Verlarvte doch die Tugend nur den Sünder: Und was die Welt Untadlich nennt/ wird doch durch ei- nen Fleck verstellt. An ihr/ an ihr/ dem Wunder der Natur/ Dem edelsten geschaffner Dinge/ Durch das ich mich entführt zum Him- mel aufwärts schwinge/ Entdeckt man keines Fehlers Spur: Jn ihrer Art steht sie nur eintzeln da.
Du fragst mich, ob ich nicht bald ein neues Spiel anfangen will? und ob sich ein so allgemeiner Lieb- haber so lange mit einer begnügen lassen kan? - - - Du must diese angenehme Schöne nicht kennen, daß du mir eine solche Frage vorlegen kanst: oder du must dir einbilden, mich besser zu kennen als du mich in der That kennest. Alles was man sich bey dem andern Geschlecht vortrefliches vorstellen kan.
Die Reitze/ die vom Himmel stammen/ Find' ich in Jhr vereint beysammen/ Jn Jhr nur/ der mein Hertz ein ewig Denckmahl weyht.
Jch kan an keine andere gedencken, ehe ich nicht durch den vertraulichen Umgang des Ehe-Bettes, oder durch einen Umgang der mich eben so genau mit ihr bekannt macht, ausgefunden habe, daß sie nicht völlig ein Engel sey. Ueber dieses findet ein solches Gemüth, als das meiuige ist, bey diesem
Liebes-
Die Geſchichte
Verlarvte doch die Tugend nur den Suͤnder: Und was die Welt Untadlich nennt/ wird doch durch ei- nen Fleck verſtellt. An ihr/ an ihr/ dem Wunder der Natur/ Dem edelſten geſchaffner Dinge/ Durch das ich mich entfuͤhrt zum Him- mel aufwaͤrts ſchwinge/ Entdeckt man keines Fehlers Spur: Jn ihrer Art ſteht ſie nur eintzeln da.
Du fragſt mich, ob ich nicht bald ein neues Spiel anfangen will? und ob ſich ein ſo allgemeiner Lieb- haber ſo lange mit einer begnuͤgen laſſen kan? ‒ ‒ ‒ Du muſt dieſe angenehme Schoͤne nicht kennen, daß du mir eine ſolche Frage vorlegen kanſt: oder du muſt dir einbilden, mich beſſer zu kennen als du mich in der That kenneſt. Alles was man ſich bey dem andern Geſchlecht vortrefliches vorſtellen kan.
Die Reitze/ die vom Himmel ſtammen/ Find’ ich in Jhr vereint beyſammen/ Jn Jhr nur/ der mein Hertz ein ewig Denckmahl weyht.
Jch kan an keine andere gedencken, ehe ich nicht durch den vertraulichen Umgang des Ehe-Bettes, oder durch einen Umgang der mich eben ſo genau mit ihr bekannt macht, ausgefunden habe, daß ſie nicht voͤllig ein Engel ſey. Ueber dieſes findet ein ſolches Gemuͤth, als das meiuige iſt, bey dieſem
Liebes-
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Die Geſchichte
Verlarvte doch die Tugend nur den
Suͤnder:
Und was die Welt
Untadlich nennt/ wird doch durch ei-
nen Fleck verſtellt.
An ihr/ an ihr/ dem Wunder der Natur/
Dem edelſten geſchaffner Dinge/
Durch das ich mich entfuͤhrt zum Him-
mel aufwaͤrts ſchwinge/
Entdeckt man keines Fehlers Spur:
Jn ihrer Art ſteht ſie nur eintzeln da.
Du fragſt mich, ob ich nicht bald ein neues Spiel
anfangen will? und ob ſich ein ſo allgemeiner Lieb-
haber ſo lange mit einer begnuͤgen laſſen kan? ‒ ‒ ‒
Du muſt dieſe angenehme Schoͤne nicht kennen,
daß du mir eine ſolche Frage vorlegen kanſt: oder
du muſt dir einbilden, mich beſſer zu kennen als
du mich in der That kenneſt. Alles was man ſich
bey dem andern Geſchlecht vortrefliches vorſtellen
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Die Reitze/ die vom Himmel ſtammen/
Find’ ich in Jhr vereint beyſammen/
Jn Jhr nur/ der mein Hertz ein ewig
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Jch kan an keine andere gedencken, ehe ich nicht
durch den vertraulichen Umgang des Ehe-Bettes,
oder durch einen Umgang der mich eben ſo genau
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/358>, abgerufen am 19.05.2024.
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