Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hilarius [i. e. Reuter, Christian]: L'Honnéte Femme Oder die Ehrliche Frau zu Plißine [...] Nebenst Harleqvins Hochzeit- und Kind-Betterin-Schmause. Plißine, [1695].

Bild:
<< vorherige Seite
Fidel. Allerdings wie sie mit mir fertig/ so fieng
sie an von den Herrn Bruder zu reden und sagte:
wenn ich Edwarten ansichtig werde/ so will ichs ihn
gleichfalls sagen: daß er mir daß Hauß räumen soll/
Denn er hat meine Charlotte eine Hure geheissen.
Fidel. Hat denn der Herr Bruder solches ge-
than?
Edward. Monfrere dencke nur? da ge-
het sie hin und spricht zu Jungfer Melinden hier
in der Nachbarschafft/ ich hätte von derselben so
übel geredet. Das Mädgen kam zu mir/ und
hielt mir solches vor/ ich excusirte mich so gut als
ich kunte/ allein sie glaubte Charlottens Worten
mehr als meinen. Es trug sich aber zu/ daß Char-
lotte gelauffen kam und sagte zu Melinden die
Mutter wolte ihr ein neu Kleid machen lassen.
Da satzte ich ihr zur Rede/ warum sie mich so un-
schuldiger Weise bey Jungfer Melinden ange-
geben. Charlotte aber wolte nichts davon
wissen/ so fieng ich an und sagte: Wenn sie mich
dieses bey Jungfer Melinden beschuldiget/ so
hat sie solches geredet als eine Hure/ darauff
lieff sie eiligst ins Hauß und sagte: Ey das will
ich meiner Frau Mutter sagen daß er mich eine
Hure geheissen.
Fidel. Wenn ich an des Herrn Bruders Stelle
gewesen/ ich hätte es selbst nicht anders gemacht.

Edward
Fidel. Allerdings wie ſie mit mir fertig/ ſo fieng
ſie an von den Herrn Bruder zu reden und ſagte:
wenn ich Edwarten anſichtig werde/ ſo will ichs ihn
gleichfalls ſagen: daß er mir daß Hauß raͤumen ſoll/
Denn er hat meine Charlotte eine Hure geheiſſen.
Fidel. Hat denn der Herr Bruder ſolches ge-
than?
Edward. Monfrere dencke nur? da ge-
het ſie hin und ſpricht zu Jungfer Melinden hier
in der Nachbarſchafft/ ich haͤtte von derſelben ſo
uͤbel geredet. Das Maͤdgen kam zu mir/ und
hielt miꝛ ſolches vor/ ich excuſirte mich ſo gut als
ich kunte/ allein ſie glaubte Charlottens Worten
mehr als meinen. Es trug ſich aber zu/ daß Char-
lotte gelauffen kam und ſagte zu Melinden die
Mutter wolte ihr ein neu Kleid machen laſſen.
Da ſatzte ich ihr zur Rede/ warum ſie mich ſo un-
ſchuldiger Weiſe bey Jungfer Melinden ange-
geben. Charlotte aber wolte nichts davon
wiſſen/ ſo fieng ich an und ſagte: Wenn ſie mich
dieſes bey Jungfer Melinden beſchuldiget/ ſo
hat ſie ſolches geredet als eine Hure/ darauff
lieff ſie eiligſt ins Hauß und ſagte: Ey das will
ich meiner Frau Mutter ſagen daß er mich eine
Hure geheiſſen.
Fidel. Wenn ich an des Herrn Bruders Stelle
geweſen/ ich haͤtte es ſelbſt nicht anders gemacht.

