"verbrennen sie den Brief) daß Jhre Sachen "noch einmahl durchsucht werden sollen, ob sich "Briefe, Federn und Dinte darunter finden. "Denn das weiß man, daß Sie noch Brieffe "schreiben. Sie geben vor, sie hätten etwas "aus einem Bedienten von Herrn Lovelace "herausgelockt, daraus sie mehr, (ich weiß nicht "recht, was?) schliessen könnten. Das müß- "te ein wilder und gottloser Mensch seyn, der "damit prahlen und es seinen Bedienten er- "zählen wollte, daß ein Frauenzimmer gütig "gegen ihn ist. Herr Lovelace ist viel zu ein "artiger Cavallier, als daß er das thun solte. "Welches junge unschuldige Kind könnte sonst "sicher seyn?
"Von eben der falschen Elisabeth haben "sie auch gehört, als wenn sie etwas einnehmen "wolten, sich kranck zu machen, oder sonst der- "gleichen etwas. Man will deswegen nach- "suchen, ob Sie Pülverchens oder solche Dinge "auf der Stube haben.
"Was für ein wunderliches Nachsuchen! "Gott mag uns armen Kindern gnädig seyn, "wenn wir mit so argwöhnischen Anverwan- "ten zu thun haben. GOtt sey danck, daß mei- "ne Mutter nicht von der Art ist.
"Wenn man nichts findet, so wird Jhr Herr "Vater an dem grossen Gerichts-Tage (wenn
"ich
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der Clariſſa.
„verbrennen ſie den Brief) daß Jhre Sachen „noch einmahl durchſucht werden ſollen, ob ſich „Briefe, Federn und Dinte darunter finden. „Denn das weiß man, daß Sie noch Brieffe „ſchreiben. Sie geben vor, ſie haͤtten etwas „aus einem Bedienten von Herrn Lovelace „herausgelockt, daraus ſie mehr, (ich weiß nicht „recht, was?) ſchlieſſen koͤnnten. Das muͤß- „te ein wilder und gottloſer Menſch ſeyn, der „damit prahlen und es ſeinen Bedienten er- „zaͤhlen wollte, daß ein Frauenzimmer guͤtig „gegen ihn iſt. Herr Lovelace iſt viel zu ein „artiger Cavallier, als daß er das thun ſolte. „Welches junge unſchuldige Kind koͤnnte ſonſt „ſicher ſeyn?
„Von eben der falſchen Eliſabeth haben „ſie auch gehoͤrt, als wenn ſie etwas einnehmen „wolten, ſich kranck zu machen, oder ſonſt der- „gleichen etwas. Man will deswegen nach- „ſuchen, ob Sie Puͤlverchens oder ſolche Dinge „auf der Stube haben.
„Was fuͤr ein wunderliches Nachſuchen! „Gott mag uns armen Kindern gnaͤdig ſeyn, „wenn wir mit ſo argwoͤhniſchen Anverwan- „ten zu thun haben. GOtt ſey danck, daß mei- „ne Mutter nicht von der Art iſt.
„Wenn man nichts findet, ſo wird Jhr Herr „Vater an dem groſſen Gerichts-Tage (wenn
„ich
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der Clariſſa.
„verbrennen ſie den Brief) daß Jhre Sachen
„noch einmahl durchſucht werden ſollen, ob ſich
„Briefe, Federn und Dinte darunter finden.
„Denn das weiß man, daß Sie noch Brieffe
„ſchreiben. Sie geben vor, ſie haͤtten etwas
„aus einem Bedienten von Herrn Lovelace
„herausgelockt, daraus ſie mehr, (ich weiß nicht
„recht, was?) ſchlieſſen koͤnnten. Das muͤß-
„te ein wilder und gottloſer Menſch ſeyn, der
„damit prahlen und es ſeinen Bedienten er-
„zaͤhlen wollte, daß ein Frauenzimmer guͤtig
„gegen ihn iſt. Herr Lovelace iſt viel zu ein
„artiger Cavallier, als daß er das thun ſolte.
„Welches junge unſchuldige Kind koͤnnte ſonſt
„ſicher ſeyn?
„Von eben der falſchen Eliſabeth haben
„ſie auch gehoͤrt, als wenn ſie etwas einnehmen
„wolten, ſich kranck zu machen, oder ſonſt der-
„gleichen etwas. Man will deswegen nach-
„ſuchen, ob Sie Puͤlverchens oder ſolche Dinge
„auf der Stube haben.
„Was fuͤr ein wunderliches Nachſuchen!
„Gott mag uns armen Kindern gnaͤdig ſeyn,
„wenn wir mit ſo argwoͤhniſchen Anverwan-
„ten zu thun haben. GOtt ſey danck, daß mei-
„ne Mutter nicht von der Art iſt.
„Wenn man nichts findet, ſo wird Jhr Herr
„Vater an dem groſſen Gerichts-Tage (wenn
„ich
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/509>, abgerufen am 16.02.2025.
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