Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite



möglich machen sich niederträchtig gegen Sie auf-
zuführen. Wenn der Mann gegen Sie ein Schelm
ist, so will ich mich vor unsinnig halten. Jch hal-
te davor, daß ein so unvergleichliches Frauenzim-
mer schon dadurch genung gestraft ist, wenn es ihn
zum Manne bekommt.

Seyn Sie nicht allzu sicher und glauben Sie
nicht allzu gewiß, daß die Absichten Jhres Bruders
vorüber sind. Die Worte darauf Sie sich grün-
den, sind ein Theil des Briefes der abscheulichen
Arabella, und scheinen den Zweck zu haben Sie
sicher zu machen. Sie sagt weiter nichts, als:
sie glaube, daß man diesen Vorsatz habe fahren
lassen. Aus den Reden der Fräulein Lloyd kann
ich gar nicht mercken, daß das Ungewitter vorüber
sey. Es ist demnach das sicherste, wenn Sie zu
London sind, sich sehr in der Stille zu halten, und
alle Briefe an einen dritten Ort schicken zu lassen.
Man muß immer das schlimmste befürchten. Jch
wollte nicht gerne, daß Sie solchen heftigen und
boshaftigen Leuten wider Jhren Willen in die Hän-
de gerathen sollten.

Jch will damit vergnügt seyn, wenn ich meine
Briefe an Sie an einen dritten Ort schicken darf.
Alsdenn kann ich meiner Mutter und jederman mit
guten Gewissen bezeugen, daß ich nicht weiß, wo-
Sie sich aufhalten. Sie werden desto weniger Ur-
sache haben, Unglück zu befürchten, wenn die Jhri-
gen den Vorsatz hätten, Sie Herrn Lovelacen mit
Gewalt wieder zu nehmen. Schicken Sie Jhre
Briefe, und selbst Jhre Antwort auf diesen meinen

Brief
C c 4



moͤglich machen ſich niedertraͤchtig gegen Sie auf-
zufuͤhren. Wenn der Mann gegen Sie ein Schelm
iſt, ſo will ich mich vor unſinnig halten. Jch hal-
te davor, daß ein ſo unvergleichliches Frauenzim-
mer ſchon dadurch genung geſtraft iſt, wenn es ihn
zum Manne bekommt.

Seyn Sie nicht allzu ſicher und glauben Sie
nicht allzu gewiß, daß die Abſichten Jhres Bruders
voruͤber ſind. Die Worte darauf Sie ſich gruͤn-
den, ſind ein Theil des Briefes der abſcheulichen
Arabella, und ſcheinen den Zweck zu haben Sie
ſicher zu machen. Sie ſagt weiter nichts, als:
ſie glaube, daß man dieſen Vorſatz habe fahren
laſſen. Aus den Reden der Fraͤulein Lloyd kann
ich gar nicht mercken, daß das Ungewitter voruͤber
ſey. Es iſt demnach das ſicherſte, wenn Sie zu
London ſind, ſich ſehr in der Stille zu halten, und
alle Briefe an einen dritten Ort ſchicken zu laſſen.
Man muß immer das ſchlimmſte befuͤrchten. Jch
wollte nicht gerne, daß Sie ſolchen heftigen und
boshaftigen Leuten wider Jhren Willen in die Haͤn-
de gerathen ſollten.

Jch will damit vergnuͤgt ſeyn, wenn ich meine
Briefe an Sie an einen dritten Ort ſchicken darf.
Alsdenn kann ich meiner Mutter und jederman mit
guten Gewiſſen bezeugen, daß ich nicht weiß, wo-
Sie ſich aufhalten. Sie werden deſto weniger Ur-
ſache haben, Ungluͤck zu befuͤrchten, wenn die Jhri-
gen den Vorſatz haͤtten, Sie Herrn Lovelacen mit
Gewalt wieder zu nehmen. Schicken Sie Jhre
Briefe, und ſelbſt Jhre Antwort auf dieſen meinen

