Doch die Wahrheit zu gestehen, ich bin zu listig für mich selbst gewesen. Jch wollte mich in Sicher- heit setzen, allein das Mittel war schädlich; denn ich habe das liebe Kind durch meine vier Hottentot- ten scheu gemacht, und es wird Zeit dazu gehören, ehe ich das verlohrne wieder gewinne. Das ver- dammte Gesindel zu Harloweburg hat sie gegen mich, gegen sich, gegen die gantze Welt, mürrisch gemacht, die eintzige Fräulein Howe ausgenom- men: und diese vermehret ohne Zweifel meine Schwierigkeiten täglich. Jch kann mich auch nicht entschliessen, mich zu den Mitteln zu erniedrigen, zu denen mich die Furien unsers Hauses beständig reitzen; sonderlich da ich gewiß weiß, daß mein Kind doch endlich auf eine rechtmäßige Art die Mei- nige wird. Wenn es eine vollständige Versuchung überstanden hat, so will ich ihm auf eine rechte edle Art Gerechtigkeit widerfahren lassen.
Paul Wheatly ist schon weg! schon abgeschickt! hat alle Verhaltungs-Befehle! Ein kluger Kopf! Er war dem Lord W. in den geheimsten Umständen bedient, ehe er zur See gieng. Er ist aufgeweckter als Lehman, und giebt nicht so viel von Schwer- merey und Gewissen vor als jener. Wie theuer mußte ich den Joseph kauffen! ich mußte erst sein Gewissen und denn den Kerl selbst bezahlen. Jch muß den Schelm zuletzt strafen: allein vorher mag er heyrathen. Das ist zwar schon Strafe genug, allein weil ich ihn für zwey gekauffet habe, so will ich auch in ihm zwey Leute abstraffen, den
Kerl
B 4
Doch die Wahrheit zu geſtehen, ich bin zu liſtig fuͤr mich ſelbſt geweſen. Jch wollte mich in Sicher- heit ſetzen, allein das Mittel war ſchaͤdlich; denn ich habe das liebe Kind durch meine vier Hottentot- ten ſcheu gemacht, und es wird Zeit dazu gehoͤren, ehe ich das verlohrne wieder gewinne. Das ver- dammte Geſindel zu Harloweburg hat ſie gegen mich, gegen ſich, gegen die gantze Welt, muͤrriſch gemacht, die eintzige Fraͤulein Howe ausgenom- men: und dieſe vermehret ohne Zweifel meine Schwierigkeiten taͤglich. Jch kann mich auch nicht entſchlieſſen, mich zu den Mitteln zu erniedrigen, zu denen mich die Furien unſers Hauſes beſtaͤndig reitzen; ſonderlich da ich gewiß weiß, daß mein Kind doch endlich auf eine rechtmaͤßige Art die Mei- nige wird. Wenn es eine vollſtaͤndige Verſuchung uͤberſtanden hat, ſo will ich ihm auf eine rechte edle Art Gerechtigkeit widerfahren laſſen.
Paul Wheatly iſt ſchon weg! ſchon abgeſchickt! hat alle Verhaltungs-Befehle! Ein kluger Kopf! Er war dem Lord W. in den geheimſten Umſtaͤnden bedient, ehe er zur See gieng. Er iſt aufgeweckter als Lehman, und giebt nicht ſo viel von Schwer- merey und Gewiſſen vor als jener. Wie theuer mußte ich den Joſeph kauffen! ich mußte erſt ſein Gewiſſen und denn den Kerl ſelbſt bezahlen. Jch muß den Schelm zuletzt ſtrafen: allein vorher mag er heyrathen. Das iſt zwar ſchon Strafe genug, allein weil ich ihn fuͤr zwey gekauffet habe, ſo will ich auch in ihm zwey Leute abſtraffen, den
Kerl
B 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0029"n="23"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Doch die Wahrheit zu geſtehen, ich bin zu liſtig<lb/>
fuͤr mich ſelbſt geweſen. Jch wollte mich in Sicher-<lb/>
heit ſetzen, allein das Mittel war ſchaͤdlich; denn<lb/>
ich habe das liebe Kind durch meine vier Hottentot-<lb/>
