ihnen gethan hätten - - Allein ich quäle sie - *Kurz, meine allerliebste Freundinn, sie sind gewiß in einem teuflischen Hause - - Das Weib ist ei- nes von den liederlichsten - Sie kennen sie nicht bey ihrem rechten Namen - - Das ist sicher - - Jhr Name ist nicht Sinclair - Die Gasse, wo sie wohnt, heißt auch nicht Dover-street - Sind sie niemals allein von Hause gewesen, und haben die Kutsche oder die Sänste wieder weggeschickt und sind mit einer andern zurückgekommen? *Wäre das geschehen; ich besinne mich aber nicht, daß sie mir jemals davon geschrieben: so wür- den sie nimmermehr den Weg wieder zu dem schändlichen Hause gesunden haben, weder bey des Weibes Namen, Sinclair, noch bey dem Namen der Gasse, so wie ihn der Doleman in seinem Briefe von den vorgeschlagenen Wohnun- gen angiebt (*).
Der Kerl hätte in der That diese falsche Nachrichten mit einiger Entschuldigung ausgeben mögen: wenn das Haus ehrlich gewesen wäre und er bloß die Absicht dabey gehabt hätte, al- lem Unglück von ihrem Bruder vorzubauen - Aber dieser Streich ist, wie ich denke, noch eher gespielet, als ihr Bruder seine Anschläge geschmie- det hat. Auf die Art lassen sich seine damali- gen Absichten gar nicht entschuldigen - - Er mag nunmehr gesonnen seyn, wie er will: da- mals, eben damals, ist er gewiß ein Betrieger *in seinem Herzen gewesen.
Jch
(*) Siehe den III. Th. S. 297.
ihnen gethan haͤtten ‒ ‒ Allein ich quaͤle ſie ‒ *Kurz, meine allerliebſte Freundinn, ſie ſind gewiß in einem teufliſchen Hauſe ‒ ‒ Das Weib iſt ei- nes von den liederlichſten ‒ Sie kennen ſie nicht bey ihrem rechten Namen ‒ ‒ Das iſt ſicher ‒ ‒ Jhr Name iſt nicht Sinclair ‒ Die Gaſſe, wo ſie wohnt, heißt auch nicht Dover-ſtreet ‒ Sind ſie niemals allein von Hauſe geweſen, und haben die Kutſche oder die Saͤnſte wieder weggeſchickt und ſind mit einer andern zuruͤckgekommen? *Waͤre das geſchehen; ich beſinne mich aber nicht, daß ſie mir jemals davon geſchrieben: ſo wuͤr- den ſie nimmermehr den Weg wieder zu dem ſchaͤndlichen Hauſe geſunden haben, weder bey des Weibes Namen, Sinclair, noch bey dem Namen der Gaſſe, ſo wie ihn der Doleman in ſeinem Briefe von den vorgeſchlagenen Wohnun- gen angiebt (*).
Der Kerl haͤtte in der That dieſe falſche Nachrichten mit einiger Entſchuldigung ausgeben moͤgen: wenn das Haus ehrlich geweſen waͤre und er bloß die Abſicht dabey gehabt haͤtte, al- lem Ungluͤck von ihrem Bruder vorzubauen ‒ Aber dieſer Streich iſt, wie ich denke, noch eher geſpielet, als ihr Bruder ſeine Anſchlaͤge geſchmie- det hat. Auf die Art laſſen ſich ſeine damali- gen Abſichten gar nicht entſchuldigen ‒ ‒ Er mag nunmehr geſonnen ſeyn, wie er will: da- mals, eben damals, iſt er gewiß ein Betrieger *in ſeinem Herzen geweſen.
Jch
(*) Siehe den III. Th. S. 297.
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ihnen gethan haͤtten ‒ ‒ Allein ich quaͤle ſie ‒
Kurz, meine allerliebſte Freundinn, ſie ſind gewiß
in einem teufliſchen Hauſe ‒ ‒ Das Weib iſt ei-
nes von den liederlichſten ‒ Sie kennen ſie nicht
bey ihrem rechten Namen ‒ ‒ Das iſt ſicher ‒ ‒
Jhr Name iſt nicht Sinclair ‒ Die Gaſſe, wo
ſie wohnt, heißt auch nicht Dover-ſtreet ‒ Sind
ſie niemals allein von Hauſe geweſen, und haben
die Kutſche oder die Saͤnſte wieder weggeſchickt
und ſind mit einer andern zuruͤckgekommen?
Waͤre das geſchehen; ich beſinne mich aber nicht,
daß ſie mir jemals davon geſchrieben: ſo wuͤr-
den ſie nimmermehr den Weg wieder zu dem
ſchaͤndlichen Hauſe geſunden haben, weder bey
des Weibes Namen, Sinclair, noch bey dem
Namen der Gaſſe, ſo wie ihn der Doleman in
ſeinem Briefe von den vorgeſchlagenen Wohnun-
gen angiebt (*).
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Der Kerl haͤtte in der That dieſe falſche
Nachrichten mit einiger Entſchuldigung ausgeben
moͤgen: wenn das Haus ehrlich geweſen waͤre
und er bloß die Abſicht dabey gehabt haͤtte, al-
lem Ungluͤck von ihrem Bruder vorzubauen ‒
Aber dieſer Streich iſt, wie ich denke, noch eher
geſpielet, als ihr Bruder ſeine Anſchlaͤge geſchmie-
det hat. Auf die Art laſſen ſich ſeine damali-
gen Abſichten gar nicht entſchuldigen ‒ ‒ Er
mag nunmehr geſonnen ſeyn, wie er will: da-
mals, eben damals, iſt er gewiß ein Betrieger
in ſeinem Herzen geweſen.
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Jch
(*) Siehe den III. Th. S. 297.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/144>, abgerufen am 25.11.2024.
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