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[Reuter, Christian]: Graf Ehrenfried. 1700.

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Courage. Weist du was/ Grethgen/ ich bin die-
sen Abend bey einem Advocaten gewe-
sen/ und erzehlte ihm meine Sache/ der
Mann aber hatte sich so bestialisch voll-
gesoffen/ daß er nicht einmahl wuste/
was er mir antworten solte/ ich soll aber
morgen früh wieder zu ihm kommen.
Grethe. Ach du hertzer Courage! wenn du die
Sache unter die Advocaten spielen
wilst/ so werden sie einen Proceß aus
dem Consense machen/ der in 20. Jahren
nicht aus wird.
Courag. Ich kan ja leichte mit ihm reden/ da-
mit ich nur höre/ ob Ers vor rathsam
hält/ daß ich meinen Herrn wegen des
Consenses bey dem Könige verklagen
soll?
Grethe. Das wolte ich dir nun auch nicht ra-
then.
Courage. Warumb aber nicht?
Grethe. Man sieht/ wie es geht/ wenn man
seinen eigenen Herrn bey der hohen O-
brigkeit verklagt/ man habe auch recht/
wie man will/ so wird einem armen Die-
ner doch nicht geholffen; Mein Rath
wäre/ du gäbest Ihm gute Wort/ viel-
leicht läst Ers noch geschehen; dann zu
einem Advocaten zu gehen/ rathe ich dir
durchaus nicht.
Courage. Ich will her seyn/ und morgen früh
nüchtern noch einmahl mit meinem
Herrn aus der Sache reden/ will Er/
wohl
F 5
Courage. Weiſt du was/ Grethgen/ ich bin die-
ſen Abend bey einem Advocaten gewe-
ſen/ und erzehlte ihm meine Sache/ der
Mann aber hatte ſich ſo beſtialiſch voll-
geſoffen/ daß er nicht einmahl wuſte/
was er mir antworten ſolte/ ich ſoll aber
morgen fruͤh wieder zu ihm kommen.
Grethe. Ach du hertzer Courage! wenn du die
Sache unter die Advocaten ſpielen
wilſt/ ſo werden ſie einen Proceß aus
dem Conſenſe machen/ der in 20. Jahren
nicht aus wird.
Courag. Ich kan ja leichte mit ihm reden/ da-
mit ich nur hoͤre/ ob Ers vor rathſam
haͤlt/ daß ich meinen Herrn wegen des
Conſenſes bey dem Koͤnige verklagen
ſoll?
Grethe. Das wolte ich dir nun auch nicht ra-
then.
Courage. Warumb aber nicht?
Grethe. Man ſieht/ wie es geht/ wenn man
ſeinen eigenen Herrn bey der hohen O-
brigkeit verklagt/ man habe auch recht/
wie man will/ ſo wird einem armen Die-
ner doch nicht geholffen; Mein Rath
waͤre/ du gaͤbeſt Ihm gute Wort/ viel-
leicht laͤſt Ers noch geſchehen; dann zu
einem Advocaten zu gehen/ rathe ich dir
durchaus nicht.
Courage. Ich will her ſeyn/ und morgen fruͤh
nuͤchtern noch einmahl mit meinem
Herrn aus der Sache reden/ will Er/
wohl
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[89/0100] Courage. Weiſt du was/ Grethgen/ ich bin die- ſen Abend bey einem Advocaten gewe- ſen/ und erzehlte ihm meine Sache/ der Mann aber hatte ſich ſo beſtialiſch voll- geſoffen/ daß er nicht einmahl wuſte/ was er mir antworten ſolte/ ich ſoll aber morgen fruͤh wieder zu ihm kommen. Grethe. Ach du hertzer Courage! wenn du die Sache unter die Advocaten ſpielen wilſt/ ſo werden ſie einen Proceß aus dem Conſenſe machen/ der in 20. Jahren nicht aus wird. Courag. Ich kan ja leichte mit ihm reden/ da- mit ich nur hoͤre/ ob Ers vor rathſam haͤlt/ daß ich meinen Herrn wegen des Conſenſes bey dem Koͤnige verklagen ſoll? Grethe. Das wolte ich dir nun auch nicht ra- then. Courage. Warumb aber nicht? Grethe. Man ſieht/ wie es geht/ wenn man ſeinen eigenen Herrn bey der hohen O- brigkeit verklagt/ man habe auch recht/ wie man will/ ſo wird einem armen Die- ner doch nicht geholffen; Mein Rath waͤre/ du gaͤbeſt Ihm gute Wort/ viel- leicht laͤſt Ers noch geſchehen; dann zu einem Advocaten zu gehen/ rathe ich dir durchaus nicht. Courage. Ich will her ſeyn/ und morgen fruͤh nuͤchtern noch einmahl mit meinem Herrn aus der Sache reden/ will Er/ wohl F 5

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Zitationshilfe: [Reuter, Christian]: Graf Ehrenfried. 1700, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reuter_ehrenfried_1700/100>, abgerufen am 25.11.2024.