Jsts das alles, was ich von meiner Mutter erwarten kan? "sagte ich.
"Ja! das ists alles. Aber, Clärchen/ ich "will dir noch eine Bedenck-Zeit geben. Gehe "wieder zu Herrn Solmes hinein, und führe "dich verständig auf, damit euch dein Vater bey- "sammen finde, wenn er nach Hause kommt, und "sehe, daß du dem Manne zum wenigsten höf- "lich begegnest."
Meine Füsse gingen von sich selbst, wie es mir vor kam, von dem Saal weg, und nach der Trep- pe zu: bey der Treppe stand ich stille.
Wenn du dir denn vorgenommen hast/ fuhr sie fort, uns allen zu trotzen/ so magst du mir nach deiner Stube gehen/ wie du im Sinne zu haben scheinest. Allein so sey dir GOtt gnädig!
"GOtt sey mir gnädig! ich kan ohnmög- "lich so handeln, daß man bewogen werde eine "Hoffnung von mir zu fassen, die hernach nicht "erfüllet wird. Allein beten sie nur für mich: "wie ich für sie beten werde, die Schuld an "meinem Unglück sind."
Jch fing an fortzugehen.
So wilst du doch hinauf gehen/ Clär- chen?
Jch sahe sie an. Die Thränen kamen mir eben zu rechter Zeit in die Augen, für mich zu sprechen; dann ich stand stille, ohne ein Wort sagen zu können.
Du gutes Mädchen/ mache mir nicht so
vielen
Q 2
der Clariſſa.
Jſts das alles, was ich von meiner Mutter erwarten kan? „ſagte ich.
„Ja! das iſts alles. Aber, Claͤrchen/ ich „will dir noch eine Bedenck-Zeit geben. Gehe „wieder zu Herrn Solmes hinein, und fuͤhre „dich verſtaͤndig auf, damit euch dein Vater bey- „ſammen finde, wenn er nach Hauſe kommt, und „ſehe, daß du dem Manne zum wenigſten hoͤf- „lich begegneſt.„
Meine Fuͤſſe gingen von ſich ſelbſt, wie es mir vor kam, von dem Saal weg, und nach der Trep- pe zu: bey der Treppe ſtand ich ſtille.
Wenn du dir denn vorgenommen haſt/ fuhr ſie fort, uns allen zu trotzen/ ſo magſt du mir nach deiner Stube gehen/ wie du im Sinne zu haben ſcheineſt. Allein ſo ſey dir GOtt gnaͤdig!
„GOtt ſey mir gnaͤdig! ich kan ohnmoͤg- „lich ſo handeln, daß man bewogen werde eine „Hoffnung von mir zu faſſen, die hernach nicht „erfuͤllet wird. Allein beten ſie nur fuͤr mich: „wie ich fuͤr ſie beten werde, die Schuld an „meinem Ungluͤck ſind.„
Jch fing an fortzugehen.
So wilſt du doch hinauf gehen/ Claͤr- chen?
Jch ſahe ſie an. Die Thraͤnen kamen mir eben zu rechter Zeit in die Augen, fuͤr mich zu ſprechen; dann ich ſtand ſtille, ohne ein Wort ſagen zu koͤnnen.
Du gutes Maͤdchen/ mache mir nicht ſo
vielen
Q 2
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der Clariſſa.
Jſts das alles, was ich von meiner Mutter
erwarten kan? „ſagte ich.
„Ja! das iſts alles. Aber, Claͤrchen/ ich
„will dir noch eine Bedenck-Zeit geben. Gehe
„wieder zu Herrn Solmes hinein, und fuͤhre
„dich verſtaͤndig auf, damit euch dein Vater bey-
„ſammen finde, wenn er nach Hauſe kommt, und
„ſehe, daß du dem Manne zum wenigſten hoͤf-
„lich begegneſt.„
Meine Fuͤſſe gingen von ſich ſelbſt, wie es mir
vor kam, von dem Saal weg, und nach der Trep-
pe zu: bey der Treppe ſtand ich ſtille.
Wenn du dir denn vorgenommen haſt/
fuhr ſie fort, uns allen zu trotzen/ ſo magſt
du mir nach deiner Stube gehen/ wie du im
Sinne zu haben ſcheineſt. Allein ſo ſey dir
GOtt gnaͤdig!
„GOtt ſey mir gnaͤdig! ich kan ohnmoͤg-
„lich ſo handeln, daß man bewogen werde eine
„Hoffnung von mir zu faſſen, die hernach nicht
„erfuͤllet wird. Allein beten ſie nur fuͤr mich:
„wie ich fuͤr ſie beten werde, die Schuld an
„meinem Ungluͤck ſind.„
Jch fing an fortzugehen.
So wilſt du doch hinauf gehen/ Claͤr-
chen?
Jch ſahe ſie an. Die Thraͤnen kamen mir
eben zu rechter Zeit in die Augen, fuͤr mich zu
ſprechen; dann ich ſtand ſtille, ohne ein Wort
ſagen zu koͤnnen.
Du gutes Maͤdchen/ mache mir nicht ſo
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/263>, abgerufen am 25.11.2024.
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