Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hilarius [i. e. Reuter, Christian]: L'Honnéte Femme Oder die Ehrliche Frau zu Plißine [...] Nebenst Harleqvins Hochzeit- und Kind-Betterin-Schmause. Plißine, [1695].

Bild:
<< vorherige Seite
erweisen als wenn man ihr eine Flasche zuweilen
schickt. Wenn ich dran gedencke so muß ich noch
hertzlich darüber lachen.
Cleand. Worüber?
Fidel. Neulicher Zeit so brachte ein guter
Freund der Frau Schlampampe eine gute Fla-
sche Wein vors Bette/ welchen sie auch mit sol-
chen Appetit verschluckte und sagte: Herr Da-
mon (so hieß der gute Freund) Nun er ist doch
der Beste in gantz Plißine/ ich bin ihn auch von
Hertzen gut/ so wahr ich eine ehrliche Frau
bin
/ er gläubt mirs nicht was ich von ihn halte.
Diese Lob-Reden währeten halt ich acht Tage/
so wurde der ehrliche Damon unschuldiger Wei-
se in Verdacht gezogen; als solte er ehrlicher
Leute Kinder geschimpfft haben/ und kunte kein
Mensche vor Schlampampens Hause vorbey
gehen/ den sie nicht auff hielt/ und das Leichtfer-
tigste von den rechtschaffenen Damon redete.
Cleand. Erfuhr aber solches Mons. Damon
nicht wieder?
Fidel. Er erfuhr es freylich wieder.
Cleand. Schwieg er aber dazu stille?
Fidel. Er ließ ihr durch ihre eigene Köchin
sagen sie solte doch der Frau Schlampampe
nur melden: Vormahls wie er ihr Fläschgen
guten Wein vors Bette gebracht/ so hätte es
wohl
erweiſen als wenn man ihr eine Flaſche zuweilen
ſchickt. Wenn ich dran gedencke ſo muß ich noch
hertzlich daruͤber lachen.
Cleand. Woruͤber?
Fidel. Neulicher Zeit ſo brachte ein guter
Freund der Frau Schlampampe eine gute Fla-
ſche Wein vors Bette/ welchen ſie auch mit ſol-
chen Appetit verſchluckte und ſagte: Herr Da-
mon (ſo hieß der gute Freund) Nun er iſt doch
der Beſte in gantz Plißine/ ich bin ihn auch von
Hertzen gut/ ſo wahr ich eine ehrliche Frau
bin
/ er glaͤubt mirs nicht was ich von ihn halte.
Dieſe Lob-Reden waͤhreten halt ich acht Tage/
ſo wurde der ehrliche Damon unſchuldiger Wei-
ſe in Verdacht gezogen; als ſolte er ehrlicher
Leute Kinder geſchimpfft haben/ und kunte kein
Menſche vor Schlampampens Hauſe vorbey
gehen/ den ſie nicht auff hielt/ und das Leichtfer-
tigſte von den rechtſchaffenen Damon redete.
Cleand. Erfuhr aber ſolches Monſ. Damon
nicht wieder?
Fidel. Er erfuhr es freylich wieder.
Cleand. Schwieg er aber dazu ſtille?
