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Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913.

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dem Jahrmarkt kauft. Immer strebt es nach Zusammenhängen -- und findet sie nicht. -- Wir brauchen keinen Zusammenhang, -- wir sind selbst einer.

Die Sendung, die wir heute unserem Briefe beifügen, oder, richtiger, der Inhalt eben dieser Sendung, ist wieder ein neuer Beweis dafür.

Denn dies alles, teurer Freund, den wir insgesamt gleich schätzen und verehren, gilt nur als Vorrede einer Vorrede, die jetzt beginnen und Ihnen zur Erläuterung beifolgender Dokumente dienen soll, -- das heißt zur Erläuterung des Umstandes, daß wir eben diese Dokumente in Ihre Hände legen und von Ihnen die Lösung manches Rätsels erhoffen:

Mit den Papieren hat es nun folgende Bewandtnis:

Es mag etwa dreiviertel Jahr her sein, daß wir gelegentlich einer Seereise einen jungen Menschen kennen lernten. Wir fanden ihn sehr liebenswürdig und unterhielten uns gerne mit ihm. Es dauerte allerdings einige Zeit, bis es so weit kam, denn er war zu Anfang ungemein zurückhaltend und schien schwere seelische Erschütterungen durchgemacht zu haben -- aber davon später.

Der junge Mann hieß mit dem Nachnamen: Dame -- also Herr Dame -- dieser Umstand mochte wohl einiges zu seiner reservierten Haltung beitragen und gehörte zu den vielen Hemmungen, über die er sich beklagte. Wenn er sich vorstellte oder vorstellen ließ,

dem Jahrmarkt kauft. Immer strebt es nach Zusammenhängen — und findet sie nicht. — Wir brauchen keinen Zusammenhang, — wir sind selbst einer.

Die Sendung, die wir heute unserem Briefe beifügen, oder, richtiger, der Inhalt eben dieser Sendung, ist wieder ein neuer Beweis dafür.

Denn dies alles, teurer Freund, den wir insgesamt gleich schätzen und verehren, gilt nur als Vorrede einer Vorrede, die jetzt beginnen und Ihnen zur Erläuterung beifolgender Dokumente dienen soll, — das heißt zur Erläuterung des Umstandes, daß wir eben diese Dokumente in Ihre Hände legen und von Ihnen die Lösung manches Rätsels erhoffen:

Mit den Papieren hat es nun folgende Bewandtnis:

Es mag etwa dreiviertel Jahr her sein, daß wir gelegentlich einer Seereise einen jungen Menschen kennen lernten. Wir fanden ihn sehr liebenswürdig und unterhielten uns gerne mit ihm. Es dauerte allerdings einige Zeit, bis es so weit kam, denn er war zu Anfang ungemein zurückhaltend und schien schwere seelische Erschütterungen durchgemacht zu haben — aber davon später.

Der junge Mann hieß mit dem Nachnamen: Dame — also Herr Dame — dieser Umstand mochte wohl einiges zu seiner reservierten Haltung beitragen und gehörte zu den vielen Hemmungen, über die er sich beklagte. Wenn er sich vorstellte oder vorstellen ließ,

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[6/0010] dem Jahrmarkt kauft. Immer strebt es nach Zusammenhängen — und findet sie nicht. — Wir brauchen keinen Zusammenhang, — wir sind selbst einer. Die Sendung, die wir heute unserem Briefe beifügen, oder, richtiger, der Inhalt eben dieser Sendung, ist wieder ein neuer Beweis dafür. Denn dies alles, teurer Freund, den wir insgesamt gleich schätzen und verehren, gilt nur als Vorrede einer Vorrede, die jetzt beginnen und Ihnen zur Erläuterung beifolgender Dokumente dienen soll, — das heißt zur Erläuterung des Umstandes, daß wir eben diese Dokumente in Ihre Hände legen und von Ihnen die Lösung manches Rätsels erhoffen: Mit den Papieren hat es nun folgende Bewandtnis: Es mag etwa dreiviertel Jahr her sein, daß wir gelegentlich einer Seereise einen jungen Menschen kennen lernten. Wir fanden ihn sehr liebenswürdig und unterhielten uns gerne mit ihm. Es dauerte allerdings einige Zeit, bis es so weit kam, denn er war zu Anfang ungemein zurückhaltend und schien schwere seelische Erschütterungen durchgemacht zu haben — aber davon später. Der junge Mann hieß mit dem Nachnamen: Dame — also Herr Dame — dieser Umstand mochte wohl einiges zu seiner reservierten Haltung beitragen und gehörte zu den vielen Hemmungen, über die er sich beklagte. Wenn er sich vorstellte oder vorstellen ließ,

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Zitationshilfe: Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reventlow_dames_1913/10>, abgerufen am 19.04.2024.