ten ſcheu gemacht, und es wird Zeit dazu gehoͤren,<lb/>
ehe ich das verlohrne wieder gewinne. Das ver-<lb/>
dammte Geſindel zu <hirendition="#fr">Harloweburg</hi> hat ſie gegen<lb/>
mich, gegen ſich, gegen die gantze Welt, muͤrriſch<lb/>
gemacht, die eintzige Fraͤulein <hirendition="#fr">Howe</hi> ausgenom-<lb/>
men: und dieſe vermehret ohne Zweifel meine<lb/>
Schwierigkeiten taͤglich. Jch kann mich auch nicht<lb/>
entſchlieſſen, mich zu den Mitteln zu erniedrigen,<lb/>
zu denen mich die Furien unſers Hauſes beſtaͤndig<lb/>
reitzen; ſonderlich da ich gewiß weiß, daß mein<lb/>
Kind doch endlich auf eine rechtmaͤßige Art die Mei-<lb/>
nige wird. Wenn es eine vollſtaͤndige Verſuchung<lb/>
uͤberſtanden hat, ſo will ich ihm auf eine rechte edle<lb/>
Art Gerechtigkeit widerfahren laſſen.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p><hirendition="#fr">Paul Wheatly</hi> iſt ſchon weg! ſchon abgeſchickt!<lb/>
hat alle Verhaltungs-Befehle! Ein kluger Kopf!<lb/>
Er war dem Lord W. in den geheimſten Umſtaͤnden<lb/>
bedient, ehe er zur See gieng. Er iſt aufgeweckter<lb/>
als <hirendition="#fr">Lehman,</hi> und giebt nicht ſo viel von Schwer-<lb/>
merey und Gewiſſen vor als jener. Wie theuer<lb/>
mußte ich den <hirendition="#fr">Joſeph</hi> kauffen! ich mußte erſt ſein<lb/>
Gewiſſen und denn den Kerl ſelbſt bezahlen. Jch<lb/>
muß den Schelm zuletzt ſtrafen: allein vorher<lb/>
mag er heyrathen. Das iſt zwar ſchon Strafe<lb/>
genug, allein weil ich ihn fuͤr zwey gekauffet habe,<lb/>ſo will ich auch in ihm zwey Leute abſtraffen, den<lb/><fwplace="bottom"type="sig">B 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">Kerl</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[23/0029]
Doch die Wahrheit zu geſtehen, ich bin zu liſtig
fuͤr mich ſelbſt geweſen. Jch wollte mich in Sicher-
heit ſetzen, allein das Mittel war ſchaͤdlich; denn
ich habe das liebe Kind durch meine vier Hottentot-
ten ſcheu gemacht, und es wird Zeit dazu gehoͤren,
ehe ich das verlohrne wieder gewinne. Das ver-
dammte Geſindel zu Harloweburg hat ſie gegen
mich, gegen ſich, gegen die gantze Welt, muͤrriſch
gemacht, die eintzige Fraͤulein Howe ausgenom-
men: und dieſe vermehret ohne Zweifel meine
Schwierigkeiten taͤglich. Jch kann mich auch nicht
entſchlieſſen, mich zu den Mitteln zu erniedrigen,
zu denen mich die Furien unſers Hauſes beſtaͤndig
reitzen; ſonderlich da ich gewiß weiß, daß mein
Kind doch endlich auf eine rechtmaͤßige Art die Mei-
nige wird. Wenn es eine vollſtaͤndige Verſuchung
uͤberſtanden hat, ſo will ich ihm auf eine rechte edle
Art Gerechtigkeit widerfahren laſſen.
Paul Wheatly iſt ſchon weg! ſchon abgeſchickt!
hat alle Verhaltungs-Befehle! Ein kluger Kopf!
Er war dem Lord W. in den geheimſten Umſtaͤnden
bedient, ehe er zur See gieng. Er iſt aufgeweckter
als Lehman, und giebt nicht ſo viel von Schwer-
merey und Gewiſſen vor als jener. Wie theuer
mußte ich den Joſeph kauffen! ich mußte erſt ſein
Gewiſſen und denn den Kerl ſelbſt bezahlen. Jch
muß den Schelm zuletzt ſtrafen: allein vorher
mag er heyrathen. Das iſt zwar ſchon Strafe
genug, allein weil ich ihn fuͤr zwey gekauffet habe,
ſo will ich auch in ihm zwey Leute abſtraffen, den
Kerl
B 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/29>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.