Die folgenden Tage sahen die Christinischen Prinzen die Bestätigung alles dessen was der alte Noffub und sein Sohn Teugnil ihnen gesagt hatten, mit ihren Augen. Sie besahen in Begleitung des guten und rechtschafnen Teugnil den ganzen Kan- ton von Megapatagonien, und man gab ihnen als man sie genau genug kante (welches eine Sache von etlichen Tagen war) die Erlaubnis, sich ohn' Unterschied mit den Bewohnern dieser glücklichen Gegend zu unterhalten. Die weisen Gespräche der Megapatagonen heilten die Christinischen Prinzen von Geblüte von der Entdeckungssucht; sie be- schlossen keine Jnseln und kein neues Land weiter aufzusuchen, sondern auf dem kürzesten Wege nach Hause zu kehren, sobald sie hinlänglich unterrich- tet sein würden.
Während ihres Aufenthalts sahen sie das merk- würdige Schauspiel einer Verheirathungs-Feierlich- keit mit an. Ohne Zweifel wird eine Beschrei- bung davon angenehm sein.
Dieser grosse Tag ward dreissig Tage lang zu- vor angekündigt, während denen alle Männer ihre Weiber, und alle Weiber ihre Männer verliessen. So waren beide Geschlechter in zwei Nationen ge- theilt, die in keiner Verbindung weiter standen, als daß sie sich sahen, iedoch ohne sich zu spre- chen. Alle Weiber wurden in diesen dreissig Ta- gen wieder reizende und verführerische Mädchen. Man konte keinen schönern Anblick sehn, als ihre
galan-
Die folgenden Tage ſahen die Chriſtiniſchen Prinzen die Beſtaͤtigung alles deſſen was der alte Noffub und ſein Sohn Teugnil ihnen geſagt hatten, mit ihren Augen. Sie beſahen in Begleitung des guten und rechtſchafnen Teugnil den ganzen Kan- ton von Megapatagonien, und man gab ihnen als man ſie genau genug kante (welches eine Sache von etlichen Tagen war) die Erlaubnis, ſich ohn’ Unterſchied mit den Bewohnern dieſer gluͤcklichen Gegend zu unterhalten. Die weiſen Geſpraͤche der Megapatagonen heilten die Chriſtiniſchen Prinzen von Gebluͤte von der Entdeckungsſucht; ſie be- ſchloſſen keine Jnſeln und kein neues Land weiter aufzuſuchen, ſondern auf dem kuͤrzeſten Wege nach Hauſe zu kehren, ſobald ſie hinlaͤnglich unterrich- tet ſein wuͤrden.
Waͤhrend ihres Aufenthalts ſahen ſie das merk- wuͤrdige Schauſpiel einer Verheirathungs-Feierlich- keit mit an. Ohne Zweifel wird eine Beſchrei- bung davon angenehm ſein.
Dieſer groſſe Tag ward dreiſſig Tage lang zu- vor angekuͤndigt, waͤhrend denen alle Maͤnner ihre Weiber, und alle Weiber ihre Maͤnner verlieſſen. So waren beide Geſchlechter in zwei Nationen ge- theilt, die in keiner Verbindung weiter ſtanden, als daß ſie ſich ſahen, iedoch ohne ſich zu ſpre- chen. Alle Weiber wurden in dieſen dreiſſig Ta- gen wieder reizende und verfuͤhreriſche Maͤdchen. Man konte keinen ſchoͤnern Anblick ſehn, als ihre
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Die folgenden Tage ſahen die Chriſtiniſchen
Prinzen die Beſtaͤtigung alles deſſen was der alte
Noffub und ſein Sohn Teugnil ihnen geſagt hatten,
mit ihren Augen. Sie beſahen in Begleitung des
guten und rechtſchafnen Teugnil den ganzen Kan-
ton von Megapatagonien, und man gab ihnen als
man ſie genau genug kante (welches eine Sache
von etlichen Tagen war) die Erlaubnis, ſich ohn’
Unterſchied mit den Bewohnern dieſer gluͤcklichen
Gegend zu unterhalten. Die weiſen Geſpraͤche
der Megapatagonen heilten die Chriſtiniſchen Prinzen
von Gebluͤte von der Entdeckungsſucht; ſie be-
ſchloſſen keine Jnſeln und kein neues Land weiter
aufzuſuchen, ſondern auf dem kuͤrzeſten Wege nach
Hauſe zu kehren, ſobald ſie hinlaͤnglich unterrich-
tet ſein wuͤrden.
Waͤhrend ihres Aufenthalts ſahen ſie das merk-
wuͤrdige Schauſpiel einer Verheirathungs-Feierlich-
keit mit an. Ohne Zweifel wird eine Beſchrei-
bung davon angenehm ſein.
Dieſer groſſe Tag ward dreiſſig Tage lang zu-
vor angekuͤndigt, waͤhrend denen alle Maͤnner ihre
Weiber, und alle Weiber ihre Maͤnner verlieſſen.
So waren beide Geſchlechter in zwei Nationen ge-
theilt, die in keiner Verbindung weiter ſtanden,
als daß ſie ſich ſahen, iedoch ohne ſich zu ſpre-
chen. Alle Weiber wurden in dieſen dreiſſig Ta-
gen wieder reizende und verfuͤhreriſche Maͤdchen.
Man konte keinen ſchoͤnern Anblick ſehn, als ihre
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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/358>, abgerufen am 23.11.2024.
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