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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749.

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machte sich ein Glück und Ehre daraus, wenn er
ihre Sache befördern könnte.

Jch muß es gestehen: mein Engel hat nie so
englisch ausgesehen, als damahls. Sie war lauter
Gelassenheit, Heiterkeit, Lächeln, Zuversicht: ihre
natürliche Schönheit ward noch erhöhet, und ihr
so schön gefärbtes Gesicht schien beynahe Strahlen
zu schießen.

Nachdem wir uns gesetzt hatten, redeten wir
bey einer Tasse Chocolade von der angenehmen
Materie. Owie glücklich prieß sie sich, wenn sie
das Hertz ihres Onckels wieder erlangen könnte!

Der Capitain sagte: dafür wollte er Bürge
seyn. Er hoffete, sie würde an ihrem Theil fer-
ner keinen Aufschub machen. Wenn der Hochzeit-
Tag nur erst vorbey wäre, so würde alles gut wer-
den. Ob er aber wohl um eine Abschrift meines
Entwurfes und ihrer Antwort bitten dürfte, da-
mit er sie seinem aufrichtigen Freunde, ihrem On-
ckle, zeigen könnte?

Wie es Herr Lovelace für gut findet,
sagte sie. O wenn doch das liebe Kind immer so
sagte.

Jch sagte: so muß es denn in dem größesten
Vertrauen geschehen. - - Wäre es aber nicht bes-
ser, ihrem Onckle den Entwurf, wie ihn Herr Wil-
liams
abfassen wird, vorzulegen?

Ja! wenn sie das gütigst erlauben wollen,
Herr Lovelace!

Siehe Belford. Ehemahls waren wir die

zäncki-
A a 2



machte ſich ein Gluͤck und Ehre daraus, wenn er
ihre Sache befoͤrdern koͤnnte.

Jch muß es geſtehen: mein Engel hat nie ſo
engliſch ausgeſehen, als damahls. Sie war lauter
Gelaſſenheit, Heiterkeit, Laͤcheln, Zuverſicht: ihre
natuͤrliche Schoͤnheit ward noch erhoͤhet, und ihr
ſo ſchoͤn gefaͤrbtes Geſicht ſchien beynahe Strahlen
zu ſchießen.

Nachdem wir uns geſetzt hatten, redeten wir
bey einer Taſſe Chocolade von der angenehmen
Materie. Owie gluͤcklich prieß ſie ſich, wenn ſie
das Hertz ihres Onckels wieder erlangen koͤnnte!

Der Capitain ſagte: dafuͤr wollte er Buͤrge
ſeyn. Er hoffete, ſie wuͤrde an ihrem Theil fer-
ner keinen Aufſchub machen. Wenn der Hochzeit-
Tag nur erſt vorbey waͤre, ſo wuͤrde alles gut wer-
den. Ob er aber wohl um eine Abſchrift meines
Entwurfes und ihrer Antwort bitten duͤrfte, da-
mit er ſie ſeinem aufrichtigen Freunde, ihrem On-
ckle, zeigen koͤnnte?

Wie es Herr Lovelace fuͤr gut findet,
ſagte ſie. O wenn doch das liebe Kind immer ſo
ſagte.

Jch ſagte: ſo muß es denn in dem groͤßeſten
Vertrauen geſchehen. ‒ ‒ Waͤre es aber nicht beſ-
ſer, ihrem Onckle den Entwurf, wie ihn Herr Wil-
liams
abfaſſen wird, vorzulegen?

Ja! wenn ſie das guͤtigſt erlauben wollen,
Herr Lovelace!

Siehe Belford. Ehemahls waren wir die

zaͤncki-
A a 2
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[371/0377] machte ſich ein Gluͤck und Ehre daraus, wenn er ihre Sache befoͤrdern koͤnnte. Jch muß es geſtehen: mein Engel hat nie ſo engliſch ausgeſehen, als damahls. Sie war lauter Gelaſſenheit, Heiterkeit, Laͤcheln, Zuverſicht: ihre natuͤrliche Schoͤnheit ward noch erhoͤhet, und ihr ſo ſchoͤn gefaͤrbtes Geſicht ſchien beynahe Strahlen zu ſchießen. Nachdem wir uns geſetzt hatten, redeten wir bey einer Taſſe Chocolade von der angenehmen Materie. Owie gluͤcklich prieß ſie ſich, wenn ſie das Hertz ihres Onckels wieder erlangen koͤnnte! Der Capitain ſagte: dafuͤr wollte er Buͤrge ſeyn. Er hoffete, ſie wuͤrde an ihrem Theil fer- ner keinen Aufſchub machen. Wenn der Hochzeit- Tag nur erſt vorbey waͤre, ſo wuͤrde alles gut wer- den. Ob er aber wohl um eine Abſchrift meines Entwurfes und ihrer Antwort bitten duͤrfte, da- mit er ſie ſeinem aufrichtigen Freunde, ihrem On- ckle, zeigen koͤnnte? Wie es Herr Lovelace fuͤr gut findet, ſagte ſie. O wenn doch das liebe Kind immer ſo ſagte. Jch ſagte: ſo muß es denn in dem groͤßeſten Vertrauen geſchehen. ‒ ‒ Waͤre es aber nicht beſ- ſer, ihrem Onckle den Entwurf, wie ihn Herr Wil- liams abfaſſen wird, vorzulegen? Ja! wenn ſie das guͤtigſt erlauben wollen, Herr Lovelace! Siehe Belford. Ehemahls waren wir die zaͤncki- A a 2

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/377>, abgerufen am 17.05.2024.