x0364;ren zu finden, wo ihr Haus, &#x017F;o viel<lb/>
ich aus ihren Nachrichten errathen habe, zu &#x017F;u-<lb/>
chen &#x017F;eyn mu&#x0364;ßte &#x2012; &#x2012; Fragen Sie ihn, in wel-<note place="right">*</note><lb/>
cher Ga&#x017F;&#x017F;e das Haus i&#x017F;t, wo er es Jhnen noch<lb/>
nicht ge&#x017F;agt hat, und melden es mir. Macht er<lb/>
bey dem Um&#x017F;tande Schwierigkeit: &#x017F;o werden<lb/>
wir dadurch auf eine neue Entdeckung kommen.<note place="right">*</note><lb/>
&#x2012; Und dennoch, denke ich, Sie haben ohne dieß<lb/>
genug.</p><lb/>
                <p>Jch werde die&#x017F;en langen Brief durch Col-<lb/>
lins u&#x0364;ber&#x017F;enden. Er a&#x0364;ndert &#x017F;einen Tag, da er<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t zur Stadt zu kommen pflegte, mir zu gefal-<lb/>
len, und zu ver&#x017F;uchen, ob er ihn in Jhre eigne<lb/>
Ha&#x0364;nde u&#x0364;berliefern kann, nachdem ich nunmehr<lb/>
weiß, wo Sie anzutreffen &#x017F;ind. Kann er es<lb/>
nicht: &#x017F;o wird er ihn in Wil&#x017F;ons Hau&#x017F;e abge-<lb/>
ben. Weil keine von un&#x017F;ern Briefen durch die-<lb/>
&#x017F;en Weg verlohren gegangen &#x017F;ind, als Sie dem<lb/>
An&#x017F;ehen nach unter unangenehmern Um&#x017F;ta&#x0364;nden<lb/>
gewe&#x017F;en: &#x017F;o hoffe ich, daß auch die&#x017F;er &#x017F;icher ge-<lb/>
hen wird, wenn Collins geno&#x0364;thigt &#x017F;eyn &#x017F;ollte, ihn<lb/>
dort zu la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
                <p>Jch &#x017F;chrieb in meiner er&#x017F;ten Hitze einen kur-<lb/>
zen Brief an Sie. Er war nicht u&#x0364;ber zwanzig<lb/>
Zeilen lang, voller Schrecken, Be&#x017F;tu&#x0364;rzung und<lb/>
Flu&#x0364;che. Weil ich aber be&#x017F;orgte, meine Heftig-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Fu&#x0364;nfter Theil.</hi> L</fw><fw place="bottom" type="catch">keit</fw><lb/></p>
              </div>
            </body>
          </floatingText>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[161/0167] daß Sie gegeu mich jemals in irgend einem Jh- rer Briefe eines von beyden Meldung gethan. Dieß iſt wunderlich, recht wunderlich, nach mei- nen Gedanken! Es iſt keine ſolche Perſon, kein ſolches Haus in der Naͤhe bey den neuen Gaſſen oder Squaͤren zu finden, wo ihr Haus, ſo viel ich aus ihren Nachrichten errathen habe, zu ſu- chen ſeyn muͤßte ‒ ‒ Fragen Sie ihn, in wel- cher Gaſſe das Haus iſt, wo er es Jhnen noch nicht geſagt hat, und melden es mir. Macht er bey dem Umſtande Schwierigkeit: ſo werden wir dadurch auf eine neue Entdeckung kommen. ‒ Und dennoch, denke ich, Sie haben ohne dieß genug. * * * Jch werde dieſen langen Brief durch Col- lins uͤberſenden. Er aͤndert ſeinen Tag, da er ſonſt zur Stadt zu kommen pflegte, mir zu gefal- len, und zu verſuchen, ob er ihn in Jhre eigne Haͤnde uͤberliefern kann, nachdem ich nunmehr weiß, wo Sie anzutreffen ſind. Kann er es nicht: ſo wird er ihn in Wilſons Hauſe abge- ben. Weil keine von unſern Briefen durch die- ſen Weg verlohren gegangen ſind, als Sie dem Anſehen nach unter unangenehmern Umſtaͤnden geweſen: ſo hoffe ich, daß auch dieſer ſicher ge- hen wird, wenn Collins genoͤthigt ſeyn ſollte, ihn dort zu laſſen. Jch ſchrieb in meiner erſten Hitze einen kur- zen Brief an Sie. Er war nicht uͤber zwanzig Zeilen lang, voller Schrecken, Beſtuͤrzung und Fluͤche. Weil ich aber beſorgte, meine Heftig- keit Fuͤnfter Theil. L

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/167
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/167>, abgerufen am 25.11.2024.