Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.ihren Kindern oft geprügelt werden, sondern nur in so ferne, daß sie den zweiten Rang behaupten. Jede Frau ist daher dem Manne, er sei wer er wolle, Achtung schuldig *). Jeder Mann, er sei wer er wolle, muß aber auch für den Schutz und Beistand der Frau sorgen. Wenn man das Be- tragen unsrer Männer sieht, so solte man unsre Nation für die artigste auf dem ganzen Erdboden halten, aber sie ist nicht galant, sondern nur ver- nünftig, iederman bedient hier die Weiber, die Kinder und die Alten. -- Noch habt ihr mir nichts von eurer Reli- -- Um Verzeihung, aus dem Begriffe, den -- Aber worin besteht euer Gottesdienst? -- Jn einem einzigen Stücke; Jm Gebrauch -- Jhr habt also keine Tempel? -- Wohl *) Was würde hier der galante Abt *** sagen, der den fürtreflichen Vorschlag der Gynographen so hart herum genommen hat? Doch hat er vielleicht auch seine Gründe gehabt. (Joly.) X 4
ihren Kindern oft gepruͤgelt werden, ſondern nur in ſo ferne, daß ſie den zweiten Rang behaupten. Jede Frau iſt daher dem Manne, er ſei wer er wolle, Achtung ſchuldig *). Jeder Mann, er ſei wer er wolle, muß aber auch fuͤr den Schutz und Beiſtand der Frau ſorgen. Wenn man das Be- tragen unſrer Maͤnner ſieht, ſo ſolte man unſre Nation fuͤr die artigſte auf dem ganzen Erdboden halten, aber ſie iſt nicht galant, ſondern nur ver- nuͤnftig, iederman bedient hier die Weiber, die Kinder und die Alten. — Noch habt ihr mir nichts von eurer Reli- — Um Verzeihung, aus dem Begriffe, den — Aber worin beſteht euer Gottesdienſt? — Jn einem einzigen Stuͤcke; Jm Gebrauch — Jhr habt alſo keine Tempel? — Wohl *) Was wuͤrde hier der galante Abt *** ſagen, der den fuͤrtreflichen Vorſchlag der Gynographen ſo hart herum genommen hat? Doch hat er vielleicht auch ſeine Gruͤnde gehabt. (Joly.) X 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0335" n="327"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> ihren Kindern oft gepruͤgelt werden, ſondern nur<lb/> in ſo ferne, daß ſie den zweiten Rang behaupten.<lb/> Jede Frau iſt daher dem Manne, er ſei wer er<lb/> wolle, Achtung ſchuldig <note place="foot" n="*)">Was wuͤrde hier der galante Abt *** ſagen, der<lb/> den fuͤrtreflichen Vorſchlag der <hi rendition="#fr">Gynographen</hi> ſo<lb/> hart herum genommen hat? Doch hat er vielleicht<lb/> auch ſeine Gruͤnde gehabt. (<hi rendition="#fr">Joly.</hi>)</note>. Jeder Mann, er ſei<lb/> wer er wolle, muß aber auch fuͤr den Schutz und<lb/> Beiſtand der Frau ſorgen. Wenn man das Be-<lb/> tragen unſrer Maͤnner ſieht, ſo ſolte man unſre<lb/> Nation fuͤr die artigſte auf dem ganzen Erdboden<lb/> halten, aber ſie iſt nicht galant, ſondern nur ver-<lb/> nuͤnftig, iederman bedient hier die Weiber, die<lb/> Kinder und die Alten.</p><lb/> <p>— Noch habt ihr mir nichts von eurer Reli-<lb/> gion geſagt, mein Herr.</p><lb/> <p>— Um Verzeihung, aus dem Begriffe, den<lb/> ich euch von dem erſten Urheber gegeben habe,<lb/> habt ihr abnehmen koͤnnen, wie unſre Religion be-<lb/> ſchaffen ſein muͤſſe.</p><lb/> <p>— Aber worin beſteht euer Gottesdienſt?</p><lb/> <p>— Jn einem einzigen Stuͤcke; Jm Gebrauch<lb/> unſrer Organe, auf eine den Winken der Natur<lb/> angemeſſene Art: nichts zu uͤbertreiben, nichts zu<lb/> vernachlaͤſſigen.</p><lb/> <p>— Jhr habt alſo keine Tempel?</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">X 4</fw> <fw place="bottom" type="catch">— Wohl</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [327/0335]
ihren Kindern oft gepruͤgelt werden, ſondern nur
in ſo ferne, daß ſie den zweiten Rang behaupten.
Jede Frau iſt daher dem Manne, er ſei wer er
wolle, Achtung ſchuldig *). Jeder Mann, er ſei
wer er wolle, muß aber auch fuͤr den Schutz und
Beiſtand der Frau ſorgen. Wenn man das Be-
tragen unſrer Maͤnner ſieht, ſo ſolte man unſre
Nation fuͤr die artigſte auf dem ganzen Erdboden
halten, aber ſie iſt nicht galant, ſondern nur ver-
nuͤnftig, iederman bedient hier die Weiber, die
Kinder und die Alten.
— Noch habt ihr mir nichts von eurer Reli-
gion geſagt, mein Herr.
— Um Verzeihung, aus dem Begriffe, den
ich euch von dem erſten Urheber gegeben habe,
habt ihr abnehmen koͤnnen, wie unſre Religion be-
ſchaffen ſein muͤſſe.
— Aber worin beſteht euer Gottesdienſt?
— Jn einem einzigen Stuͤcke; Jm Gebrauch
unſrer Organe, auf eine den Winken der Natur
angemeſſene Art: nichts zu uͤbertreiben, nichts zu
vernachlaͤſſigen.
— Jhr habt alſo keine Tempel?
— Wohl
*) Was wuͤrde hier der galante Abt *** ſagen, der
den fuͤrtreflichen Vorſchlag der Gynographen ſo
hart herum genommen hat? Doch hat er vielleicht
auch ſeine Gruͤnde gehabt. (Joly.)
X 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |