Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913."Oui, oui, oui -- parfaitement," erwiderte der Franzose. Hoffnungslos wand ich mich weiter durch die menschenvollen Räume, aber nun begegnete mir die wirkliche Susanna und zog mich mit: "Ein neuer Zinnsoldat" -- sagt sie, "er ist sehr nett, kommen Sie nur mit." Ja, er war wirklich recht nett -- ein blonder Gutsbesitzer, der sich stilvoll in ein großes Pantherfell gewickelt hatte. -- Wir etablierten uns in einer stillen Ecke, Susanna schmiegte sich an das Pantherfell und ließ mir ihre linke Hand. Sie weiß, daß ich mich dann schon etwas glücklicher fühle. So saßen wir, schwätzten, ruhten uns aus und betrachteten das festliche Getriebe. Willy und Orlonski tauchten manchmal auf, grollten etwas, weil sie nicht tanzen wollte, blieben eine Weile oder verzogen sich wieder. Heinz kam vorbei -- dann sein Freund, der Indianer; ich erfuhr jetzt endlich von Susanna, daß er Petersen heißt und aus einer nordischen Heidegegend stammt, -- deshalb wird er auch trotz seiner dunklen Haare als blonder Germane eingeschätzt. An diesem Abend trug er ein orientalisches Kostüm und einen langen falschen Bart. Ich rief ihn an, da ich ihn doch kannte, aber er zuckte die Achseln und antwortete mit einem unverständlichen Gemurmel, was wohl bedeuten sollte, daß er nicht für mich zu sprechen sei. „Oui, oui, oui — parfaitement,“ erwiderte der Franzose. Hoffnungslos wand ich mich weiter durch die menschenvollen Räume, aber nun begegnete mir die wirkliche Susanna und zog mich mit: „Ein neuer Zinnsoldat“ — sagt sie, „er ist sehr nett, kommen Sie nur mit.“ Ja, er war wirklich recht nett — ein blonder Gutsbesitzer, der sich stilvoll in ein großes Pantherfell gewickelt hatte. — Wir etablierten uns in einer stillen Ecke, Susanna schmiegte sich an das Pantherfell und ließ mir ihre linke Hand. Sie weiß, daß ich mich dann schon etwas glücklicher fühle. So saßen wir, schwätzten, ruhten uns aus und betrachteten das festliche Getriebe. Willy und Orlonski tauchten manchmal auf, grollten etwas, weil sie nicht tanzen wollte, blieben eine Weile oder verzogen sich wieder. Heinz kam vorbei — dann sein Freund, der Indianer; ich erfuhr jetzt endlich von Susanna, daß er Petersen heißt und aus einer nordischen Heidegegend stammt, — deshalb wird er auch trotz seiner dunklen Haare als blonder Germane eingeschätzt. An diesem Abend trug er ein orientalisches Kostüm und einen langen falschen Bart. Ich rief ihn an, da ich ihn doch kannte, aber er zuckte die Achseln und antwortete mit einem unverständlichen Gemurmel, was wohl bedeuten sollte, daß er nicht für mich zu sprechen sei. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <div type="letter" n="2"> <pb facs="#f0132" n="128"/> <p><hi rendition="#aq">„Oui, oui, oui — parfaitement,“</hi> erwiderte der Franzose.</p> <p>Hoffnungslos wand ich mich weiter durch die menschenvollen Räume, aber nun begegnete mir die wirkliche Susanna und zog mich mit:</p> <p>„Ein neuer Zinnsoldat“ — sagt sie, „er ist sehr nett, kommen Sie nur mit.“</p> <p>Ja, er war wirklich recht nett — ein blonder Gutsbesitzer, der sich stilvoll in ein großes Pantherfell gewickelt hatte. — Wir etablierten uns in einer stillen Ecke, Susanna schmiegte sich an das Pantherfell und ließ mir ihre linke Hand. Sie weiß, daß ich mich dann schon etwas glücklicher fühle.</p> <p>So saßen wir, schwätzten, ruhten uns aus und betrachteten das festliche Getriebe. Willy und Orlonski tauchten manchmal auf, grollten etwas, weil sie nicht tanzen wollte, blieben eine Weile oder verzogen sich wieder. Heinz kam vorbei — dann sein Freund, der Indianer; ich erfuhr jetzt endlich von Susanna, daß er Petersen heißt und aus einer nordischen Heidegegend stammt, — deshalb wird er auch trotz seiner dunklen Haare als blonder Germane eingeschätzt. An diesem Abend trug er ein orientalisches Kostüm und einen langen falschen Bart. Ich rief ihn an, da ich ihn doch kannte, aber er zuckte die Achseln und antwortete mit einem unverständlichen Gemurmel, was wohl bedeuten sollte, daß er nicht für mich zu sprechen sei.</p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [128/0132]
„Oui, oui, oui — parfaitement,“ erwiderte der Franzose.
Hoffnungslos wand ich mich weiter durch die menschenvollen Räume, aber nun begegnete mir die wirkliche Susanna und zog mich mit:
„Ein neuer Zinnsoldat“ — sagt sie, „er ist sehr nett, kommen Sie nur mit.“
Ja, er war wirklich recht nett — ein blonder Gutsbesitzer, der sich stilvoll in ein großes Pantherfell gewickelt hatte. — Wir etablierten uns in einer stillen Ecke, Susanna schmiegte sich an das Pantherfell und ließ mir ihre linke Hand. Sie weiß, daß ich mich dann schon etwas glücklicher fühle.
So saßen wir, schwätzten, ruhten uns aus und betrachteten das festliche Getriebe. Willy und Orlonski tauchten manchmal auf, grollten etwas, weil sie nicht tanzen wollte, blieben eine Weile oder verzogen sich wieder. Heinz kam vorbei — dann sein Freund, der Indianer; ich erfuhr jetzt endlich von Susanna, daß er Petersen heißt und aus einer nordischen Heidegegend stammt, — deshalb wird er auch trotz seiner dunklen Haare als blonder Germane eingeschätzt. An diesem Abend trug er ein orientalisches Kostüm und einen langen falschen Bart. Ich rief ihn an, da ich ihn doch kannte, aber er zuckte die Achseln und antwortete mit einem unverständlichen Gemurmel, was wohl bedeuten sollte, daß er nicht für mich zu sprechen sei.
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Zitationshilfe: | Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reventlow_dames_1913/132>, abgerufen am 23.07.2024. |