weiter nichts daraus, als daß die Jhrigen sich selbst ihrer Niederträchtigkeit schämen. Das Geheimniß der Frau Hervey soll bey mir bleiben, und ich wollte selbst nicht gerne, daß meine Mutter es zu sehen bekommen möchte.
Sie sehen nun selbst, daß nichts vor Sie übrig ist, als alle Bedencklichkeiten zu überwinden, und bey der ersten guten Gelegenheit zu heyrathen. Ent- schliessen Sie sich hiezu mein Schatz. Jch will Jhnen einen neuen Bewegungs-Grund dazu geben, der mich selbst betrifft. Jch habe mich entschlossen, und ich habe sogar ein Gelübde gethan: (werden Sie ja nicht ungehalten darüber meine allerliebste Freundin) mich nie zu verändern, so lange Jhr Glück und Unglück noch zweifelhaftig ist. Selbst um meines künftigen Mannes willen habe ich dieses Gelübde gethan: denn, würde ich nicht unglücklich seyn, wenn Sie unglücklich seyn? und wie könnte ein Mann mit mir zufrieden seyn, wenn er fände, daß alle seine Freundlichkeit und Liebkosungen nicht im Stande wären, mir den Verdruß zu benehmen, den er mir doch nicht verursachet hat?
Wenn ich an Jhrer Stelle gewesen wäre, so würde ich Herrn Lovelacen den garstigen Brief meiner Schwester gezeiget haben. Jch lege ihn wieder bey: unter meinem Dache soll ein solches Ungeheuer keinen Platz finden. Wenn Sie ihm den Brief zu lesen geben, so wird dadurch eine Ge- legenheit zu der Unterredung gemacht, die jetzt am nöthigsten ist. Er mag sehen, was Sie um seinet- willen leyden: Jhre Vorzüge werden es ihm ohn-
mög-
weiter nichts daraus, als daß die Jhrigen ſich ſelbſt ihrer Niedertraͤchtigkeit ſchaͤmen. Das Geheimniß der Frau Hervey ſoll bey mir bleiben, und ich wollte ſelbſt nicht gerne, daß meine Mutter es zu ſehen bekommen moͤchte.
Sie ſehen nun ſelbſt, daß nichts vor Sie uͤbrig iſt, als alle Bedencklichkeiten zu uͤberwinden, und bey der erſten guten Gelegenheit zu heyrathen. Ent- ſchlieſſen Sie ſich hiezu mein Schatz. Jch will Jhnen einen neuen Bewegungs-Grund dazu geben, der mich ſelbſt betrifft. Jch habe mich entſchloſſen, und ich habe ſogar ein Geluͤbde gethan: (werden Sie ja nicht ungehalten daruͤber meine allerliebſte Freundin) mich nie zu veraͤndern, ſo lange Jhr Gluͤck und Ungluͤck noch zweifelhaftig iſt. Selbſt um meines kuͤnftigen Mannes willen habe ich dieſes Geluͤbde gethan: denn, wuͤrde ich nicht ungluͤcklich ſeyn, wenn Sie ungluͤcklich ſeyn? und wie koͤnnte ein Mann mit mir zufrieden ſeyn, wenn er faͤnde, daß alle ſeine Freundlichkeit und Liebkoſungen nicht im Stande waͤren, mir den Verdruß zu benehmen, den er mir doch nicht verurſachet hat?
Wenn ich an Jhrer Stelle geweſen waͤre, ſo wuͤrde ich Herrn Lovelacen den garſtigen Brief meiner Schweſter gezeiget haben. Jch lege ihn wieder bey: unter meinem Dache ſoll ein ſolches Ungeheuer keinen Platz finden. Wenn Sie ihm den Brief zu leſen geben, ſo wird dadurch eine Ge- legenheit zu der Unterredung gemacht, die jetzt am noͤthigſten iſt. Er mag ſehen, was Sie um ſeinet- willen leyden: Jhre Vorzuͤge werden es ihm ohn-
moͤg-
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weiter nichts daraus, als daß die Jhrigen ſich ſelbſt
ihrer Niedertraͤchtigkeit ſchaͤmen. Das Geheimniß
der Frau Hervey ſoll bey mir bleiben, und ich
wollte ſelbſt nicht gerne, daß meine Mutter es zu
ſehen bekommen moͤchte.
Sie ſehen nun ſelbſt, daß nichts vor Sie uͤbrig
iſt, als alle Bedencklichkeiten zu uͤberwinden, und
bey der erſten guten Gelegenheit zu heyrathen. Ent-
ſchlieſſen Sie ſich hiezu mein Schatz. Jch will
Jhnen einen neuen Bewegungs-Grund dazu geben,
der mich ſelbſt betrifft. Jch habe mich entſchloſſen,
und ich habe ſogar ein Geluͤbde gethan: (werden
Sie ja nicht ungehalten daruͤber meine allerliebſte
Freundin) mich nie zu veraͤndern, ſo lange Jhr
Gluͤck und Ungluͤck noch zweifelhaftig iſt. Selbſt
um meines kuͤnftigen Mannes willen habe ich dieſes
Geluͤbde gethan: denn, wuͤrde ich nicht ungluͤcklich
ſeyn, wenn Sie ungluͤcklich ſeyn? und wie koͤnnte
ein Mann mit mir zufrieden ſeyn, wenn er faͤnde,
daß alle ſeine Freundlichkeit und Liebkoſungen nicht
im Stande waͤren, mir den Verdruß zu benehmen,
den er mir doch nicht verurſachet hat?
Wenn ich an Jhrer Stelle geweſen waͤre, ſo
wuͤrde ich Herrn Lovelacen den garſtigen Brief
meiner Schweſter gezeiget haben. Jch lege
ihn wieder bey: unter meinem Dache ſoll ein ſolches
Ungeheuer keinen Platz finden. Wenn Sie ihm
den Brief zu leſen geben, ſo wird dadurch eine Ge-
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noͤthigſten iſt. Er mag ſehen, was Sie um ſeinet-
willen leyden: Jhre Vorzuͤge werden es ihm ohn-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/420>, abgerufen am 24.11.2024.
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