schen dem Ritter Harry Downeton und die- sem Solmes vorgefallen ist. Der Ritter Har- ry hat den Jnhalt derselben gestern meiner Mut- ter und mir mitgetheilet. Sie werden daraus sehen, daß die unverschämte Elisabeth es nicht aus dem Finger gesogen hat, daß er sich in Furcht zu setzen wissen wollte.
Der Ritter sagte zu ihm: "er wunderte sich, "daß er noch hoffete seine Sache durchzutreiben, "da doch bekannt wäre, daß Sie gar nicht da- "zu geneigt wären.
Er antwortete: Da fragte er nichts nach. Scheue Mädchens würden die besten Wei- ber. (Ein alberner Kerl!) Er würde nicht darüber bekümmert seyn, daß eine hübsche Frau ein saures Gesicht machte, wenn sie ihn veranlassete, sie zu plagen. Jhr Gut läge ihm so bequem, daß er genugsam vor allen Verdruß bezahlt würde, den ihm Jhre Blödigkeit verursachte. Wenn er Sie nur eine Zeit gehabt hätte, so wäre er gewiß versichert, daß Sie gegen ihn sollten gefällig seyn, wenn Sie ihn auch im Hertzen nicht liebeten. Dis sey schon ein Glück, das kaum der zehnte Ehemann, den er kennete, genösse. (Was für ein nieder- trächtiger Unmensch!) Jhre bekannte Tugend würde ihm genugsame Sicherheit geben, daß Sie sich nicht an ihm rächen wür- den.
Der Ritter Harry, der ein sehr belesener
Herr
Die Geſchichte
ſchen dem Ritter Harry Downeton und die- ſem Solmes vorgefallen iſt. Der Ritter Har- ry hat den Jnhalt derſelben geſtern meiner Mut- ter und mir mitgetheilet. Sie werden daraus ſehen, daß die unverſchaͤmte Eliſabeth es nicht aus dem Finger geſogen hat, daß er ſich in Furcht zu ſetzen wiſſen wollte.
Der Ritter ſagte zu ihm: „er wunderte ſich, „daß er noch hoffete ſeine Sache durchzutreiben, „da doch bekannt waͤre, daß Sie gar nicht da- „zu geneigt waͤren.
Er antwortete: Da fragte er nichts nach. Scheue Maͤdchens wuͤrden die beſten Wei- ber. (Ein alberner Kerl!) Er wuͤrde nicht daruͤber bekuͤmmert ſeyn, daß eine huͤbſche Frau ein ſaures Geſicht machte, wenn ſie ihn veranlaſſete, ſie zu plagen. Jhr Gut laͤge ihm ſo bequem, daß er genugſam vor allen Verdruß bezahlt wuͤrde, den ihm Jhre Bloͤdigkeit verurſachte. Wenn er Sie nur eine Zeit gehabt haͤtte, ſo waͤre er gewiß verſichert, daß Sie gegen ihn ſollten gefaͤllig ſeyn, wenn Sie ihn auch im Hertzen nicht liebeten. Dis ſey ſchon ein Gluͤck, das kaum der zehnte Ehemann, den er kennete, genoͤſſe. (Was fuͤr ein nieder- traͤchtiger Unmenſch!) Jhre bekannte Tugend wuͤrde ihm genugſame Sicherheit geben, daß Sie ſich nicht an ihm raͤchen wuͤr- den.
Der Ritter Harry, der ein ſehr beleſener
Herr
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Die Geſchichte
ſchen dem Ritter Harry Downeton und die-
ſem Solmes vorgefallen iſt. Der Ritter Har-
ry hat den Jnhalt derſelben geſtern meiner Mut-
ter und mir mitgetheilet. Sie werden daraus
ſehen, daß die unverſchaͤmte Eliſabeth es nicht
aus dem Finger geſogen hat, daß er ſich in
Furcht zu ſetzen wiſſen wollte.
Der Ritter ſagte zu ihm: „er wunderte ſich,
„daß er noch hoffete ſeine Sache durchzutreiben,
„da doch bekannt waͤre, daß Sie gar nicht da-
„zu geneigt waͤren.
Er antwortete: Da fragte er nichts nach.
Scheue Maͤdchens wuͤrden die beſten Wei-
ber. (Ein alberner Kerl!) Er wuͤrde nicht
daruͤber bekuͤmmert ſeyn, daß eine huͤbſche
Frau ein ſaures Geſicht machte, wenn ſie
ihn veranlaſſete, ſie zu plagen. Jhr Gut
laͤge ihm ſo bequem, daß er genugſam vor
allen Verdruß bezahlt wuͤrde, den ihm
Jhre Bloͤdigkeit verurſachte. Wenn er
Sie nur eine Zeit gehabt haͤtte, ſo waͤre
er gewiß verſichert, daß Sie gegen ihn
ſollten gefaͤllig ſeyn, wenn Sie ihn auch
im Hertzen nicht liebeten. Dis ſey ſchon
ein Gluͤck, das kaum der zehnte Ehemann,
den er kennete, genoͤſſe. (Was fuͤr ein nieder-
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den.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/100>, abgerufen am 24.11.2024.
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