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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748.

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Die Geschichte

Die Ursach, daß wir nicht so reden als wir
dencken.

Hier muß ich meine Feder niederlegen, ich werde
sie aber bald wieder nehmen, um weiter zuschreiben.

Der dritte Brief.
von
Fräulein Clarissa Harlove an Fräulein
Howe/

So hatte denn Herr Lovelace seine Antwort
von meiner Schwester, nach der Erklä-
rung, die er ihren Worten gab. Mit sehr groser
Betrübnis, (wie er vorgab) ließ er sich ihren
Ausspruch gefallen. Jch fürchte mein Hertz, er
weiß sich sehr zu verstellen. "Eine so gesetzte
"Unveränderlichkeit, Eine so erhabene Stand-
"hafftigkeit fand er seinem Vorgeben nach bey
"meiner Schwester, daß ihm keine Hoffnung
"übrig blieb, sie zur Aendrung ihres Entschlusses
"zu bewegen, den sie mit völliger Ueberlegung
"gefasset hatte. Er seuffzete, nach der Erzeh-
"lung meiner Schwester, als er von ihr Ab-
"schied nahm! der Seufzer war recht tief: er
"umfassete ihre Hand, und küssete sie recht feu-
"rig; er gieng darauf mit der ehrerbietigsten
"Miene weg. Als er so vor ihr stand, so trat
"ihrem Hertzen fast ein Mitleiden gegen ihn an,
"ob er sie gleich vorhin erzürnet hatte." Gewiß ei-
ne gute Vorbereitung zum künftigen Ja-Wort,

wenig-
Die Geſchichte

Die Urſach, daß wir nicht ſo reden als wir
dencken.

Hier muß ich meine Feder niederlegen, ich werde
ſie aber bald wieder nehmen, um weiter zuſchreiben.

Der dritte Brief.
von
Fraͤulein Clariſſa Harlove an Fraͤulein
Howe/

So hatte denn Herr Lovelace ſeine Antwort
von meiner Schweſter, nach der Erklaͤ-
rung, die er ihren Worten gab. Mit ſehr groſer
Betruͤbnis, (wie er vorgab) ließ er ſich ihren
Ausſpruch gefallen. Jch fuͤrchte mein Hertz, er
weiß ſich ſehr zu verſtellen. „Eine ſo geſetzte
„Unveraͤnderlichkeit, Eine ſo erhabene Stand-
„hafftigkeit fand er ſeinem Vorgeben nach bey
„meiner Schweſter, daß ihm keine Hoffnung
„uͤbrig blieb, ſie zur Aendrung ihres Entſchluſſes
„zu bewegen, den ſie mit voͤlliger Ueberlegung
„gefaſſet hatte. Er ſeuffzete, nach der Erzeh-
„lung meiner Schweſter, als er von ihr Ab-
„ſchied nahm! der Seufzer war recht tief: er
„umfaſſete ihre Hand, und kuͤſſete ſie recht feu-
„rig; er gieng darauf mit der ehrerbietigſten
„Miene weg. Als er ſo vor ihr ſtand, ſo trat
„ihrem Hertzen faſt ein Mitleiden gegen ihn an,
„ob er ſie gleich vorhin erzuͤrnet hatte.„ Gewiß ei-
ne gute Vorbereitung zum kuͤnftigen Ja-Wort,

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[18/0038] Die Geſchichte Die Urſach, daß wir nicht ſo reden als wir dencken. Hier muß ich meine Feder niederlegen, ich werde ſie aber bald wieder nehmen, um weiter zuſchreiben. Der dritte Brief. von Fraͤulein Clariſſa Harlove an Fraͤulein Howe/ den 13. und 14. Jan. So hatte denn Herr Lovelace ſeine Antwort von meiner Schweſter, nach der Erklaͤ- rung, die er ihren Worten gab. Mit ſehr groſer Betruͤbnis, (wie er vorgab) ließ er ſich ihren Ausſpruch gefallen. Jch fuͤrchte mein Hertz, er weiß ſich ſehr zu verſtellen. „Eine ſo geſetzte „Unveraͤnderlichkeit, Eine ſo erhabene Stand- „hafftigkeit fand er ſeinem Vorgeben nach bey „meiner Schweſter, daß ihm keine Hoffnung „uͤbrig blieb, ſie zur Aendrung ihres Entſchluſſes „zu bewegen, den ſie mit voͤlliger Ueberlegung „gefaſſet hatte. Er ſeuffzete, nach der Erzeh- „lung meiner Schweſter, als er von ihr Ab- „ſchied nahm! der Seufzer war recht tief: er „umfaſſete ihre Hand, und kuͤſſete ſie recht feu- „rig; er gieng darauf mit der ehrerbietigſten „Miene weg. Als er ſo vor ihr ſtand, ſo trat „ihrem Hertzen faſt ein Mitleiden gegen ihn an, „ob er ſie gleich vorhin erzuͤrnet hatte.„ Gewiß ei- ne gute Vorbereitung zum kuͤnftigen Ja-Wort, wenig-

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/38>, abgerufen am 23.11.2024.