Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hilarius [i. e. Reuter, Christian]: L'Honnéte Femme Oder die Ehrliche Frau zu Plißine [...] Nebenst Harleqvins Hochzeit- und Kind-Betterin-Schmause. Plißine, [1695].

Bild:
<< vorherige Seite
wohl geheissen: Damon ist doch der Beste in
Plißine. Da er aber nichts mehr brächte/ so re-
dete sie das schimpfflichste von ihn/ und wenn sie
ihn in Abwesenheit seiner schimpffte/ so hielt er
sie vor keine ehrliche Frau.
Cleand. Da hat er recht gethan/ daß er ihr
solches hat sagen lassen/ es muß eine artige Frau
seyn.
Fidel. Ihres Humörs trifft man wohl
schwehrlich in Plißine an. Es sind ohngefehr
3. Jahr/ so gieng sie im Hause herum und schlug
die Hände immer über den Kopffe zusammen
und sagte: Je daß GOtt im hohen Himmel
erbarme. Je daß es den Göttern im Wolcken
erbarme. Als ich solches hörete/ gieng ich eiligst
auff sie zu und vermeinte es wäre etwan ein
groß Unglück vorhanden/ wie ich sie nun fragte
was ihr wäre/ gab sie zur Antwort: Er den-
cke doch nur/ da haben sie eine Ratte gefangen
und haben sie wieder lauffen lassen/ mein Praece-
ptor
schmeist mit den Besen nach ihr/ und
schlägt fehl/ so läufft sie meiner Charlotte zwi-
schen die Beine durch/ und kömmt wieder davon.
Cleand. Ey da hätte ich mich des Lachens nicht
enthalten können/ was sagt er aber drauff?
Fidel. Ich antwortete mit rechter Verwunde-
rung: Ey das ist erschrecklich! worauff sie wieder
ant-
wohl geheiſſen: Damon iſt doch der Beſte in
Plißine. Da er aber nichts mehr braͤchte/ ſo re-
dete ſie das ſchimpfflichſte von ihn/ und wenn ſie
ihn in Abweſenheit ſeiner ſchimpffte/ ſo hielt er
ſie vor keine ehrliche Frau.
Cleand. Da hat er recht gethan/ daß er ihr
ſolches hat ſagen laſſen/ es muß eine artige Frau
ſeyn.
Fidel. Ihres Humörs trifft man wohl
ſchwehrlich in Plißine an. Es ſind ohngefehr
3. Jahr/ ſo gieng ſie im Hauſe herum und ſchlug
die Haͤnde immer uͤber den Kopffe zuſammen
und ſagte: Je daß GOtt im hohen Himmel
erbarme. Je daß es den Goͤttern im Wolcken
erbarme. Als ich ſolches hoͤrete/ gieng ich eiligſt
auff ſie zu und vermeinte es waͤre etwan ein
groß Ungluͤck vorhanden/ wie ich ſie nun fragte
was ihr waͤre/ gab ſie zur Antwort: Er den-
cke doch nur/ da haben ſie eine Ratte gefangen
und haben ſie wieder lauffen laſſen/ mein Præce-
ptor
ſchmeiſt mit den Beſen nach ihr/ und
ſchlaͤgt fehl/ ſo laͤufft ſie meiner Charlotte zwi-
ſchen die Beine durch/ und koͤmmt wieder davon.
Cleand. Ey da haͤtte ich mich des Lachens nicht
enthalten koͤnnen/ was ſagt er aber drauff?
