[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749.Bey seiner Seele schwor er, daß wir für ein- Er schlug seinen andern Arm um mich. Jch Sie sollen nicht weggehen, Fräulein! Sie sol- Jch will wiederkommen. So bald sie ihrer selbst Er lies mich gehen. Er hatte mich in solches Schrecken gesetzt, daß Nach einer halben Stunde schickte er mir ein Jch gieng in die Speise-Stube, weil ich es doch Er war voller Entschuldigungen. Was würden Er sagte: es wäre ihm nun gantz begreiflich, gekom-
Bey ſeiner Seele ſchwor er, daß wir fuͤr ein- Er ſchlug ſeinen andern Arm um mich. Jch Sie ſollen nicht weggehen, Fraͤulein! Sie ſol- Jch will wiederkommen. So bald ſie ihrer ſelbſt Er lies mich gehen. Er hatte mich in ſolches Schrecken geſetzt, daß Nach einer halben Stunde ſchickte er mir ein Jch gieng in die Speiſe-Stube, weil ich es doch Er war voller Entſchuldigungen. Was wuͤrden Er ſagte: es waͤre ihm nun gantz begreiflich, gekom-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0084" n="78"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p><hi rendition="#fr">Bey ſeiner Seele</hi> ſchwor er, daß wir fuͤr ein-<lb/> ander gebohren waͤren, und faſſete meine Hand mit<lb/> einer ſolchen Hefftigkeit an, daß es mir wehe that.<lb/> Jch muͤßte und ſollte die ſeinige werden, wenn er<lb/> mich auch durch ſeine Verdamniß erkauffen ſollte.</p><lb/> <p>Er ſchlug ſeinen andern Arm um mich. Jch<lb/> erſchrack; und ſagte: laſſen ſie mich gehen, oder<lb/> gehen ſie ſelbſt von mir. Wollen ſie die Leydenſchaft,<lb/> die ſie ſelbſt zu haben vorgeben, auf eine ſo unertraͤg-<lb/> liche Art beweiſen?</p><lb/> <p>Sie ſollen nicht weggehen, Fraͤulein! Sie ſol-<lb/> len mich nicht im Unwillen verlaſſen ‒ ‒</p><lb/> <p>Jch will wiederkommen. So bald ſie ihrer ſelbſt<lb/> Meiſter ſind, will ich wiederkommen.</p><lb/> <p>Er lies mich gehen.</p><lb/> <p>Er hatte mich in ſolches Schrecken geſetzt, daß<lb/> ich mich, ſo bald ich in meine Stube kam, durch<lb/> Vergieſſung eines Stroms von Thraͤnen wieder er-<lb/> holen mußte.</p><lb/> <p>Nach einer halben Stunde ſchickte er mir ein<lb/> Vriefchen, darin er bedaurete, daß er ſo heftig ge-<lb/> weſen waͤre, und mich bat, daß ich ihn noch ein-<lb/> mahl vor mich laſſen moͤchte.</p><lb/> <p>Jch gieng in die Speiſe-Stube, weil ich es doch<lb/> nicht aͤndern konnte.</p><lb/> <p>Er war voller Entſchuldigungen. Was wuͤrden<lb/> Sie, ſelbſt Sie, die Sie ſonſt ſo vielen Muth ha-<lb/> ben, mit einem ſolchen Menſchen anfangen koͤnnen,<lb/> wenn Sie an meiner Stelle waͤren?</p><lb/> <p>Er ſagte: es waͤre ihm nun gantz begreiflich,<lb/> wie einem zu Muthe ſeyn muͤße, der von Sinnen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">gekom-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [78/0084]
Bey ſeiner Seele ſchwor er, daß wir fuͤr ein-
ander gebohren waͤren, und faſſete meine Hand mit
einer ſolchen Hefftigkeit an, daß es mir wehe that.
Jch muͤßte und ſollte die ſeinige werden, wenn er
mich auch durch ſeine Verdamniß erkauffen ſollte.
Er ſchlug ſeinen andern Arm um mich. Jch
erſchrack; und ſagte: laſſen ſie mich gehen, oder
gehen ſie ſelbſt von mir. Wollen ſie die Leydenſchaft,
die ſie ſelbſt zu haben vorgeben, auf eine ſo unertraͤg-
liche Art beweiſen?
Sie ſollen nicht weggehen, Fraͤulein! Sie ſol-
len mich nicht im Unwillen verlaſſen ‒ ‒
Jch will wiederkommen. So bald ſie ihrer ſelbſt
Meiſter ſind, will ich wiederkommen.
Er lies mich gehen.
Er hatte mich in ſolches Schrecken geſetzt, daß
ich mich, ſo bald ich in meine Stube kam, durch
Vergieſſung eines Stroms von Thraͤnen wieder er-
holen mußte.
Nach einer halben Stunde ſchickte er mir ein
Vriefchen, darin er bedaurete, daß er ſo heftig ge-
weſen waͤre, und mich bat, daß ich ihn noch ein-
mahl vor mich laſſen moͤchte.
Jch gieng in die Speiſe-Stube, weil ich es doch
nicht aͤndern konnte.
Er war voller Entſchuldigungen. Was wuͤrden
Sie, ſelbſt Sie, die Sie ſonſt ſo vielen Muth ha-
ben, mit einem ſolchen Menſchen anfangen koͤnnen,
wenn Sie an meiner Stelle waͤren?
Er ſagte: es waͤre ihm nun gantz begreiflich,
wie einem zu Muthe ſeyn muͤße, der von Sinnen
gekom-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |