Unterredung aus, Fräulein Harlowe, daß ich Hofnung habe gute Botschaft hinunter zu bringen.
Jch sage ihr nur meine Meinung von den Pro- ben. Sie hat mich zwar nicht gefragt: allein aus ihrem Stillschweigen mercke ich doch, daß sie mei- ner Meinung ist.
O Arabelle! Wenn es doch Lovelacen nie eingefallen wäre, euch bey eurem Worte zu fassen. Jhr hättet alsdenn in eurer eigenen Sache eure Einsicht gebrauchen können: und ich so wohl als ihr, wir beyde wären glücklich gewesen. War ich daran Schuld Arabelle, daß es anders ging? (Wie verdrießlich ward sie hierbey!) Es ist nicht artig an euch, daß ihr so gern empfindliche Reden austheilet, und sie doch so ungern wider einnehmet
Die arme Arabelle ließ sich so weit herunter, Schimpf-Wörter gegen mich zu gebrauchen.
Ey Schwester (fuhr ich fort) ihr werdet so un- gebalten, als wenn meine Worte noch in einem andern Verstande wahr wären, als darin ich sie vielleicht gebraucht haben möchte. Mein Wunsch war aufrichtig. Um unser beyder willen, und um unserer Familie willen wünschte ich dieses. Was habe ich denn Böses gesaget! Gebt mir nicht Ur- sache zum Argwohn, daß ich jetzt die wahre Ursa- che eures unanständigen Betragens gegen mich getroffen habe; eines Betragens zwischen Schwe- stern, dazu ich bisher keinen Grund habe finden können.
Unterredung aus, Fraͤulein Harlowe, daß ich Hofnung habe gute Botſchaft hinunter zu bringẽ.
Jch ſage ihr nur meine Meinung von den Pro- ben. Sie hat mich zwar nicht gefragt: allein aus ihrem Stillſchweigen mercke ich doch, daß ſie mei- ner Meinung iſt.
O Arabelle! Wenn es doch Lovelacen nie eingefallen waͤre, euch bey eurem Worte zu faſſen. Jhr haͤttet alsdenn in eurer eigenen Sache eure Einſicht gebrauchen koͤnnen: und ich ſo wohl als ihr, wir beyde waͤren gluͤcklich geweſen. War ich daran Schuld Arabelle, daß es anders ging? (Wie verdrießlich ward ſie hierbey!) Es iſt nicht artig an euch, daß ihr ſo gern empfindliche Reden austheilet, und ſie doch ſo ungern wider einnehmet
Die arme Arabelle ließ ſich ſo weit herunter, Schimpf-Woͤrter gegen mich zu gebrauchen.
Ey Schweſter (fuhr ich fort) ihr werdet ſo un- gebalten, als wenn meine Worte noch in einem andern Verſtande wahr waͤren, als darin ich ſie vielleicht gebraucht haben moͤchte. Mein Wunſch war aufrichtig. Um unſer beyder willen, und um unſerer Familie willen wuͤnſchte ich dieſes. Was habe ich denn Boͤſes geſaget! Gebt mir nicht Ur- ſache zum Argwohn, daß ich jetzt die wahre Urſa- che eures unanſtaͤndigen Betragens gegen mich getroffen habe; eines Betragens zwiſchen Schwe- ſtern, dazu ich bisher keinen Grund habe finden koͤnnen.
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der Clariſſa.
Unterredung aus, Fraͤulein Harlowe, daß ich
Hofnung habe gute Botſchaft hinunter zu bringẽ.
Jch ſage ihr nur meine Meinung von den Pro-
ben. Sie hat mich zwar nicht gefragt: allein aus
ihrem Stillſchweigen mercke ich doch, daß ſie mei-
ner Meinung iſt.
O Arabelle! Wenn es doch Lovelacen nie
eingefallen waͤre, euch bey eurem Worte zu faſſen.
Jhr haͤttet alsdenn in eurer eigenen Sache eure
Einſicht gebrauchen koͤnnen: und ich ſo wohl als
ihr, wir beyde waͤren gluͤcklich geweſen. War ich
daran Schuld Arabelle, daß es anders ging?
(Wie verdrießlich ward ſie hierbey!) Es iſt nicht
artig an euch, daß ihr ſo gern empfindliche Reden
austheilet, und ſie doch ſo ungern wider einnehmet
Die arme Arabelle ließ ſich ſo weit herunter,
Schimpf-Woͤrter gegen mich zu gebrauchen.
Ey Schweſter (fuhr ich fort) ihr werdet ſo un-
gebalten, als wenn meine Worte noch in einem
andern Verſtande wahr waͤren, als darin ich ſie
vielleicht gebraucht haben moͤchte. Mein Wunſch
war aufrichtig. Um unſer beyder willen, und um
unſerer Familie willen wuͤnſchte ich dieſes. Was
habe ich denn Boͤſes geſaget! Gebt mir nicht Ur-
ſache zum Argwohn, daß ich jetzt die wahre Urſa-
che eures unanſtaͤndigen Betragens gegen mich
getroffen habe; eines Betragens zwiſchen Schwe-
ſtern, dazu ich bisher keinen Grund habe finden
koͤnnen.
Fy! Fy! Fraͤulein Claͤrchen! ſagte meine Ba-
ſe. Meine Schweſter ward immer wuͤthender.
Es iſt beſſer (ſagte ich) verſpottet zu werden,
als
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 515. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/535>, abgerufen am 23.11.2024.
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