möglich machen sich niederträchtig gegen Sie auf- zuführen. Wenn der Mann gegen Sie ein Schelm ist, so will ich mich vor unsinnig halten. Jch hal- te davor, daß ein so unvergleichliches Frauenzim- mer schon dadurch genung gestraft ist, wenn es ihn zum Manne bekommt.
Seyn Sie nicht allzu sicher und glauben Sie nicht allzu gewiß, daß die Absichten Jhres Bruders vorüber sind. Die Worte darauf Sie sich grün- den, sind ein Theil des Briefes der abscheulichen Arabella, und scheinen den Zweck zu haben Sie sicher zu machen. Sie sagt weiter nichts, als: sie glaube, daß man diesen Vorsatz habe fahren lassen. Aus den Reden der Fräulein Lloyd kann ich gar nicht mercken, daß das Ungewitter vorüber sey. Es ist demnach das sicherste, wenn Sie zu London sind, sich sehr in der Stille zu halten, und alle Briefe an einen dritten Ort schicken zu lassen. Man muß immer das schlimmste befürchten. Jch wollte nicht gerne, daß Sie solchen heftigen und boshaftigen Leuten wider Jhren Willen in die Hän- de gerathen sollten.
Jch will damit vergnügt seyn, wenn ich meine Briefe an Sie an einen dritten Ort schicken darf. Alsdenn kann ich meiner Mutter und jederman mit guten Gewissen bezeugen, daß ich nicht weiß, wo- Sie sich aufhalten. Sie werden desto weniger Ur- sache haben, Unglück zu befürchten, wenn die Jhri- gen den Vorsatz hätten, Sie Herrn Lovelacen mit Gewalt wieder zu nehmen. Schicken Sie Jhre Briefe, und selbst Jhre Antwort auf diesen meinen
Brief
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moͤglich machen ſich niedertraͤchtig gegen Sie auf- zufuͤhren. Wenn der Mann gegen Sie ein Schelm iſt, ſo will ich mich vor unſinnig halten. Jch hal- te davor, daß ein ſo unvergleichliches Frauenzim- mer ſchon dadurch genung geſtraft iſt, wenn es ihn zum Manne bekommt.
Seyn Sie nicht allzu ſicher und glauben Sie nicht allzu gewiß, daß die Abſichten Jhres Bruders voruͤber ſind. Die Worte darauf Sie ſich gruͤn- den, ſind ein Theil des Briefes der abſcheulichen Arabella, und ſcheinen den Zweck zu haben Sie ſicher zu machen. Sie ſagt weiter nichts, als: ſie glaube, daß man dieſen Vorſatz habe fahren laſſen. Aus den Reden der Fraͤulein Lloyd kann ich gar nicht mercken, daß das Ungewitter voruͤber ſey. Es iſt demnach das ſicherſte, wenn Sie zu London ſind, ſich ſehr in der Stille zu halten, und alle Briefe an einen dritten Ort ſchicken zu laſſen. Man muß immer das ſchlimmſte befuͤrchten. Jch wollte nicht gerne, daß Sie ſolchen heftigen und boshaftigen Leuten wider Jhren Willen in die Haͤn- de gerathen ſollten.
Jch will damit vergnuͤgt ſeyn, wenn ich meine Briefe an Sie an einen dritten Ort ſchicken darf. Alsdenn kann ich meiner Mutter und jederman mit guten Gewiſſen bezeugen, daß ich nicht weiß, wo- Sie ſich aufhalten. Sie werden deſto weniger Ur- ſache haben, Ungluͤck zu befuͤrchten, wenn die Jhri- gen den Vorſatz haͤtten, Sie Herrn Lovelacen mit Gewalt wieder zu nehmen. Schicken Sie Jhre Briefe, und ſelbſt Jhre Antwort auf dieſen meinen
Brief
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moͤglich machen ſich niedertraͤchtig gegen Sie auf-
zufuͤhren. Wenn der Mann gegen Sie ein Schelm
iſt, ſo will ich mich vor unſinnig halten. Jch hal-
te davor, daß ein ſo unvergleichliches Frauenzim-
mer ſchon dadurch genung geſtraft iſt, wenn es ihn
zum Manne bekommt.
Seyn Sie nicht allzu ſicher und glauben Sie
nicht allzu gewiß, daß die Abſichten Jhres Bruders
voruͤber ſind. Die Worte darauf Sie ſich gruͤn-
den, ſind ein Theil des Briefes der abſcheulichen
Arabella, und ſcheinen den Zweck zu haben Sie
ſicher zu machen. Sie ſagt weiter nichts, als:
ſie glaube, daß man dieſen Vorſatz habe fahren
laſſen. Aus den Reden der Fraͤulein Lloyd kann
ich gar nicht mercken, daß das Ungewitter voruͤber
ſey. Es iſt demnach das ſicherſte, wenn Sie zu
London ſind, ſich ſehr in der Stille zu halten, und
alle Briefe an einen dritten Ort ſchicken zu laſſen.
Man muß immer das ſchlimmſte befuͤrchten. Jch
wollte nicht gerne, daß Sie ſolchen heftigen und
boshaftigen Leuten wider Jhren Willen in die Haͤn-
de gerathen ſollten.
Jch will damit vergnuͤgt ſeyn, wenn ich meine
Briefe an Sie an einen dritten Ort ſchicken darf.
Alsdenn kann ich meiner Mutter und jederman mit
guten Gewiſſen bezeugen, daß ich nicht weiß, wo-
Sie ſich aufhalten. Sie werden deſto weniger Ur-
ſache haben, Ungluͤck zu befuͤrchten, wenn die Jhri-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/421>, abgerufen am 24.11.2024.
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