Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite


T. (Jch erhaschete ihre Hand und küssete sie.)
Seyn sie nicht ungehalten auf ihr Mädchen.
Sie haben mir selbst gesagt, daß sie vor Zeiten
auch sehr lebhaft gewesen sind.

M. Vor Zeiten! Gott behüte! Du kannst
indessen glauben, daß ich um deinet und um Herrn
Hickmans willen eine weise Einrichtung machen
werde, wenn ich auch das Gesuch des Herrn Har-
lowe
Platz finden lasse.

T. Sie sind beyderseits zu ihren verständigen
Jahren gekommen.

M. Ja! ich dencke ich werde auch bald alt
und ein Krüppel heissen.

T. Er denckt auch darauf, daß er eine weise
Einrichtung machen will. Er läßt sich zum we-
nigsten schon etwas davon mercken.

M. Kurtz von der Sache zu kommen, du
giebst deine Einwilligung nicht dazu, daß ich hey-
rathe.

T. Jch wünsche es freylich nicht.

M. Wenn die Weisheit darin bestehet, daß
man das wünschet, was einem selbst nützlich ist,
so sehe ich, daß die jungen Mädchens eben so klug
sind, als die alten Krüppel.

T. Wie können sie mir meinen Wunsch un-
gütig deuten, wenn es einerley ist, ob ich wünsche,
daß sie den alten Anton nicht heyrathen, oder ob
ich mein Bestes wünsche.

M. Du bist sehr klug. Wenn du doch eben
so gehorsam wärest?

T. Jch hoffe, daß ich noch gehorsamer bin:

sonst
M 4


T. (Jch erhaſchete ihre Hand und kuͤſſete ſie.)
Seyn ſie nicht ungehalten auf ihr Maͤdchen.
Sie haben mir ſelbſt geſagt, daß ſie vor Zeiten
auch ſehr lebhaft geweſen ſind.

M. Vor Zeiten! Gott behuͤte! Du kannſt
indeſſen glauben, daß ich um deinet und um Herrn
Hickmans willen eine weiſe Einrichtung machen
werde, wenn ich auch das Geſuch des Herrn Har-
lowe
Platz finden laſſe.

T. Sie ſind beyderſeits zu ihren verſtaͤndigen
Jahren gekommen.

M. Ja! ich dencke ich werde auch bald alt
und ein Kruͤppel heiſſen.

T. Er denckt auch darauf, daß er eine weiſe
Einrichtung machen will. Er laͤßt ſich zum we-
nigſten ſchon etwas davon mercken.

M. Kurtz von der Sache zu kommen, du
giebſt deine Einwilligung nicht dazu, daß ich hey-
rathe.

T. Jch wuͤnſche es freylich nicht.

M. Wenn die Weisheit darin beſtehet, daß
man das wuͤnſchet, was einem ſelbſt nuͤtzlich iſt,
ſo ſehe ich, daß die jungen Maͤdchens eben ſo klug
ſind, als die alten Kruͤppel.

T. Wie koͤnnen ſie mir meinen Wunſch un-
guͤtig deuten, wenn es einerley iſt, ob ich wuͤnſche,
daß ſie den alten Anton nicht heyrathen, oder ob
ich mein Beſtes wuͤnſche.

