"Frau Fretchville selbst nicht weiß, was sie thun "oder lassen will? Sie haben viel davon geredet, "daß sie mir die Gesellschaft der Fräulein Mon- "tague verschaffen wollten: und sie können ja an "diese Fräulein schreiben, wenn sie um meines "Bruders und um Singletons willen es nicht "wagen wollen, selbst zu ihr zu reisen um sie ab- "zuholen. Jch verlange ein vor allemahl, daß "sie diese zwey Stücke in das klare bringen, da- "mit ich weiß, woran ich bin. Ja! oder Nein! "soll mir beides lieber als die Ungewißheit, und "eines so lieb als das andere seyn.
Eine solche Erklärung würde Sie weiter bringen. Wenn Sie einem andern in gleichen Umständen ei- nen Rath geben sollten, so würden Jhnen Mittel und Wege genug beyfallen. Sein Hochmuth wird es nicht zulassen, daß er vorgebe, er müsse jemanden zu Rathe ziehen. Er wird sich also deutlicher erklä- ren müssen: und so bald er das thut, so seyn Sie an keinem Auffchub schuld. Setzen Sie ihm einen, und zwar einen nahe bevorstehenden Tag. Es würde Jhren Vorzügen und Jhrer Ehre nachthei- lig seyn, wenn Sie sich auch nur stelleten, als ver- stünden Sie ihn nicht, und zweifelten, was seine Mei- nung sey, fals er sich nicht deutlich genug erklärete: es würde sich also nicht schicken, daß Sie warteten, bis er eine deutlichere Erklärung von sich gäbe, dar- über ich ihn mein Lebenlang hassen und verachten würde, wenn sie nöthig wäre, und er nicht in der ersten Bitte deutlich genug redete. Zweymahl haben Sie zum wenigsten aus Blödigkeit eine solche Ge-
legen.
„Frau Fretchville ſelbſt nicht weiß, was ſie thun „oder laſſen will? Sie haben viel davon geredet, „daß ſie mir die Geſellſchaft der Fraͤulein Mon- „tague verſchaffen wollten: und ſie koͤnnen ja an „dieſe Fraͤulein ſchreiben, wenn ſie um meines „Bruders und um Singletons willen es nicht „wagen wollen, ſelbſt zu ihr zu reiſen um ſie ab- „zuholen. Jch verlange ein vor allemahl, daß „ſie dieſe zwey Stuͤcke in das klare bringen, da- „mit ich weiß, woran ich bin. Ja! oder Nein! „ſoll mir beides lieber als die Ungewißheit, und „eines ſo lieb als das andere ſeyn.
Eine ſolche Erklaͤrung wuͤrde Sie weiter bringen. Wenn Sie einem andern in gleichen Umſtaͤnden ei- nen Rath geben ſollten, ſo wuͤrden Jhnen Mittel und Wege genug beyfallen. Sein Hochmuth wird es nicht zulaſſen, daß er vorgebe, er muͤſſe jemanden zu Rathe ziehen. Er wird ſich alſo deutlicher erklaͤ- ren muͤſſen: und ſo bald er das thut, ſo ſeyn Sie an keinem Auffchub ſchuld. Setzen Sie ihm einen, und zwar einen nahe bevorſtehenden Tag. Es wuͤrde Jhren Vorzuͤgen und Jhrer Ehre nachthei- lig ſeyn, wenn Sie ſich auch nur ſtelleten, als ver- ſtuͤnden Sie ihn nicht, und zweifelten, was ſeine Mei- nung ſey, fals er ſich nicht deutlich genug erklaͤrete: es wuͤrde ſich alſo nicht ſchicken, daß Sie warteten, bis er eine deutlichere Erklaͤrung von ſich gaͤbe, dar- uͤber ich ihn mein Lebenlang haſſen und verachten wuͤrde, wenn ſie noͤthig waͤre, und er nicht in der erſten Bitte deutlich genug redete. Zweymahl haben Sie zum wenigſten aus Bloͤdigkeit eine ſolche Ge-
legen.
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„Frau Fretchville ſelbſt nicht weiß, was ſie thun
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„daß ſie mir die Geſellſchaft der Fraͤulein Mon-
„tague verſchaffen wollten: und ſie koͤnnen ja an
„dieſe Fraͤulein ſchreiben, wenn ſie um meines
„Bruders und um Singletons willen es nicht
„wagen wollen, ſelbſt zu ihr zu reiſen um ſie ab-
„zuholen. Jch verlange ein vor allemahl, daß
„ſie dieſe zwey Stuͤcke in das klare bringen, da-
„mit ich weiß, woran ich bin. Ja! oder Nein!
„ſoll mir beides lieber als die Ungewißheit, und
„eines ſo lieb als das andere ſeyn.
Eine ſolche Erklaͤrung wuͤrde Sie weiter bringen.
Wenn Sie einem andern in gleichen Umſtaͤnden ei-
nen Rath geben ſollten, ſo wuͤrden Jhnen Mittel und
Wege genug beyfallen. Sein Hochmuth wird es
nicht zulaſſen, daß er vorgebe, er muͤſſe jemanden
zu Rathe ziehen. Er wird ſich alſo deutlicher erklaͤ-
ren muͤſſen: und ſo bald er das thut, ſo ſeyn Sie
an keinem Auffchub ſchuld. Setzen Sie ihm einen,
und zwar einen nahe bevorſtehenden Tag. Es
wuͤrde Jhren Vorzuͤgen und Jhrer Ehre nachthei-
lig ſeyn, wenn Sie ſich auch nur ſtelleten, als ver-
ſtuͤnden Sie ihn nicht, und zweifelten, was ſeine Mei-
nung ſey, fals er ſich nicht deutlich genug erklaͤrete:
es wuͤrde ſich alſo nicht ſchicken, daß Sie warteten,
bis er eine deutlichere Erklaͤrung von ſich gaͤbe, dar-
uͤber ich ihn mein Lebenlang haſſen und verachten
wuͤrde, wenn ſie noͤthig waͤre, und er nicht in der erſten
Bitte deutlich genug redete. Zweymahl haben
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/69>, abgerufen am 03.07.2024.
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