Edward
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0048" n="36"/>
          <sp who="#FID">
            <speaker>Fidel.</speaker>
            <p>Allerdings wie &#x017F;ie mit mir fertig/ &#x017F;o fieng<lb/>
&#x017F;ie an von den Herrn Bruder zu reden und &#x017F;agte:<lb/>
wenn ich Edwarten an&#x017F;ichtig werde/ &#x017F;o will ichs ihn<lb/>
gleichfalls &#x017F;agen: daß er mir daß Hauß ra&#x0364;umen &#x017F;oll/<lb/>
Denn er hat meine Charlotte eine Hure gehei&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FID">
            <speaker>Fidel.</speaker>
            <p>Hat denn der Herr Bruder &#x017F;olches ge-<lb/>
than?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#EDW">
            <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Edward.</hi> </hi> </speaker>
            <p><hi rendition="#aq">Monfrere</hi> dencke nur? da ge-<lb/>
het &#x017F;ie hin und &#x017F;pricht zu Jungfer Melinden hier<lb/>
in der Nachbar&#x017F;chafft/ ich ha&#x0364;tte von der&#x017F;elben &#x017F;o<lb/>
u&#x0364;bel geredet. Das Ma&#x0364;dgen kam zu mir/ und<lb/>
hielt mi&#xA75B; &#x017F;olches vor/ ich <hi rendition="#aq">excu&#x017F;ir</hi>te mich &#x017F;o gut als<lb/>
ich kunte/ allein &#x017F;ie glaubte Charlottens Worten<lb/>
mehr als meinen. Es trug &#x017F;ich aber zu/ daß Char-<lb/>
lotte gelauffen kam und &#x017F;agte zu Melinden die<lb/>
Mutter wolte ihr ein neu Kleid machen la&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Da &#x017F;atzte ich ihr zur Rede/ warum &#x017F;ie mich &#x017F;o un-<lb/>
&#x017F;chuldiger Wei&#x017F;e bey Jungfer Melinden ange-<lb/>
geben. Charlotte aber wolte nichts davon<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;o fieng ich an und &#x017F;agte: Wenn &#x017F;ie mich<lb/>
die&#x017F;es bey Jungfer Melinden be&#x017F;chuldiget/ &#x017F;o<lb/>
hat &#x017F;ie &#x017F;olches geredet als eine Hure/ darauff<lb/>
lieff &#x017F;ie eilig&#x017F;t ins Hauß und &#x017F;agte: Ey das will<lb/>
ich meiner Frau Mutter &#x017F;agen daß er mich eine<lb/>
Hure gehei&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FID">
            <speaker>F<hi rendition="#fr">idel.</hi></speaker>
            <p>Wenn ich an des Herrn Bruders Stelle<lb/>
gewe&#x017F;en/ ich ha&#x0364;tte es &#x017F;elb&#x017F;t nicht anders gemacht.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Edward</fw>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0048] Fidel. Allerdings wie ſie mit mir fertig/ ſo fieng ſie an von den Herrn Bruder zu reden und ſagte: wenn ich Edwarten anſichtig werde/ ſo will ichs ihn gleichfalls ſagen: daß er mir daß Hauß raͤumen ſoll/ Denn er hat meine Charlotte eine Hure geheiſſen. Fidel. Hat denn der Herr Bruder ſolches ge- than? Edward. Monfrere dencke nur? da ge- het ſie hin und ſpricht zu Jungfer Melinden hier in der Nachbarſchafft/ ich haͤtte von derſelben ſo uͤbel geredet. Das Maͤdgen kam zu mir/ und hielt miꝛ ſolches vor/ ich excuſirte mich ſo gut als ich kunte/ allein ſie glaubte Charlottens Worten mehr als meinen. Es trug ſich aber zu/ daß Char- lotte gelauffen kam und ſagte zu Melinden die Mutter wolte ihr ein neu Kleid machen laſſen. Da ſatzte ich ihr zur Rede/ warum ſie mich ſo un- ſchuldiger Weiſe bey Jungfer Melinden ange- geben. Charlotte aber wolte nichts davon wiſſen/ ſo fieng ich an und ſagte: Wenn ſie mich dieſes bey Jungfer Melinden beſchuldiget/ ſo hat ſie ſolches geredet als eine Hure/ darauff lieff ſie eiligſt ins Hauß und ſagte: Ey das will ich meiner Frau Mutter ſagen daß er mich eine Hure geheiſſen. Fidel. Wenn ich an des Herrn Bruders Stelle geweſen/ ich haͤtte es ſelbſt nicht anders gemacht. Edward

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reuter_femme_1695
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reuter_femme_1695/48
Zitationshilfe: Hilarius [i. e. Reuter, Christian]: L'Honnéte Femme Oder die Ehrliche Frau zu Plißine [...] Nebenst Harleqvins Hochzeit- und Kind-Betterin-Schmause. Plißine, [1695]. , S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reuter_femme_1695/48>, abgerufen am 23.11.2024.