Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Geschichte
(doch mit einem Verbot, Jhnen nichts davon
wieder zu sagen) daß Herr Brand, ein junger
"gelehrter Geistlicher von Oxford, die Trauung
"verrichten soll. Denn ich höre, der D. Le-
"win
weigert sich, es wider ihren Willen zu
"thun: und die Jhrigen haben erfahren, daß
"er mit ihrer Aufführung gegen Sie, nicht
"allzuwohl zufrieden ist, und sagt, Sie hätten
"es nicht verdient, daß man Jhnen so hart be-
"gegnet. Allein, dem Herrn Brand hat Jhr
"Onckle Harlowe versprochen, daß er sein
"Glück machen, und ihn auf seinen Gütern be-
"fördern wolle."

"Sie werden sich hierin besser als ich zu fin-
"den wissen. Denn mannichmahl kommt es
"mir vor, als wenn mir Elisabeth verböthe,
"Jhnen etwas wieder zu sagen, und es mir
"doch in der Absicht sagte, daß Sie es erfah-
"ren sollen. Sie und jedermann weiß, wie lieb
"ich Sie habe: und ich will auch, daß es die
"Leute wissen sollen. Es ist mir eine Ehre, wenn
"ich eine solche liebe Fräulein lieb habe, die der
"Ruhm ihrer gantzen Familie ist, was die Jh-
"rigen auch dagegen sagen. Es ist so viel ver-
"trauliches Wispern und Pflistern zwischen Jh-
"rer Fräulein Schwester und dieser Elisabeth,
"daß Sie es kaum glauben können: und wenn
"das vorbey ist, so kommt Elisabeth/ und er-
"zählt mir etwas.

"Das scheint gewiß zu seyn, und das ist die
"Haupt-Sache, deswegen ich schreibe, (allein

"ver-

Die Geſchichte
(doch mit einem Verbot, Jhnen nichts davon
wieder zu ſagen) daß Herr Brand, ein junger
„gelehrter Geiſtlicher von Oxford, die Trauung
„verrichten ſoll. Denn ich hoͤre, der D. Le-
„win
weigert ſich, es wider ihren Willen zu
„thun: und die Jhrigen haben erfahren, daß
„er mit ihrer Auffuͤhrung gegen Sie, nicht
„allzuwohl zufrieden iſt, und ſagt, Sie haͤtten
„es nicht verdient, daß man Jhnen ſo hart be-
„gegnet. Allein, dem Herrn Brand hat Jhr
„Onckle Harlowe verſprochen, daß er ſein
„Gluͤck machen, und ihn auf ſeinen Guͤtern be-
„foͤrdern wolle.„

„Sie werden ſich hierin beſſer als ich zu fin-
„den wiſſen. Denn mannichmahl kommt es
„mir vor, als wenn mir Eliſabeth verboͤthe,
„Jhnen etwas wieder zu ſagen, und es mir
„doch in der Abſicht ſagte, daß Sie es erfah-
„ren ſollen. Sie und jedermann weiß, wie lieb
„ich Sie habe: und ich will auch, daß es die
„Leute wiſſen ſollen. Es iſt mir eine Ehre, wenn
„ich eine ſolche liebe Fraͤulein lieb habe, die der
„Ruhm ihrer gantzen Familie iſt, was die Jh-
„rigen auch dagegen ſagen. Es iſt ſo viel ver-
„trauliches Wiſpern und Pfliſtern zwiſchen Jh-
„rer Fraͤulein Schweſter und dieſer Eliſabeth,
„daß Sie es kaum glauben koͤnnen: und wenn
„das vorbey iſt, ſo kommt Eliſabeth/ und er-
„zaͤhlt mir etwas.

„Das ſcheint gewiß zu ſeyn, und das iſt die
„Haupt-Sache, deswegen ich ſchreibe, (allein

