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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749.

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und guter Nahme sey einmahl verletzt: und ich
möchte thun was ich wollte, so würde ich dennoch
die Scharte nicht wieder auswetzen. Er müsse sich
nicht wundern, daß ich alle Stunden misvergnüg-
ter über ihn und über mich würde. Kurtz, ich woll-
te künftig für mich selbst sorgen; und so bald er
mich verlassen hätte, würde ich selbst am besten wis-
sen, was ich thun und wohin ich mich wenden sollte.

Er antwortete, er wünsche sich nichts mehr, als
daß er die Erlaubniß haben möchte, mir einen de-
müthigen Vorschlag zu thun, und daß ich darüber
nicht ungehalten werden, noch es für einen Bruch
der Bedingungen ansehen möchte, die ich ihm vor-
geschrieben hätte. Er sey aber so vest, so heilig
entschlossen, gegen alle meine Befehle die grösseste
Folgsamkeit zu beweisen, auch seit dem ich ihm am
Montage ungern erlaubt hätte mir zu dienen, daß
er sich nicht unterstünde das zu sagen, was er auf
dem Hertzen hätte, es wäre denn, daß ich ihm
zum voraus Vergebung verspräche, wenn ich seinen
Vortrag nicht billigen könnte.

Jch fragte ihn mit einiger Verwirrung: was
er anzubringen hätte.

Er machte eine lange Vorrede, und sehr viel
Umstände. Endlich brachte er auf eine furchtsa-
me und scheue Art, die ihn gar nicht kleiden wollte,
die Bitte an: daß wir uns bald möchten trauen
lassen. Hiedurch würden alle Umstände zu unserm
Vortheil geändert werden. Die nächsten drey oder
vier Monathe, die ich sonst in der Stille und in
der grössesten Furcht zubringen müßte, würde

ich



und guter Nahme ſey einmahl verletzt: und ich
moͤchte thun was ich wollte, ſo wuͤrde ich dennoch
die Scharte nicht wieder auswetzen. Er muͤſſe ſich
nicht wundern, daß ich alle Stunden misvergnuͤg-
ter uͤber ihn und uͤber mich wuͤrde. Kurtz, ich woll-
te kuͤnftig fuͤr mich ſelbſt ſorgen; und ſo bald er
mich verlaſſen haͤtte, wuͤrde ich ſelbſt am beſten wiſ-
ſen, was ich thun und wohin ich mich wenden ſollte.

Er antwortete, er wuͤnſche ſich nichts mehr, als
daß er die Erlaubniß haben moͤchte, mir einen de-
muͤthigen Vorſchlag zu thun, und daß ich daruͤber
nicht ungehalten werden, noch es fuͤr einen Bruch
der Bedingungen anſehen moͤchte, die ich ihm vor-
geſchrieben haͤtte. Er ſey aber ſo veſt, ſo heilig
entſchloſſen, gegen alle meine Befehle die groͤſſeſte
Folgſamkeit zu beweiſen, auch ſeit dem ich ihm am
Montage ungern erlaubt haͤtte mir zu dienen, daß
er ſich nicht unterſtuͤnde das zu ſagen, was er auf
dem Hertzen haͤtte, es waͤre denn, daß ich ihm
zum voraus Vergebung verſpraͤche, wenn ich ſeinen
Vortrag nicht billigen koͤnnte.

Jch fragte ihn mit einiger Verwirrung: was
er anzubringen haͤtte.

Er machte eine lange Vorrede, und ſehr viel
Umſtaͤnde. Endlich brachte er auf eine furchtſa-
me und ſcheue Art, die ihn gar nicht kleiden wollte,
die Bitte an: daß wir uns bald moͤchten trauen
laſſen. Hiedurch wuͤrden alle Umſtaͤnde zu unſerm
Vortheil geaͤndert werden. Die naͤchſten drey oder
vier Monathe, die ich ſonſt in der Stille und in
der groͤſſeſten Furcht zubringen muͤßte, wuͤrde

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[154/0168] und guter Nahme ſey einmahl verletzt: und ich moͤchte thun was ich wollte, ſo wuͤrde ich dennoch die Scharte nicht wieder auswetzen. Er muͤſſe ſich nicht wundern, daß ich alle Stunden misvergnuͤg- ter uͤber ihn und uͤber mich wuͤrde. Kurtz, ich woll- te kuͤnftig fuͤr mich ſelbſt ſorgen; und ſo bald er mich verlaſſen haͤtte, wuͤrde ich ſelbſt am beſten wiſ- ſen, was ich thun und wohin ich mich wenden ſollte. Er antwortete, er wuͤnſche ſich nichts mehr, als daß er die Erlaubniß haben moͤchte, mir einen de- muͤthigen Vorſchlag zu thun, und daß ich daruͤber nicht ungehalten werden, noch es fuͤr einen Bruch der Bedingungen anſehen moͤchte, die ich ihm vor- geſchrieben haͤtte. Er ſey aber ſo veſt, ſo heilig entſchloſſen, gegen alle meine Befehle die groͤſſeſte Folgſamkeit zu beweiſen, auch ſeit dem ich ihm am Montage ungern erlaubt haͤtte mir zu dienen, daß er ſich nicht unterſtuͤnde das zu ſagen, was er auf dem Hertzen haͤtte, es waͤre denn, daß ich ihm zum voraus Vergebung verſpraͤche, wenn ich ſeinen Vortrag nicht billigen koͤnnte. Jch fragte ihn mit einiger Verwirrung: was er anzubringen haͤtte. Er machte eine lange Vorrede, und ſehr viel Umſtaͤnde. Endlich brachte er auf eine furchtſa- me und ſcheue Art, die ihn gar nicht kleiden wollte, die Bitte an: daß wir uns bald moͤchten trauen laſſen. Hiedurch wuͤrden alle Umſtaͤnde zu unſerm Vortheil geaͤndert werden. Die naͤchſten drey oder vier Monathe, die ich ſonſt in der Stille und in der groͤſſeſten Furcht zubringen muͤßte, wuͤrde ich

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/168>, abgerufen am 24.11.2024.