[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748.Die Geschichte wort zu bemänteln, welche meine Brüder undSchwester sonst für eine Auflehnung gegen mei- ne Eltern ausgeben würden, denn ich glaube ihr Endzweck würde nur halb erreichet werden, wenn sie mir das Hertz meines Vaters und seines Bru- ders nicht gäntzlich rauben können, falls ich auch ihren Willen erfüllete den ich doch unmöglich er- füllen kan. Mein Bruder, Jhr könntet mir in 3. Zeilen Nachricht von dem recht (*) Jm Englischen stehet das Wort Humanity: welches
sowohl die sogenannten Humaniora, als auch die Freundlichkeit und Leuiseeligkeit anzeiget. Da wir im Teutschen kein Wort von gleicher Zweydeutigkeit haben, so ist es dem Uebersetzer unmöglich gewesen dieses Wortspiel auszudrucken. Die Geſchichte wort zu bemaͤnteln, welche meine Bruͤder undSchweſter ſonſt fuͤr eine Auflehnung gegen mei- ne Eltern ausgeben wuͤrden, denn ich glaube ihr Endzweck wuͤrde nur halb erreichet werden, wenn ſie mir das Hertz meines Vaters und ſeines Bru- ders nicht gaͤntzlich rauben koͤnnen, falls ich auch ihren Willen erfuͤllete den ich doch unmoͤglich er- fuͤllen kan. Mein Bruder, Jhr koͤnntet mir in 3. Zeilen Nachricht von dem recht (*) Jm Engliſchen ſtehet das Wort Humanity: welches
ſowohl die ſogenannten Humaniora, als auch die Freundlichkeit und Leuiſeeligkeit anzeiget. Da wir im Teutſchen kein Wort von gleicher Zweydeutigkeit haben, ſo iſt es dem Ueberſetzer unmoͤglich geweſen dieſes Wortſpiel auszudrucken. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0046" n="40"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Die Geſchichte</hi></hi></fw><lb/> wort zu bemaͤnteln, welche meine Bruͤder und<lb/> Schweſter ſonſt fuͤr eine Auflehnung gegen mei-<lb/> ne Eltern ausgeben wuͤrden, denn ich glaube ihr<lb/> Endzweck wuͤrde nur halb erreichet werden, wenn<lb/> ſie mir das Hertz meines Vaters und ſeines Bru-<lb/> ders nicht gaͤntzlich rauben koͤnnen, falls ich auch<lb/> ihren Willen erfuͤllete den ich doch unmoͤglich er-<lb/> fuͤllen kan.</p><lb/> <floatingText> <body> <salute> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">Mein Bruder,</hi> </hi> </salute><lb/> <p>Jhr koͤnntet mir in 3. Zeilen Nachricht von dem<lb/> Willen der Meinigen gegeben haben: nur haͤtte<lb/> es Euch denn an Gelegenheit gefehlet in einer ſo<lb/> garſtigen Anfuͤhrung der Worte des Virgils Eu-<lb/> re ausnehmende Gabe in der Pedanterey zu zeigen.<lb/> Jch darf Euch doch wohl ſchreiben, daß wenn<lb/> Jhr Euch auf der Hohen Schule unter andern<lb/> auf die ſogenannten <hi rendition="#aq">Humaniora</hi> <note place="foot" n="(*)">Jm Engliſchen ſtehet das Wort <hi rendition="#aq">Humanity:</hi> welches<lb/> ſowohl die ſogenannten <hi rendition="#aq">Humaniora,</hi> als auch die<lb/> Freundlichkeit und Leuiſeeligkeit anzeiget. Da wir<lb/> im Teutſchen kein Wort von gleicher Zweydeutigkeit<lb/> haben, ſo iſt es dem Ueberſetzer unmoͤglich geweſen<lb/> dieſes Wortſpiel auszudrucken.</note> ſollet gele-<lb/> get haben, dieſe Wiſſenſchafften gar nicht den<lb/> Geiſt bey Euch gefunden haben, der ſie faſſen<lb/> konnte. Es ſcheint, daß weder mein Geſchlecht,<lb/> noch meine Perſon ob ich gleich Eure Schweſter<lb/> bin, Euch, meinen Bruder, nur zu einiger an-<lb/> ſtaͤndigen Schreib-Art haben verbinden koͤnnen:<lb/> und Jhr muͤſſet nur darum auf die Univerſitaͤt ge-<lb/> gangen ſeyn, daß Jhr Eure natuͤrliche Bosheit<lb/> <fw place="bottom" type="catch">recht</fw><lb/></p> </body> </floatingText> </div> </div> </body> </text> </TEI> [40/0046]
Die Geſchichte
wort zu bemaͤnteln, welche meine Bruͤder und
Schweſter ſonſt fuͤr eine Auflehnung gegen mei-
ne Eltern ausgeben wuͤrden, denn ich glaube ihr
Endzweck wuͤrde nur halb erreichet werden, wenn
ſie mir das Hertz meines Vaters und ſeines Bru-
ders nicht gaͤntzlich rauben koͤnnen, falls ich auch
ihren Willen erfuͤllete den ich doch unmoͤglich er-
fuͤllen kan.
Mein Bruder,
Jhr koͤnntet mir in 3. Zeilen Nachricht von dem
Willen der Meinigen gegeben haben: nur haͤtte
es Euch denn an Gelegenheit gefehlet in einer ſo
garſtigen Anfuͤhrung der Worte des Virgils Eu-
re ausnehmende Gabe in der Pedanterey zu zeigen.
Jch darf Euch doch wohl ſchreiben, daß wenn
Jhr Euch auf der Hohen Schule unter andern
auf die ſogenannten Humaniora (*) ſollet gele-
get haben, dieſe Wiſſenſchafften gar nicht den
Geiſt bey Euch gefunden haben, der ſie faſſen
konnte. Es ſcheint, daß weder mein Geſchlecht,
noch meine Perſon ob ich gleich Eure Schweſter
bin, Euch, meinen Bruder, nur zu einiger an-
ſtaͤndigen Schreib-Art haben verbinden koͤnnen:
und Jhr muͤſſet nur darum auf die Univerſitaͤt ge-
gangen ſeyn, daß Jhr Eure natuͤrliche Bosheit
recht
(*) Jm Engliſchen ſtehet das Wort Humanity: welches
ſowohl die ſogenannten Humaniora, als auch die
Freundlichkeit und Leuiſeeligkeit anzeiget. Da wir
im Teutſchen kein Wort von gleicher Zweydeutigkeit
haben, ſo iſt es dem Ueberſetzer unmoͤglich geweſen
dieſes Wortſpiel auszudrucken.
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