M. Du biſt ſehr klug. Wenn du doch eben
ſo gehorſam waͤreſt?

T. Jch hoffe, daß ich noch gehorſamer bin:

ſonſt
M 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0189" n="183"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">T.</hi> (Jch erha&#x017F;chete ihre Hand und ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;ete &#x017F;ie.)<lb/>
Seyn &#x017F;ie nicht ungehalten auf ihr Ma&#x0364;dchen.<lb/>
Sie haben mir &#x017F;elb&#x017F;t ge&#x017F;agt, daß &#x017F;ie vor Zeiten<lb/>
auch &#x017F;ehr lebhaft gewe&#x017F;en &#x017F;ind.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">M. Vor Zeiten!</hi> Gott behu&#x0364;te! Du kann&#x017F;t<lb/>
inde&#x017F;&#x017F;en glauben, daß ich um deinet und um Herrn<lb/>
Hickmans willen eine wei&#x017F;e Einrichtung machen<lb/>
werde, wenn ich auch das Ge&#x017F;uch des Herrn <hi rendition="#fr">Har-<lb/>
lowe</hi> Platz finden la&#x017F;&#x017F;e.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">T.</hi> Sie &#x017F;ind beyder&#x017F;eits zu ihren ver&#x017F;ta&#x0364;ndigen<lb/>
Jahren gekommen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">M.</hi> Ja! ich dencke ich werde auch bald alt<lb/>
und ein <hi rendition="#fr">Kru&#x0364;ppel</hi> hei&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">T.</hi> Er denckt auch darauf, daß er eine wei&#x017F;e<lb/>
Einrichtung machen will. Er la&#x0364;ßt &#x017F;ich zum we-<lb/>
nig&#x017F;ten &#x017F;chon etwas davon mercken.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">M.</hi> Kurtz von der Sache zu kommen, du<lb/>
gieb&#x017F;t deine Einwilligung nicht dazu, daß ich hey-<lb/>
rathe.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">T.</hi> Jch wu&#x0364;n&#x017F;che es freylich nicht.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">M.</hi> Wenn die Weisheit darin be&#x017F;tehet, daß<lb/>
man das wu&#x0364;n&#x017F;chet, was einem &#x017F;elb&#x017F;t nu&#x0364;tzlich i&#x017F;t,<lb/>
&#x017F;o &#x017F;ehe ich, daß die jungen Ma&#x0364;dchens eben &#x017F;o klug<lb/>
&#x017F;ind, als die alten Kru&#x0364;ppel.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">T.</hi> Wie ko&#x0364;nnen &#x017F;ie mir meinen Wun&#x017F;ch un-<lb/>
gu&#x0364;tig deuten, wenn es einerley i&#x017F;t, ob ich wu&#x0364;n&#x017F;che,<lb/>
daß &#x017F;ie den alten Anton nicht heyrathen, oder ob<lb/>
ich mein Be&#x017F;tes wu&#x0364;n&#x017F;che.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">M.</hi> Du bi&#x017F;t &#x017F;ehr klug. Wenn du doch eben<lb/>
&#x017F;o gehor&#x017F;am wa&#x0364;re&#x017F;t?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">T.</hi> Jch hoffe, daß ich noch gehor&#x017F;amer bin:<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M 4</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;on&#x017F;t</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[183/0189] T. (Jch erhaſchete ihre Hand und kuͤſſete ſie.) Seyn ſie nicht ungehalten auf ihr Maͤdchen. Sie haben mir ſelbſt geſagt, daß ſie vor Zeiten auch ſehr lebhaft geweſen ſind. M. Vor Zeiten! Gott behuͤte! Du kannſt indeſſen glauben, daß ich um deinet und um Herrn Hickmans willen eine weiſe Einrichtung machen werde, wenn ich auch das Geſuch des Herrn Har- lowe Platz finden laſſe. T. Sie ſind beyderſeits zu ihren verſtaͤndigen Jahren gekommen. M. Ja! ich dencke ich werde auch bald alt und ein Kruͤppel heiſſen. T. Er denckt auch darauf, daß er eine weiſe Einrichtung machen will. Er laͤßt ſich zum we- nigſten ſchon etwas davon mercken. M. Kurtz von der Sache zu kommen, du giebſt deine Einwilligung nicht dazu, daß ich hey- rathe. T. Jch wuͤnſche es freylich nicht. M. Wenn die Weisheit darin beſtehet, daß man das wuͤnſchet, was einem ſelbſt nuͤtzlich iſt, ſo ſehe ich, daß die jungen Maͤdchens eben ſo klug ſind, als die alten Kruͤppel. T. Wie koͤnnen ſie mir meinen Wunſch un- guͤtig deuten, wenn es einerley iſt, ob ich wuͤnſche, daß ſie den alten Anton nicht heyrathen, oder ob ich mein Beſtes wuͤnſche. M. Du biſt ſehr klug. Wenn du doch eben ſo gehorſam waͤreſt? T. Jch hoffe, daß ich noch gehorſamer bin: ſonſt M 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/189
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/189>, abgerufen am 02.05.2024.