sagt -- ich will es aber nicht für gewiß ausge- ben -- daß er gerührt von dem letzten guten Be- nehmen der Frau Sachwalterinn auch seine Erkennt- lichkeit bezeigt -- doch blos in der Absicht, sich für Christinen destomehr zu bilden -- und sie ihm ver- schiedene kleine Geschenke gemacht habe, die nicht wenig beytrugen, die Grotte des unbesteiglichen Berges zu zieren.
Endlich bekam er Lust, eine Reise zu seinen El- tern zu machen. Dem Sachwalter war dies eben recht. Victorin reiste zu Pferde ab, hatte aber wohl- bedächtig die vorhergehenden Nächte alle seine Sa- chen, die Flügel ausgenommen, in die Grotte getragen. Es ist unnöthig hier die gute Aufnahme zu be- schreiben, die er -- -- Dank sey es dem Schrei- ben der dienstfertigen Frau Procuratorinn -- von seinen Eltern erhielt. Victorin erwiderte sie auf eben die Art; brannte aber übrigens vor Begierde, sich auf dem Schlosse zu zeigen.
Noch den nämlichen Abend fand er hierzu Ge- legenheit, da der Fiscalprocurator seinen Herrn Nachricht von etwas geben wollte. Er schickte al- so seinen Sohn, der sich mit dem Reden am besten behelfen konnte und die Sache inne hatte.
Eh Victorin sich zeigte, kleidete er sich vorher aufs beste, und mit demjenigen ausgesuchten Ge- schmacke an, wodurch die Thoren -- ob er es gleich nicht war -- sich so kenntlich machen, und der den Petitmaitre allein in Ansehen gebracht hatte. Er erschien aufs glänzendste und ward gemeldet.
Der
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ſagt — ich will es aber nicht fuͤr gewiß ausge- ben — daß er geruͤhrt von dem letzten guten Be- nehmen der Frau Sachwalterinn auch ſeine Erkennt- lichkeit bezeigt — doch blos in der Abſicht, ſich fuͤr Chriſtinen deſtomehr zu bilden — und ſie ihm ver- ſchiedene kleine Geſchenke gemacht habe, die nicht wenig beytrugen, die Grotte des unbeſteiglichen Berges zu zieren.
Endlich bekam er Luſt, eine Reiſe zu ſeinen El- tern zu machen. Dem Sachwalter war dies eben recht. Victorin reiſte zu Pferde ab, hatte aber wohl- bedaͤchtig die vorhergehenden Naͤchte alle ſeine Sa- chen, die Fluͤgel ausgenommen, in die Grotte getragen. Es iſt unnoͤthig hier die gute Aufnahme zu be- ſchreiben, die er — — Dank ſey es dem Schrei- ben der dienſtfertigen Frau Procuratorinn — von ſeinen Eltern erhielt. Victorin erwiderte ſie auf eben die Art; brannte aber uͤbrigens vor Begierde, ſich auf dem Schloſſe zu zeigen.
Noch den naͤmlichen Abend fand er hierzu Ge- legenheit, da der Fiſcalprocurator ſeinen Herrn Nachricht von etwas geben wollte. Er ſchickte al- ſo ſeinen Sohn, der ſich mit dem Reden am beſten behelfen konnte und die Sache inne hatte.
Eh Victorin ſich zeigte, kleidete er ſich vorher aufs beſte, und mit demjenigen ausgeſuchten Ge- ſchmacke an, wodurch die Thoren — ob er es gleich nicht war — ſich ſo kenntlich machen, und der den Petitmaitre allein in Anſehen gebracht hatte. Er erſchien aufs glaͤnzendſte und ward gemeldet.
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ſagt — ich will es aber nicht fuͤr gewiß ausge-
ben — daß er geruͤhrt von dem letzten guten Be-
nehmen der Frau Sachwalterinn auch ſeine Erkennt-
lichkeit bezeigt — doch blos in der Abſicht, ſich fuͤr
Chriſtinen deſtomehr zu bilden — und ſie ihm ver-
ſchiedene kleine Geſchenke gemacht habe, die nicht
wenig beytrugen, die Grotte des unbeſteiglichen
Berges zu zieren.
Endlich bekam er Luſt, eine Reiſe zu ſeinen El-
tern zu machen. Dem Sachwalter war dies eben
recht. Victorin reiſte zu Pferde ab, hatte aber wohl-
bedaͤchtig die vorhergehenden Naͤchte alle ſeine Sa-
chen, die Fluͤgel ausgenommen, in die Grotte getragen.
Es iſt unnoͤthig hier die gute Aufnahme zu be-
ſchreiben, die er — — Dank ſey es dem Schrei-
ben der dienſtfertigen Frau Procuratorinn — von
ſeinen Eltern erhielt. Victorin erwiderte ſie auf
eben die Art; brannte aber uͤbrigens vor Begierde,
ſich auf dem Schloſſe zu zeigen.
Noch den naͤmlichen Abend fand er hierzu Ge-
legenheit, da der Fiſcalprocurator ſeinen Herrn
Nachricht von etwas geben wollte. Er ſchickte al-
ſo ſeinen Sohn, der ſich mit dem Reden am beſten
behelfen konnte und die Sache inne hatte.
Eh Victorin ſich zeigte, kleidete er ſich vorher
aufs beſte, und mit demjenigen ausgeſuchten Ge-
ſchmacke an, wodurch die Thoren — ob er es
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Er erſchien aufs glaͤnzendſte und ward gemeldet.
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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/59>, abgerufen am 17.02.2025.
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