„ver-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <floatingText>
            <body>
              <p><pb facs="#f0508" n="502"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Die Ge&#x017F;chichte</hi></hi></fw><lb/>
(doch mit einem Verbot, Jhnen nichts davon<lb/>
wieder zu &#x017F;agen) daß Herr <hi rendition="#fr">Brand,</hi> ein junger<lb/>
&#x201E;gelehrter Gei&#x017F;tlicher von Oxford, die Trauung<lb/>
&#x201E;verrichten &#x017F;oll. Denn ich ho&#x0364;re, der <hi rendition="#fr">D. Le-<lb/>
&#x201E;win</hi> weigert &#x017F;ich, es wider ihren Willen zu<lb/>
&#x201E;thun: und die Jhrigen haben erfahren, daß<lb/>
&#x201E;er mit ihrer Auffu&#x0364;hrung gegen Sie, nicht<lb/>
&#x201E;allzuwohl zufrieden i&#x017F;t, und &#x017F;agt, Sie ha&#x0364;tten<lb/>
&#x201E;es nicht verdient, daß man Jhnen &#x017F;o hart be-<lb/>
&#x201E;gegnet. Allein, dem Herrn <hi rendition="#fr">Brand</hi> hat Jhr<lb/>
&#x201E;Onckle <hi rendition="#fr">Harlowe</hi> ver&#x017F;prochen, daß er &#x017F;ein<lb/>
&#x201E;Glu&#x0364;ck machen, und ihn auf &#x017F;einen Gu&#x0364;tern be-<lb/>
&#x201E;fo&#x0364;rdern wolle.&#x201E;</p><lb/>
              <p>&#x201E;Sie werden &#x017F;ich hierin be&#x017F;&#x017F;er als ich zu fin-<lb/>
&#x201E;den wi&#x017F;&#x017F;en. Denn mannichmahl kommt es<lb/>
&#x201E;mir vor, als wenn mir <hi rendition="#fr">Eli&#x017F;abeth</hi> verbo&#x0364;the,<lb/>
&#x201E;Jhnen etwas wieder zu &#x017F;agen, und es mir<lb/>
&#x201E;doch in der Ab&#x017F;icht &#x017F;agte, daß Sie es erfah-<lb/>
&#x201E;ren &#x017F;ollen. Sie und jedermann weiß, wie lieb<lb/>
&#x201E;ich Sie habe: und ich will auch, daß es die<lb/>
&#x201E;Leute wi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ollen. Es i&#x017F;t mir eine Ehre, wenn<lb/>
&#x201E;ich eine &#x017F;olche liebe Fra&#x0364;ulein lieb habe, die der<lb/>
&#x201E;Ruhm ihrer gantzen Familie i&#x017F;t, was die Jh-<lb/>
&#x201E;rigen auch dagegen &#x017F;agen. Es i&#x017F;t &#x017F;o viel ver-<lb/>
&#x201E;trauliches Wi&#x017F;pern und Pfli&#x017F;tern zwi&#x017F;chen Jh-<lb/>
&#x201E;rer Fra&#x0364;ulein Schwe&#x017F;ter und die&#x017F;er <hi rendition="#fr">Eli&#x017F;abeth,</hi><lb/>
&#x201E;daß Sie es kaum glauben ko&#x0364;nnen: und wenn<lb/>
&#x201E;das vorbey i&#x017F;t, &#x017F;o kommt <hi rendition="#fr">Eli&#x017F;abeth/</hi> und er-<lb/>
&#x201E;za&#x0364;hlt mir etwas.</p><lb/>
              <p>&#x201E;Das &#x017F;cheint gewiß zu &#x017F;eyn, und das i&#x017F;t die<lb/>
&#x201E;Haupt-Sache, deswegen ich &#x017F;chreibe, (allein<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x201E;ver-</fw><lb/></p>
            </body>
          </floatingText>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[502/0508] Die Geſchichte (doch mit einem Verbot, Jhnen nichts davon wieder zu ſagen) daß Herr Brand, ein junger „gelehrter Geiſtlicher von Oxford, die Trauung „verrichten ſoll. Denn ich hoͤre, der D. Le- „win weigert ſich, es wider ihren Willen zu „thun: und die Jhrigen haben erfahren, daß „er mit ihrer Auffuͤhrung gegen Sie, nicht „allzuwohl zufrieden iſt, und ſagt, Sie haͤtten „es nicht verdient, daß man Jhnen ſo hart be- „gegnet. Allein, dem Herrn Brand hat Jhr „Onckle Harlowe verſprochen, daß er ſein „Gluͤck machen, und ihn auf ſeinen Guͤtern be- „foͤrdern wolle.„ „Sie werden ſich hierin beſſer als ich zu fin- „den wiſſen. Denn mannichmahl kommt es „mir vor, als wenn mir Eliſabeth verboͤthe, „Jhnen etwas wieder zu ſagen, und es mir „doch in der Abſicht ſagte, daß Sie es erfah- „ren ſollen. Sie und jedermann weiß, wie lieb „ich Sie habe: und ich will auch, daß es die „Leute wiſſen ſollen. Es iſt mir eine Ehre, wenn „ich eine ſolche liebe Fraͤulein lieb habe, die der „Ruhm ihrer gantzen Familie iſt, was die Jh- „rigen auch dagegen ſagen. Es iſt ſo viel ver- „trauliches Wiſpern und Pfliſtern zwiſchen Jh- „rer Fraͤulein Schweſter und dieſer Eliſabeth, „daß Sie es kaum glauben koͤnnen: und wenn „das vorbey iſt, ſo kommt Eliſabeth/ und er- „zaͤhlt mir etwas. „Das ſcheint gewiß zu ſeyn, und das iſt die „Haupt-Sache, deswegen ich ſchreibe, (allein „ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/508
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 502. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/508>, abgerufen am 21.11.2024.