Jhre Umstände mögen auch noch so gute Hoff- nung machen; ihn so wohl als jene.
Haben Sie keine andre Gelegenheit: so wei- gern Sie sich, bey einer Jhrer nächsten Spatzier- farthen, mit Jhm zurückzukehren. Nennen Sie *mich als diejenige Person, von der Sie es ha- ben, daß Sie in einem bösen Hause wohnen. Meynen Sie, daß Sie nunmehr mit ihm nicht brechen können: so stellen Sie sich lieber, als wenn Sie glaubten, daß er es nicht wüßte, und *als wenn ich eben so gedächte; ob uns gleich beyde diese Gedanken nicht gut kleiden müssen.
Aber gesetzt, Sie verlangen, Sie bestehen *darauf, frische Lust zu schöpfen und deswegen aus der Stadt zu fahren: wie schickt sich das bey diesem schwülen Wetter? - - Sie können nur Jhre Gesundheit vorschützen. Dagegen darf er nichts einwenden. Jhres Bruders thörichte Ab- sichten, habe ich gehöret, sind gewiß gänzlich auf- gegeben. Also dürfen Sie sich aus dem Grunde keine Sorge machen.
Wofern Sie auf diese Nachricht das Haus nicht fliehen oder auf eine oder die andre Weise aus demselben kommen: so werde ich aus der wenigen Gewalt; die Sie über ihn oder über Sich selbst haben, schließen, wie viel er über Sie vermag.
*Eine von meinen Kundschaften hat sich ver- geblich nach der Fr. Fretchville erkundiget. Hat er Jhnen jemals die Gasse oder Squäre genannt, worinn sie wohnte? - - Jch besinne mich nicht,
daß
Jhre Umſtaͤnde moͤgen auch noch ſo gute Hoff- nung machen; ihn ſo wohl als jene.
Haben Sie keine andre Gelegenheit: ſo wei- gern Sie ſich, bey einer Jhrer naͤchſten Spatzier- farthen, mit Jhm zuruͤckzukehren. Nennen Sie *mich als diejenige Perſon, von der Sie es ha- ben, daß Sie in einem boͤſen Hauſe wohnen. Meynen Sie, daß Sie nunmehr mit ihm nicht brechen koͤnnen: ſo ſtellen Sie ſich lieber, als wenn Sie glaubten, daß er es nicht wuͤßte, und *als wenn ich eben ſo gedaͤchte; ob uns gleich beyde dieſe Gedanken nicht gut kleiden muͤſſen.
Aber geſetzt, Sie verlangen, Sie beſtehen *darauf, friſche Luſt zu ſchoͤpfen und deswegen aus der Stadt zu fahren: wie ſchickt ſich das bey dieſem ſchwuͤlen Wetter? ‒ ‒ Sie koͤnnen nur Jhre Geſundheit vorſchuͤtzen. Dagegen darf er nichts einwenden. Jhres Bruders thoͤrichte Ab- ſichten, habe ich gehoͤret, ſind gewiß gaͤnzlich auf- gegeben. Alſo duͤrfen Sie ſich aus dem Grunde keine Sorge machen.
Wofern Sie auf dieſe Nachricht das Haus nicht fliehen oder auf eine oder die andre Weiſe aus demſelben kommen: ſo werde ich aus der wenigen Gewalt; die Sie uͤber ihn oder uͤber Sich ſelbſt haben, ſchließen, wie viel er uͤber Sie vermag.
*Eine von meinen Kundſchaften hat ſich ver- geblich nach der Fr. Fretchville erkundiget. Hat er Jhnen jemals die Gaſſe oder Squaͤre genannt, worinn ſie wohnte? ‒ ‒ Jch beſinne mich nicht,
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Jhre Umſtaͤnde moͤgen auch noch ſo gute Hoff-
nung machen; ihn ſo wohl als jene.
Haben Sie keine andre Gelegenheit: ſo wei-
gern Sie ſich, bey einer Jhrer naͤchſten Spatzier-
farthen, mit Jhm zuruͤckzukehren. Nennen Sie
mich als diejenige Perſon, von der Sie es ha-
ben, daß Sie in einem boͤſen Hauſe wohnen.
Meynen Sie, daß Sie nunmehr mit ihm nicht
brechen koͤnnen: ſo ſtellen Sie ſich lieber, als
wenn Sie glaubten, daß er es nicht wuͤßte, und
als wenn ich eben ſo gedaͤchte; ob uns gleich
beyde dieſe Gedanken nicht gut kleiden muͤſſen.
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Aber geſetzt, Sie verlangen, Sie beſtehen
darauf, friſche Luſt zu ſchoͤpfen und deswegen aus
der Stadt zu fahren: wie ſchickt ſich das bey
dieſem ſchwuͤlen Wetter? ‒ ‒ Sie koͤnnen nur
Jhre Geſundheit vorſchuͤtzen. Dagegen darf er
nichts einwenden. Jhres Bruders thoͤrichte Ab-
ſichten, habe ich gehoͤret, ſind gewiß gaͤnzlich auf-
gegeben. Alſo duͤrfen Sie ſich aus dem Grunde
keine Sorge machen.
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Wofern Sie auf dieſe Nachricht das Haus
nicht fliehen oder auf eine oder die andre Weiſe
aus demſelben kommen: ſo werde ich aus der
wenigen Gewalt; die Sie uͤber ihn oder uͤber
Sich ſelbſt haben, ſchließen, wie viel er uͤber Sie
vermag.
Eine von meinen Kundſchaften hat ſich ver-
geblich nach der Fr. Fretchville erkundiget. Hat
er Jhnen jemals die Gaſſe oder Squaͤre genannt,
worinn ſie wohnte? ‒ ‒ Jch beſinne mich nicht,
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/166>, abgerufen am 25.11.2024.
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