Fidel. Er ließ ihr durch ihre eigene Koͤchin
ſagen ſie ſolte doch der Frau Schlampampe
nur melden: Vormahls wie er ihr Flaͤſchgen
guten Wein vors Bette gebracht/ ſo haͤtte es
wohl
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#FID">
            <p><pb facs="#f0022" n="10"/>
erwei&#x017F;en als wenn man ihr eine Fla&#x017F;che zuweilen<lb/>
&#x017F;chickt. Wenn ich dran gedencke &#x017F;o muß ich noch<lb/>
hertzlich daru&#x0364;ber lachen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CLE">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Cleand.</hi> </speaker>
            <p>Woru&#x0364;ber?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FID">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Fidel.</hi> </speaker>
            <p>Neulicher Zeit &#x017F;o brachte ein guter<lb/>
Freund der Frau Schlampampe eine gute Fla-<lb/>
&#x017F;che Wein vors Bette/ welchen &#x017F;ie auch mit &#x017F;ol-<lb/>
chen Appetit ver&#x017F;chluckte und &#x017F;agte: Herr Da-<lb/>
mon (&#x017F;o hieß der gute Freund) Nun er i&#x017F;t doch<lb/>
der Be&#x017F;te in gantz Plißine/ ich bin ihn auch von<lb/>
Hertzen gut/ <hi rendition="#fr">&#x017F;o wahr ich eine ehrliche Frau<lb/>
bin</hi>/ er gla&#x0364;ubt mirs nicht was ich von ihn halte.<lb/>
Die&#x017F;e Lob-Reden wa&#x0364;hreten halt ich acht Tage/<lb/>
&#x017F;o wurde der ehrliche Damon un&#x017F;chuldiger Wei-<lb/>
&#x017F;e in Verdacht gezogen; als &#x017F;olte er ehrlicher<lb/>
Leute Kinder ge&#x017F;chimpfft haben/ und kunte kein<lb/>
Men&#x017F;che vor Schlampampens Hau&#x017F;e vorbey<lb/>
gehen/ den &#x017F;ie nicht auff hielt/ und das Leichtfer-<lb/>
tig&#x017F;te von den recht&#x017F;chaffenen Damon redete.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CLE">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Cleand.</hi> </speaker>
            <p>Erfuhr aber &#x017F;olches <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;.</hi> Damon<lb/>
nicht wieder?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FID">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Fidel.</hi> </speaker>
            <p>Er erfuhr es freylich wieder.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CLE">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Cleand.</hi> </speaker>
            <p>Schwieg er aber dazu &#x017F;tille?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FID">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Fidel.</hi> </speaker>
            <p>Er ließ ihr durch ihre eigene Ko&#x0364;chin<lb/>
&#x017F;agen &#x017F;ie &#x017F;olte doch der <hi rendition="#fr">Frau Schlampampe</hi><lb/>
nur melden: Vormahls wie er ihr Fla&#x0364;&#x017F;chgen<lb/>
guten Wein vors Bette gebracht/ &#x017F;o ha&#x0364;tte es<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wohl</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[10/0022] erweiſen als wenn man ihr eine Flaſche zuweilen ſchickt. Wenn ich dran gedencke ſo muß ich noch hertzlich daruͤber lachen. Cleand. Woruͤber? Fidel. Neulicher Zeit ſo brachte ein guter Freund der Frau Schlampampe eine gute Fla- ſche Wein vors Bette/ welchen ſie auch mit ſol- chen Appetit verſchluckte und ſagte: Herr Da- mon (ſo hieß der gute Freund) Nun er iſt doch der Beſte in gantz Plißine/ ich bin ihn auch von Hertzen gut/ ſo wahr ich eine ehrliche Frau bin/ er glaͤubt mirs nicht was ich von ihn halte. Dieſe Lob-Reden waͤhreten halt ich acht Tage/ ſo wurde der ehrliche Damon unſchuldiger Wei- ſe in Verdacht gezogen; als ſolte er ehrlicher Leute Kinder geſchimpfft haben/ und kunte kein Menſche vor Schlampampens Hauſe vorbey gehen/ den ſie nicht auff hielt/ und das Leichtfer- tigſte von den rechtſchaffenen Damon redete. Cleand. Erfuhr aber ſolches Monſ. Damon nicht wieder? Fidel. Er erfuhr es freylich wieder. Cleand. Schwieg er aber dazu ſtille? Fidel. Er ließ ihr durch ihre eigene Koͤchin ſagen ſie ſolte doch der Frau Schlampampe nur melden: Vormahls wie er ihr Flaͤſchgen guten Wein vors Bette gebracht/ ſo haͤtte es wohl

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reuter_femme_1695
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reuter_femme_1695/22
Zitationshilfe: Hilarius [i. e. Reuter, Christian]: L'Honnéte Femme Oder die Ehrliche Frau zu Plißine [...] Nebenst Harleqvins Hochzeit- und Kind-Betterin-Schmause. Plißine, [1695]. , S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reuter_femme_1695/22>, abgerufen am 24.11.2024.