Jch hoffe, mein Herr, daß ich sie durch nichts beleidiget habe. Es ist zum wenigsten von mei- ner Absicht weit entfernet.
Nein! im geringsten nicht.
Jch habe keinen Vortheil oder Schaden bey der gantzen Sache. Jch möchte vielleicht allzu dienstfertig zu seyn scheinen! und wenn sie mich so ansehen, so will ich mich weiter in die Sache nicht mengen, wenn ich ihnen nur einen Winck von dem gegeben habe, was mir aufgetragen ist.
Was ist ihnen denn aufgetragen?
Sie werden mir hoffentlich eine eintzige Fra- ge nicht für übel nehmen. Wünschen sie mit ei- nem, Nahmens Johann Harlowe ausgesöhnet zu werden, und wollen sie von ihrer Seiten alles mit dazu beytragen, was sie ohne Verletzung ihrer Ehre beytragen können? Wollen sie sich mit ihm aussöhnen, um künftig mit der gantzen Fami- lie ausgesöhnet zu werden?
(Wie schlug mir hiebey das Hertz! sagte mein Kind.)
Jch kann darauf nicht antworten. (Hier schlug der Fräulein das Hertz ohne Zweifel heftiger) Die gantze Familie ist mir sehr übel be- gegnet. Sie haben sich gegen mich, und so gar gegen meine Anverwandten größerer Freyheiten heraus genommen, als ich verschmertzen kann.
Mein Herr, ich habe weiter nichts zu sagen. Jch bitte um Vergebung, daß ich mich in fremde Sachen gemischet habe.
Hier wäre mein Kind beynahe umgefal-
len:
Y 3
Jch hoffe, mein Herr, daß ich ſie durch nichts beleidiget habe. Es iſt zum wenigſten von mei- ner Abſicht weit entfernet.
Nein! im geringſten nicht.
Jch habe keinen Vortheil oder Schaden bey der gantzen Sache. Jch moͤchte vielleicht allzu dienſtfertig zu ſeyn ſcheinen! und wenn ſie mich ſo anſehen, ſo will ich mich weiter in die Sache nicht mengen, wenn ich ihnen nur einen Winck von dem gegeben habe, was mir aufgetragen iſt.
Was iſt ihnen denn aufgetragen?
Sie werden mir hoffentlich eine eintzige Fra- ge nicht fuͤr uͤbel nehmen. Wuͤnſchen ſie mit ei- nem, Nahmens Johann Harlowe ausgeſoͤhnet zu werden, und wollen ſie von ihrer Seiten alles mit dazu beytragen, was ſie ohne Verletzung ihrer Ehre beytragen koͤnnen? Wollen ſie ſich mit ihm ausſoͤhnen, um kuͤnftig mit der gantzen Fami- lie ausgeſoͤhnet zu werden?
(Wie ſchlug mir hiebey das Hertz! ſagte mein Kind.)
Jch kann darauf nicht antworten. (Hier ſchlug der Fraͤulein das Hertz ohne Zweifel heftiger) Die gantze Familie iſt mir ſehr uͤbel be- gegnet. Sie haben ſich gegen mich, und ſo gar gegen meine Anverwandten groͤßerer Freyheiten heraus genommen, als ich verſchmertzen kann.
Mein Herr, ich habe weiter nichts zu ſagen. Jch bitte um Vergebung, daß ich mich in fremde Sachen gemiſchet habe.
Hier waͤre mein Kind beynahe umgefal-
len:
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Jch hoffe, mein Herr, daß ich ſie durch nichts
beleidiget habe. Es iſt zum wenigſten von mei-
ner Abſicht weit entfernet.
Nein! im geringſten nicht.
Jch habe keinen Vortheil oder Schaden bey
der gantzen Sache. Jch moͤchte vielleicht allzu
dienſtfertig zu ſeyn ſcheinen! und wenn ſie mich
ſo anſehen, ſo will ich mich weiter in die Sache
nicht mengen, wenn ich ihnen nur einen Winck
von dem gegeben habe, was mir aufgetragen iſt.
Was iſt ihnen denn aufgetragen?
Sie werden mir hoffentlich eine eintzige Fra-
ge nicht fuͤr uͤbel nehmen. Wuͤnſchen ſie mit ei-
nem, Nahmens Johann Harlowe ausgeſoͤhnet
zu werden, und wollen ſie von ihrer Seiten alles
mit dazu beytragen, was ſie ohne Verletzung ihrer
Ehre beytragen koͤnnen? Wollen ſie ſich mit
ihm ausſoͤhnen, um kuͤnftig mit der gantzen Fami-
lie ausgeſoͤhnet zu werden?
(Wie ſchlug mir hiebey das Hertz! ſagte
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Jch kann darauf nicht antworten. (Hier
ſchlug der Fraͤulein das Hertz ohne Zweifel
heftiger) Die gantze Familie iſt mir ſehr uͤbel be-
gegnet. Sie haben ſich gegen mich, und ſo gar gegen
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/347>, abgerufen am 17.05.2024.
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