ge zu Hause aufzuhalten. Wenn man aber nach Art der arbeitsamen Biene schwärmet, und sich von einer Blume auf die andere setzt, und es fal- len einem in jedem Monath einmahl die angeneh- men Gedancken ein, daß man wo zu Hause sey, und eine Frau habe: so ist es unerträglich, wenn man zu Hause eine Niobe findet, die wie ein ver- wundeter Weinstock sich beynahe an Thränen zu Tode blutet, und sich widerspänstig um uns her- umschlinget.
Wenn doch der Himmel meinem Kinde Gesund- heit und ein fröliches Hertz gäbe, damit ich sehen könnte, ob es im Stande ist, noch ausser Vater und Mutter jemand zu lieben. Jhre Eltern wer- den immer im Stande seyn, den Schwieger-Sohn zu kräncken: ich hasse sie beyde von Hertzen, und ich kann nicht ohne Entsetzen an diesen Umstand ge- dencken. Jn einigen Stücken ist meine Schöne mehr als ein Frauenzimmer, und ein wahrhafter Engel, in andern ist sie wie ein kleines Kind, vol- ler Heimweh, und als wenn sie noch den Pitz ha- ben wollte. Wie unglücklich müßte ein Mann mit einer solchen Frau leben, wenn die Eltern nicht die hohe Gnade haben, sich mit ihm zu versöhnen, und ihm ihr schwieger-älterliches Hertz Zeit Lebens zu gönnen.
Für sie und für mich ist es viel besser, wenn wir uns einander nicht heyrathen. Was für ein ver- gnügtes Leben würde das seyn, wenn man ein sol- ches Frauenzimmer hätte. O daß ich sie doch dazu überreden könnte! Alle ihre Furcht und Besorgniß,
alle
ge zu Hauſe aufzuhalten. Wenn man aber nach Art der arbeitſamen Biene ſchwaͤrmet, und ſich von einer Blume auf die andere ſetzt, und es fal- len einem in jedem Monath einmahl die angeneh- men Gedancken ein, daß man wo zu Hauſe ſey, und eine Frau habe: ſo iſt es unertraͤglich, wenn man zu Hauſe eine Niobe findet, die wie ein ver- wundeter Weinſtock ſich beynahe an Thraͤnen zu Tode blutet, und ſich widerſpaͤnſtig um uns her- umſchlinget.
Wenn doch der Himmel meinem Kinde Geſund- heit und ein froͤliches Hertz gaͤbe, damit ich ſehen koͤnnte, ob es im Stande iſt, noch auſſer Vater und Mutter jemand zu lieben. Jhre Eltern wer- den immer im Stande ſeyn, den Schwieger-Sohn zu kraͤncken: ich haſſe ſie beyde von Hertzen, und ich kann nicht ohne Entſetzen an dieſen Umſtand ge- dencken. Jn einigen Stuͤcken iſt meine Schoͤne mehr als ein Frauenzimmer, und ein wahrhafter Engel, in andern iſt ſie wie ein kleines Kind, vol- ler Heimweh, und als wenn ſie noch den Pitz ha- ben wollte. Wie ungluͤcklich muͤßte ein Mann mit einer ſolchen Frau leben, wenn die Eltern nicht die hohe Gnade haben, ſich mit ihm zu verſoͤhnen, und ihm ihr ſchwieger-aͤlterliches Hertz Zeit Lebens zu goͤnnen.
Fuͤr ſie und fuͤr mich iſt es viel beſſer, wenn wir uns einander nicht heyrathen. Was fuͤr ein ver- gnuͤgtes Leben wuͤrde das ſeyn, wenn man ein ſol- ches Frauenzimmer haͤtte. O daß ich ſie doch dazu uͤberreden koͤnnte! Alle ihre Furcht und Beſorgniß,
alle
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ge zu Hauſe aufzuhalten. Wenn man aber nach
Art der arbeitſamen Biene ſchwaͤrmet, und ſich
von einer Blume auf die andere ſetzt, und es fal-
len einem in jedem Monath einmahl die angeneh-
men Gedancken ein, daß man wo zu Hauſe ſey,
und eine Frau habe: ſo iſt es unertraͤglich, wenn
man zu Hauſe eine Niobe findet, die wie ein ver-
wundeter Weinſtock ſich beynahe an Thraͤnen zu
Tode blutet, und ſich widerſpaͤnſtig um uns her-
umſchlinget.
Wenn doch der Himmel meinem Kinde Geſund-
heit und ein froͤliches Hertz gaͤbe, damit ich ſehen
koͤnnte, ob es im Stande iſt, noch auſſer Vater
und Mutter jemand zu lieben. Jhre Eltern wer-
den immer im Stande ſeyn, den Schwieger-Sohn
zu kraͤncken: ich haſſe ſie beyde von Hertzen, und
ich kann nicht ohne Entſetzen an dieſen Umſtand ge-
dencken. Jn einigen Stuͤcken iſt meine Schoͤne
mehr als ein Frauenzimmer, und ein wahrhafter
Engel, in andern iſt ſie wie ein kleines Kind, vol-
ler Heimweh, und als wenn ſie noch den Pitz ha-
ben wollte. Wie ungluͤcklich muͤßte ein Mann
mit einer ſolchen Frau leben, wenn die Eltern nicht
die hohe Gnade haben, ſich mit ihm zu verſoͤhnen,
und ihm ihr ſchwieger-aͤlterliches Hertz Zeit Lebens
zu goͤnnen.
Fuͤr ſie und fuͤr mich iſt es viel beſſer, wenn wir
uns einander nicht heyrathen. Was fuͤr ein ver-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/448>, abgerufen am 21.11.2024.
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