England seyn, wenn meine Schwester nichts da- gegen einzuwenden hätte. Nein wahrhaftig nicht, stürzte sie mit hochmüthigen Geberden heraus! es würde sich dieses Betragen zu dem Korbe gar nicht schicken, den ich ihm mit voller Ueberlegung gegeben habe.
Meine Mutter sagte; das eintzige, was sie wider seine nähere Verbindung mit einer von ihren beyden Töchtern einzuwenden habe, sey seine unordentliche Lebens-Art.
Mein Onkle Harlowe antwortete: seine Tochter Clärgen (denn so hat er mich von meiner Kindheit an gern genannt) würde ihn bekehren, falls ihn irgend ein Frauenzimmer be- kehren könnte.
Der andere Bruder meines Vaters Anton/ gab seinen Beyfall sehr nachdrücklich; Er setzte aber hinzu, was Frau Hervey schon vorhin erinnert hatte, daß man meiner Schwester Mey- nung besonders hören müste.
Sie fing von neuem an, ihn zu veracheen; und erklärte sich: sie möchte ihn nicht nehmen, wenn gleich alle Manns-Personen in England bis auf ihn ausgestorben wären. Sie versicherte im Ge- gentheil, sie sey bereit, sich aller ihrer Ansprüche an ihn unter Hand und Siegel zu begeben, wenn sich Clärgen von seinem Flitter-Golde wollte blenden lassen, und wenn sonst alle damit zu- frieden wären, daß er das Mädgen kriegte.
Mein Vater unterbrach endlich sein langes Stillschweigen, weil sein Bruder Anton sehr in
ihn
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der Clariſſa.
England ſeyn, wenn meine Schweſter nichts da- gegen einzuwenden haͤtte. Nein wahrhaftig nicht, ſtuͤrzte ſie mit hochmuͤthigen Geberden heraus! es wuͤrde ſich dieſes Betragen zu dem Korbe gar nicht ſchicken, den ich ihm mit voller Ueberlegung gegeben habe.
Meine Mutter ſagte; das eintzige, was ſie wider ſeine naͤhere Verbindung mit einer von ihren beyden Toͤchtern einzuwenden habe, ſey ſeine unordentliche Lebens-Art.
Mein Onkle Harlowe antwortete: ſeine Tochter Claͤrgen (denn ſo hat er mich von meiner Kindheit an gern genannt) wuͤrde ihn bekehren, falls ihn irgend ein Frauenzimmer be- kehren koͤnnte.
Der andere Bruder meines Vaters Anton/ gab ſeinen Beyfall ſehr nachdruͤcklich; Er ſetzte aber hinzu, was Frau Hervey ſchon vorhin erinnert hatte, daß man meiner Schweſter Mey- nung beſonders hoͤren muͤſte.
Sie fing von neuem an, ihn zu veracheen; und erklaͤrte ſich: ſie moͤchte ihn nicht nehmen, wenn gleich alle Manns-Perſonen in England bis auf ihn ausgeſtorben waͤren. Sie verſicherte im Ge- gentheil, ſie ſey bereit, ſich aller ihrer Anſpruͤche an ihn unter Hand und Siegel zu begeben, wenn ſich Claͤrgen von ſeinem Flitter-Golde wollte blenden laſſen, und wenn ſonſt alle damit zu- frieden waͤren, daß er das Maͤdgen kriegte.
Mein Vater unterbrach endlich ſein langes Stillſchweigen, weil ſein Bruder Anton ſehr in
ihn
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der Clariſſa.
England ſeyn, wenn meine Schweſter nichts da-
gegen einzuwenden haͤtte. Nein wahrhaftig nicht,
ſtuͤrzte ſie mit hochmuͤthigen Geberden heraus! es
wuͤrde ſich dieſes Betragen zu dem Korbe gar
nicht ſchicken, den ich ihm mit voller Ueberlegung
gegeben habe.
Meine Mutter ſagte; das eintzige, was ſie
wider ſeine naͤhere Verbindung mit einer von
ihren beyden Toͤchtern einzuwenden habe, ſey
ſeine unordentliche Lebens-Art.
Mein Onkle Harlowe antwortete: ſeine
Tochter Claͤrgen (denn ſo hat er mich von
meiner Kindheit an gern genannt) wuͤrde ihn
bekehren, falls ihn irgend ein Frauenzimmer be-
kehren koͤnnte.
Der andere Bruder meines Vaters Anton/
gab ſeinen Beyfall ſehr nachdruͤcklich; Er ſetzte
aber hinzu, was Frau Hervey ſchon vorhin
erinnert hatte, daß man meiner Schweſter Mey-
nung beſonders hoͤren muͤſte.
Sie fing von neuem an, ihn zu veracheen; und
erklaͤrte ſich: ſie moͤchte ihn nicht nehmen, wenn
gleich alle Manns-Perſonen in England bis auf
ihn ausgeſtorben waͤren. Sie verſicherte im Ge-
gentheil, ſie ſey bereit, ſich aller ihrer Anſpruͤche
an ihn unter Hand und Siegel zu begeben, wenn
ſich Claͤrgen von ſeinem Flitter-Golde wollte
blenden laſſen, und wenn ſonſt alle damit zu-
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Mein Vater unterbrach endlich ſein langes
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/41>, abgerufen am 23.11.2024.
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