[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748.Die Geschichte im Hause einen Schand-Fleck anhängen: und wasihr mit der einen Hand bauet, werdet ihr mit der andern niederreissen. O was für vortrefliche An- schläge! Allein kleiner Flüchtling ich, kann euch sa- gen, daß eures Vaters Wille, der am Leben ist, den Willen des verstorbenen Gros-Vaters um- stossen wird: und das Gut wird so angewandt wer- den, wie es mein seel. Gros-Vater ohne Zweifel gewollt haben würde, wann er eine solche Verän- derung an seinem theuren Kinde erlebt hätte. Mit einem Wort, es soll in eure Hände nicht kom- men, bis mein Vater siehet, daß ihr verständig ge- nug seyd es wohl zu gebrauchen, oder bis ihr gehor- sahmes Kind es ihm durch den Weg des Rechtens abtrotzen könnt. Fy! Fräulein Harlowe! das schickt sich nicht Nein! Frau Base, ich bitte, stören sie sie nicht. Nein
Die Geſchichte im Hauſe einen Schand-Fleck anhaͤngen: und wasihr mit der einen Hand bauet, werdet ihr mit der andern niederreiſſen. O was fuͤr vortrefliche An- ſchlaͤge! Allein kleiner Fluͤchtling ich, kann euch ſa- gen, daß eures Vaters Wille, der am Leben iſt, den Willen des verſtorbenen Gros-Vaters um- ſtoſſen wird: und das Gut wird ſo angewandt wer- den, wie es mein ſeel. Gros-Vater ohne Zweifel gewollt haben wuͤrde, wann er eine ſolche Veraͤn- derung an ſeinem theuren Kinde erlebt haͤtte. Mit einem Wort, es ſoll in eure Haͤnde nicht kom- men, bis mein Vater ſiehet, daß ihr verſtaͤndig ge- nug ſeyd es wohl zu gebrauchen, oder bis ihr gehor- ſahmes Kind es ihm durch den Weg des Rechtens abtrotzen koͤnnt. Fy! Fraͤulein Harlowe! das ſchickt ſich nicht Nein! Frau Baſe, ich bitte, ſtoͤren ſie ſie nicht. Nein
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Die Geſchichte
im Hauſe einen Schand-Fleck anhaͤngen: und was
ihr mit der einen Hand bauet, werdet ihr mit der
andern niederreiſſen. O was fuͤr vortrefliche An-
ſchlaͤge! Allein kleiner Fluͤchtling ich, kann euch ſa-
gen, daß eures Vaters Wille, der am Leben iſt,
den Willen des verſtorbenen Gros-Vaters um-
ſtoſſen wird: und das Gut wird ſo angewandt wer-
den, wie es mein ſeel. Gros-Vater ohne Zweifel
gewollt haben wuͤrde, wann er eine ſolche Veraͤn-
derung an ſeinem theuren Kinde erlebt haͤtte.
Mit einem Wort, es ſoll in eure Haͤnde nicht kom-
men, bis mein Vater ſiehet, daß ihr verſtaͤndig ge-
nug ſeyd es wohl zu gebrauchen, oder bis ihr gehor-
ſahmes Kind es ihm durch den Weg des Rechtens
abtrotzen koͤnnt.
Fy! Fraͤulein Harlowe! das ſchickt ſich nicht
gegen eure Schweſter! ſagte Frau Hervey.
Nein! Frau Baſe, ich bitte, ſtoͤren ſie ſie nicht.
Jch habe noch mehr von ihr ertragen. Entweder
ihr eigener Neid, oder meine Oberen denen ich
mich unterwerfen muß, haben ihr aufgetragen,
uͤbel mit mir umzugehen. Was hinderte mich,
wenn ich mein Gut wider haben wollte? Jch weiß
mein Recht; allein ich dencke nicht daran, mich
deßen zu bedienen. Jch bitte ſie, ſagen ſie meinem
Vater; es moͤgen die Folgen fuͤr mich noch ſo
ſchlimm ſeyn, er mag mich aus dem Hauſe ſtoſſen,
(und das waͤre mir allerdings lieber, als mich ſo
eingeſperret und verſpottet zu ſehen) und ſolte ich
auch bis auf die aͤuſſerſte Armuth herunterkommen;
ſo will ich keine Mittel zu leben ſuchen, die ſeinem
Willen zu wider ſind.
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