Fidel. Ich antwortete mit rechter Verwunde-
rung: Ey das iſt erſchrecklich! worauff ſie wieder
ant-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#FID">
            <p><pb facs="#f0023" n="11"/>
wohl gehei&#x017F;&#x017F;en: Damon i&#x017F;t doch der Be&#x017F;te in<lb/>
Plißine. Da er aber nichts mehr bra&#x0364;chte/ &#x017F;o re-<lb/>
dete &#x017F;ie das &#x017F;chimpfflich&#x017F;te von ihn/ und wenn &#x017F;ie<lb/>
ihn in Abwe&#x017F;enheit &#x017F;einer &#x017F;chimpffte/ &#x017F;o hielt er<lb/>
&#x017F;ie vor keine ehrliche Frau.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CLE">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Cleand.</hi> </speaker>
            <p>Da hat er recht gethan/ daß er ihr<lb/>
&#x017F;olches hat &#x017F;agen la&#x017F;&#x017F;en/ es muß eine artige Frau<lb/>
&#x017F;eyn.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FID">
            <speaker>Fidel.</speaker>
            <p>Ihres <hi rendition="#aq">Humörs</hi> trifft man wohl<lb/>
&#x017F;chwehrlich in Plißine an. Es &#x017F;ind ohngefehr<lb/>
3. Jahr/ &#x017F;o gieng &#x017F;ie im Hau&#x017F;e herum und &#x017F;chlug<lb/>
die Ha&#x0364;nde immer u&#x0364;ber den Kopffe zu&#x017F;ammen<lb/>
und &#x017F;agte: Je daß GOtt im hohen Himmel<lb/>
erbarme. Je daß es den Go&#x0364;ttern im Wolcken<lb/>
erbarme. Als ich &#x017F;olches ho&#x0364;rete/ gieng ich eilig&#x017F;t<lb/>
auff &#x017F;ie zu und vermeinte es wa&#x0364;re etwan ein<lb/>
groß Unglu&#x0364;ck vorhanden/ wie ich &#x017F;ie nun fragte<lb/>
was ihr wa&#x0364;re/ gab &#x017F;ie zur Antwort: Er den-<lb/>
cke doch nur/ da haben &#x017F;ie eine Ratte gefangen<lb/>
und haben &#x017F;ie wieder lauffen la&#x017F;&#x017F;en/ mein <hi rendition="#aq">Præce-<lb/>
ptor</hi> &#x017F;chmei&#x017F;t mit den Be&#x017F;en nach ihr/ und<lb/>
&#x017F;chla&#x0364;gt fehl/ &#x017F;o la&#x0364;ufft &#x017F;ie meiner Charlotte zwi-<lb/>
&#x017F;chen die Beine durch/ und ko&#x0364;mmt wieder davon.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CLE">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Cleand.</hi> </speaker>
            <p>Ey da ha&#x0364;tte ich mich des Lachens nicht<lb/>
enthalten ko&#x0364;nnen/ was &#x017F;agt er aber drauff?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FID">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Fidel.</hi> </speaker>
            <p>Ich antwortete mit rechter Verwunde-<lb/>
rung: Ey das i&#x017F;t er&#x017F;chrecklich! worauff &#x017F;ie wieder<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ant-</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[11/0023] wohl geheiſſen: Damon iſt doch der Beſte in Plißine. Da er aber nichts mehr braͤchte/ ſo re- dete ſie das ſchimpfflichſte von ihn/ und wenn ſie ihn in Abweſenheit ſeiner ſchimpffte/ ſo hielt er ſie vor keine ehrliche Frau. Cleand. Da hat er recht gethan/ daß er ihr ſolches hat ſagen laſſen/ es muß eine artige Frau ſeyn. Fidel. Ihres Humörs trifft man wohl ſchwehrlich in Plißine an. Es ſind ohngefehr 3. Jahr/ ſo gieng ſie im Hauſe herum und ſchlug die Haͤnde immer uͤber den Kopffe zuſammen und ſagte: Je daß GOtt im hohen Himmel erbarme. Je daß es den Goͤttern im Wolcken erbarme. Als ich ſolches hoͤrete/ gieng ich eiligſt auff ſie zu und vermeinte es waͤre etwan ein groß Ungluͤck vorhanden/ wie ich ſie nun fragte was ihr waͤre/ gab ſie zur Antwort: Er den- cke doch nur/ da haben ſie eine Ratte gefangen und haben ſie wieder lauffen laſſen/ mein Præce- ptor ſchmeiſt mit den Beſen nach ihr/ und ſchlaͤgt fehl/ ſo laͤufft ſie meiner Charlotte zwi- ſchen die Beine durch/ und koͤmmt wieder davon. Cleand. Ey da haͤtte ich mich des Lachens nicht enthalten koͤnnen/ was ſagt er aber drauff? Fidel. Ich antwortete mit rechter Verwunde- rung: Ey das iſt erſchrecklich! worauff ſie wieder ant-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reuter_femme_1695
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reuter_femme_1695/23
Zitationshilfe: Hilarius [i. e. Reuter, Christian]: L'Honnéte Femme Oder die Ehrliche Frau zu Plißine [...] Nebenst Harleqvins Hochzeit- und Kind-Betterin-Schmause. Plißine, [1695]. , S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reuter_femme_1695/23>, abgerufen am 24.11.2024.