umgegangen wären. Hier kamen wir von der Hauptsache ab. Endlich las sie mir einige Stel- len vor, ließ aber die aus, die am meisten lächer- lich waren. Dem ohngeachtet brauchte ich viel Ueberwindung dazu, daß ich nicht lachte.
M. Sage mir doch nun, Aennichen, was denckst du dazu?
T. Darf ich sie fragen, was sie dazu dencken?
M. Jch will mir nicht durch Fragen, sondern durch Antworten, antworten lassen. Du kannst ja sonst wohl sagen, was du denckest.
T. Wenn meine Mutter mir befiehlt, es zu sagen!
M. Sage es.
T. Ohne den gantzen Brief gelesen zu haben?
M. Antworte auf das, was ich dir vorgele- sen habe.
T. Was soll ich sagen? Wenn sie Ja sagen, so hören sie auf meine Mutter, Howe, zu seyn.
M. Jch wundere mich über deine Dreistig- keit, Aennichen!
T. Jch will so viel sagen: sie werden alsdenn meine Mutter Harlowe.
M. Liebes Kind! - - Mache mich nicht blind.
Sie verfärbete sich etliche mahl.
T. Liebste Mutter, (das bleibt wahr, daß ich den Harlowes nicht gut bin, und das wollte ich sagen.) ich bin ihr Kind, und muß ihr Kind bleiben, sie mögen thun was sie wollen.
M.
umgegangen waͤren. Hier kamen wir von der Hauptſache ab. Endlich las ſie mir einige Stel- len vor, ließ aber die aus, die am meiſten laͤcher- lich waren. Dem ohngeachtet brauchte ich viel Ueberwindung dazu, daß ich nicht lachte.
M. Sage mir doch nun, Aennichen, was denckſt du dazu?
T. Darf ich ſie fragen, was ſie dazu dencken?
M. Jch will mir nicht durch Fragen, ſondern durch Antworten, antworten laſſen. Du kannſt ja ſonſt wohl ſagen, was du denckeſt.
T. Wenn meine Mutter mir befiehlt, es zu ſagen!
M. Sage es.
T. Ohne den gantzen Brief geleſen zu haben?
M. Antworte auf das, was ich dir vorgele- ſen habe.
T. Was ſoll ich ſagen? Wenn ſie Ja ſagen, ſo hoͤren ſie auf meine Mutter, Howe, zu ſeyn.
M. Jch wundere mich uͤber deine Dreiſtig- keit, Aennichen!
T. Jch will ſo viel ſagen: ſie werden alsdenn meine Mutter Harlowe.
M. Liebes Kind! ‒ ‒ Mache mich nicht blind.
Sie verfaͤrbete ſich etliche mahl.
T. Liebſte Mutter, (das bleibt wahr, daß ich den Harlowes nicht gut bin, und das wollte ich ſagen.) ich bin ihr Kind, und muß ihr Kind bleiben, ſie moͤgen thun was ſie wollen.
M.
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umgegangen waͤren. Hier kamen wir von der
Hauptſache ab. Endlich las ſie mir einige Stel-
len vor, ließ aber die aus, die am meiſten laͤcher-
lich waren. Dem ohngeachtet brauchte ich viel
Ueberwindung dazu, daß ich nicht lachte.
M. Sage mir doch nun, Aennichen, was
denckſt du dazu?
T. Darf ich ſie fragen, was ſie dazu dencken?
M. Jch will mir nicht durch Fragen, ſondern
durch Antworten, antworten laſſen. Du kannſt
ja ſonſt wohl ſagen, was du denckeſt.
T. Wenn meine Mutter mir befiehlt, es zu
ſagen!
M. Sage es.
T. Ohne den gantzen Brief geleſen zu haben?
M. Antworte auf das, was ich dir vorgele-
ſen habe.
T. Was ſoll ich ſagen? Wenn ſie Ja ſagen,
ſo hoͤren ſie auf meine Mutter, Howe, zu ſeyn.
M. Jch wundere mich uͤber deine Dreiſtig-
keit, Aennichen!
T. Jch will ſo viel ſagen: ſie werden alsdenn
meine Mutter Harlowe.
M. Liebes Kind! ‒ ‒ Mache mich nicht
blind.
Sie verfaͤrbete ſich etliche mahl.
T. Liebſte Mutter, (das bleibt wahr, daß ich
den Harlowes nicht gut bin, und das wollte ich
ſagen.) ich bin ihr Kind, und muß ihr Kind
bleiben, ſie moͤgen thun was ſie wollen.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/182>, abgerufen am 23.07.2024.
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