Brief
C c 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0421" n="407"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
mo&#x0364;glich machen &#x017F;ich niedertra&#x0364;chtig gegen Sie auf-<lb/>
zufu&#x0364;hren. Wenn der Mann gegen Sie ein Schelm<lb/>
i&#x017F;t, &#x017F;o will ich mich vor un&#x017F;innig halten. Jch hal-<lb/>
te davor, daß ein &#x017F;o unvergleichliches Frauenzim-<lb/>
mer &#x017F;chon dadurch genung ge&#x017F;traft i&#x017F;t, wenn es ihn<lb/>
zum Manne bekommt.</p><lb/>
          <p>Seyn Sie nicht allzu &#x017F;icher und glauben Sie<lb/>
nicht allzu gewiß, daß die Ab&#x017F;ichten Jhres Bruders<lb/>
voru&#x0364;ber &#x017F;ind. Die Worte darauf Sie &#x017F;ich gru&#x0364;n-<lb/>
den, &#x017F;ind ein Theil des Briefes der ab&#x017F;cheulichen<lb/><hi rendition="#fr">Arabella,</hi> und &#x017F;cheinen den Zweck zu haben Sie<lb/>
&#x017F;icher zu machen. Sie &#x017F;agt weiter nichts, als:<lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;ie glaube,</hi> daß man die&#x017F;en Vor&#x017F;atz habe fahren<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en. Aus den Reden der Fra&#x0364;ulein <hi rendition="#fr">Lloyd</hi> kann<lb/>
ich gar nicht mercken, daß das Ungewitter voru&#x0364;ber<lb/>
&#x017F;ey. Es i&#x017F;t demnach das &#x017F;icher&#x017F;te, wenn Sie zu<lb/><hi rendition="#fr">London</hi> &#x017F;ind, &#x017F;ich &#x017F;ehr in der Stille zu halten, und<lb/>
alle Briefe an einen dritten Ort &#x017F;chicken zu la&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Man muß immer das &#x017F;chlimm&#x017F;te befu&#x0364;rchten. Jch<lb/>
wollte nicht gerne, daß Sie &#x017F;olchen heftigen und<lb/>
boshaftigen Leuten wider Jhren Willen in die Ha&#x0364;n-<lb/>
de gerathen &#x017F;ollten.</p><lb/>
          <p>Jch will damit vergnu&#x0364;gt &#x017F;eyn, wenn ich meine<lb/>
Briefe an Sie an einen dritten Ort &#x017F;chicken darf.<lb/>
Alsdenn kann ich meiner Mutter und jederman mit<lb/>
guten Gewi&#x017F;&#x017F;en bezeugen, daß ich nicht weiß, wo-<lb/>
Sie &#x017F;ich aufhalten. Sie werden de&#x017F;to weniger Ur-<lb/>
&#x017F;ache haben, Unglu&#x0364;ck zu befu&#x0364;rchten, wenn die Jhri-<lb/>
gen den Vor&#x017F;atz ha&#x0364;tten, Sie Herrn <hi rendition="#fr">Lovelacen</hi> mit<lb/>
Gewalt wieder zu nehmen. Schicken Sie Jhre<lb/>
Briefe, und &#x017F;elb&#x017F;t Jhre Antwort auf die&#x017F;en meinen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C c 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Brief</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[407/0421] moͤglich machen ſich niedertraͤchtig gegen Sie auf- zufuͤhren. Wenn der Mann gegen Sie ein Schelm iſt, ſo will ich mich vor unſinnig halten. Jch hal- te davor, daß ein ſo unvergleichliches Frauenzim- mer ſchon dadurch genung geſtraft iſt, wenn es ihn zum Manne bekommt. Seyn Sie nicht allzu ſicher und glauben Sie nicht allzu gewiß, daß die Abſichten Jhres Bruders voruͤber ſind. Die Worte darauf Sie ſich gruͤn- den, ſind ein Theil des Briefes der abſcheulichen Arabella, und ſcheinen den Zweck zu haben Sie ſicher zu machen. Sie ſagt weiter nichts, als: ſie glaube, daß man dieſen Vorſatz habe fahren laſſen. Aus den Reden der Fraͤulein Lloyd kann ich gar nicht mercken, daß das Ungewitter voruͤber ſey. Es iſt demnach das ſicherſte, wenn Sie zu London ſind, ſich ſehr in der Stille zu halten, und alle Briefe an einen dritten Ort ſchicken zu laſſen. Man muß immer das ſchlimmſte befuͤrchten. Jch wollte nicht gerne, daß Sie ſolchen heftigen und boshaftigen Leuten wider Jhren Willen in die Haͤn- de gerathen ſollten. Jch will damit vergnuͤgt ſeyn, wenn ich meine Briefe an Sie an einen dritten Ort ſchicken darf. Alsdenn kann ich meiner Mutter und jederman mit guten Gewiſſen bezeugen, daß ich nicht weiß, wo- Sie ſich aufhalten. Sie werden deſto weniger Ur- ſache haben, Ungluͤck zu befuͤrchten, wenn die Jhri- gen den Vorſatz haͤtten, Sie Herrn Lovelacen mit Gewalt wieder zu nehmen. Schicken Sie Jhre Briefe, und ſelbſt Jhre Antwort auf dieſen meinen Brief C c 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/421
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/421>, abgerufen am 24.11.2024.