Stücken, daß ich noch dieses mahl an Sie schreiben und Sie trösten möchte: denn sie sagt, es jammre sie, daß ein so edles Hertz als das Jhrige ist, wel- ches von selbst schon so viele Reue über seine Ver- gehungen empfindet, alles Trostes beraubet werden solle.
Wie schreibt Jhre Frau Base! Jst es möglich, daß so deutliche Sachen sollten von einer doppelten Seite können angesehen werden, und daß beyde Theile recht oder unrecht haben können! doch die gute Frau ist gezwungen unrecht zu handeln: und alle die Jhrigen haben unrecht gehandelt, sie mögen sie entschuldigen, so viel sie wollen. Sie können sich nicht anders rechtfertigen, als wenn die Eigen- liebe Gericht hält, und sie zum voraus entschlossen sind sich nicht zu untersuchen, sondern sich frey zu sprechen. Hat Jhre lieblose Frau Base, so lange Sie in Jhres Vaters Hause waren, Jhnen einige Hoffnung gemacht, daß man es nicht auf das äus- serste werde kommen lassen? Des zweydeutigen Winckes dessen sie Erwähnung thut, erinnere ich mich eben so wohl als Sie. Allein warum sollte Jhnen etwas erfreuliches durch einen Winck zu verstehen gegeben werden? Die Frau Hervey gab vor, daß sie Sie lieb hätte: wie leicht hätte sie können Jhnen durch ein Wort oder durch eine Zeile im Vertrauen davon Nachricht geben, daß die Jhri- gen ihre Entschließung geändert hätten, da sie jetzund zu Jhren Verdruß ihre Feder so ausschweiffen läßt?
Allein kehren Sie sich nicht an das, was man jetzt vorgiebt, nachdem es zu späte ist. Man sieht
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Stuͤcken, daß ich noch dieſes mahl an Sie ſchreiben und Sie troͤſten moͤchte: denn ſie ſagt, es jammre ſie, daß ein ſo edles Hertz als das Jhrige iſt, wel- ches von ſelbſt ſchon ſo viele Reue uͤber ſeine Ver- gehungen empfindet, alles Troſtes beraubet werden ſolle.
Wie ſchreibt Jhre Frau Baſe! Jſt es moͤglich, daß ſo deutliche Sachen ſollten von einer doppelten Seite koͤnnen angeſehen werden, und daß beyde Theile recht oder unrecht haben koͤnnen! doch die gute Frau iſt gezwungen unrecht zu handeln: und alle die Jhrigen haben unrecht gehandelt, ſie moͤgen ſie entſchuldigen, ſo viel ſie wollen. Sie koͤnnen ſich nicht anders rechtfertigen, als wenn die Eigen- liebe Gericht haͤlt, und ſie zum voraus entſchloſſen ſind ſich nicht zu unterſuchen, ſondern ſich frey zu ſprechen. Hat Jhre liebloſe Frau Baſe, ſo lange Sie in Jhres Vaters Hauſe waren, Jhnen einige Hoffnung gemacht, daß man es nicht auf das aͤuſ- ſerſte werde kommen laſſen? Des zweydeutigen Winckes deſſen ſie Erwaͤhnung thut, erinnere ich mich eben ſo wohl als Sie. Allein warum ſollte Jhnen etwas erfreuliches durch einen Winck zu verſtehen gegeben werden? Die Frau Hervey gab vor, daß ſie Sie lieb haͤtte: wie leicht haͤtte ſie koͤnnen Jhnen durch ein Wort oder durch eine Zeile im Vertrauen davon Nachricht geben, daß die Jhri- gen ihre Entſchließung geaͤndert haͤtten, da ſie jetzund zu Jhren Verdruß ihre Feder ſo ausſchweiffen laͤßt?
Allein kehren Sie ſich nicht an das, was man jetzt vorgiebt, nachdem es zu ſpaͤte iſt. Man ſieht
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Stuͤcken, daß ich noch dieſes mahl an Sie ſchreiben
und Sie troͤſten moͤchte: denn ſie ſagt, es jammre
ſie, daß ein ſo edles Hertz als das Jhrige iſt, wel-
ches von ſelbſt ſchon ſo viele Reue uͤber ſeine Ver-
gehungen empfindet, alles Troſtes beraubet werden
ſolle.
Wie ſchreibt Jhre Frau Baſe! Jſt es moͤglich,
daß ſo deutliche Sachen ſollten von einer doppelten
Seite koͤnnen angeſehen werden, und daß beyde
Theile recht oder unrecht haben koͤnnen! doch die
gute Frau iſt gezwungen unrecht zu handeln: und
alle die Jhrigen haben unrecht gehandelt, ſie moͤgen
ſie entſchuldigen, ſo viel ſie wollen. Sie koͤnnen
ſich nicht anders rechtfertigen, als wenn die Eigen-
liebe Gericht haͤlt, und ſie zum voraus entſchloſſen
ſind ſich nicht zu unterſuchen, ſondern ſich frey zu
ſprechen. Hat Jhre liebloſe Frau Baſe, ſo lange
Sie in Jhres Vaters Hauſe waren, Jhnen einige
Hoffnung gemacht, daß man es nicht auf das aͤuſ-
ſerſte werde kommen laſſen? Des zweydeutigen
Winckes deſſen ſie Erwaͤhnung thut, erinnere ich
mich eben ſo wohl als Sie. Allein warum ſollte
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koͤnnen Jhnen durch ein Wort oder durch eine Zeile
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/419>, abgerufen am 24.11.2024.
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