Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.

Bild:
<< vorherige Seite



lang das Gegentheil anzeigt. Die Empfindung
des Hasses und des Abscheus, besteht aus einer
einzigen Bewegung mit einem Schrei mm'honmp!,
welches ohne Bewegung soviel als abschlagen,
nicht wollen, fliehen etc.
heist. Diese Spra-
che ist daher eben so leicht zu lernen, als unvoll-
kommen und undeutlich; aber die Bewegungen ma-
chen sie demungeachtet fähig Sachen genug auszu-
drücken, so daß verständige Wesen dadurch alle
Begriffe des gemeinen Lebens deutlich machen
können.

Am Tage der Wiedergenesungsfeier der Ver-
wundeten, redeten Hermantin und seine Gefährten
mit den Löwenmenschen in ihrer Sprache. Her-
mantin hielt ihnen mehr durch Geberden, als Wor-
te folgende Rede:

"Löwenmenschen (Hhoump. Houomp)
vr'rhoms
(brav) etc. nicht-furchtsam, stark,
nichts-leidend-Jch Wort geben, lieben euch.
Jch, meine Andern. Jch
wohl wollen euch,
Löwenmenschen; wollen Friede, Freundschaft.
Jch
Mensch-mensch; ihr muthige Löwenmenschen.
Jch im Wissen; Jhr entfernt vom Wissen. Jch
wollen geben Wissen euch; Jch wollen ihr sein
besser essend, besser schlafend, besser Wilpret ia-
gend (Man merke, daß das Zeichen lang besser
und kurz weniger anzeigt.) Zwei von euch kommen
Land mein. Andre-ich klug lang lang! ma-
chen klug sie lang euch; werden machen Zwei

von
R 4



lang das Gegentheil anzeigt. Die Empfindung
des Haſſes und des Abſcheus, beſteht aus einer
einzigen Bewegung mit einem Schrei mm’honmp!,
welches ohne Bewegung ſoviel als abſchlagen,
nicht wollen, fliehen ꝛc.
heiſt. Dieſe Spra-
che iſt daher eben ſo leicht zu lernen, als unvoll-
kommen und undeutlich; aber die Bewegungen ma-
chen ſie demungeachtet faͤhig Sachen genug auszu-
druͤcken, ſo daß verſtaͤndige Weſen dadurch alle
Begriffe des gemeinen Lebens deutlich machen
koͤnnen.

Am Tage der Wiedergeneſungsfeier der Ver-
wundeten, redeten Hermantin und ſeine Gefaͤhrten
mit den Loͤwenmenſchen in ihrer Sprache. Her-
mantin hielt ihnen mehr durch Geberden, als Wor-
te folgende Rede:

„Loͤwenmenſchen (Hhoump. Houomp)
vr’rhoms
(brav) ꝛc. nicht-furchtſam, ſtark,
nichts-leidend-Jch Wort geben, lieben euch.
Jch, meine Andern. Jch
wohl wollen euch,
Loͤwenmenſchen; wollen Friede, Freundſchaft.
Jch
Menſch-menſch; ihr muthige Loͤwenmenſchen.
Jch im Wiſſen; Jhr entfernt vom Wiſſen. Jch
wollen geben Wiſſen euch; Jch wollen ihr ſein
beſſer eſſend, beſſer ſchlafend, beſſer Wilpret ia-
gend (Man merke, daß das Zeichen lang beſſer
und kurz weniger anzeigt.) Zwei von euch kommen
Land mein. Andre-ich klug lang lang! ma-
chen klug ſie lang euch; werden machen Zwei

von
R 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0271" n="263"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><hi rendition="#fr">lang</hi> das Gegentheil anzeigt. Die Empfindung<lb/>
des Ha&#x017F;&#x017F;es und des Ab&#x017F;cheus, be&#x017F;teht aus einer<lb/>
einzigen Bewegung mit einem Schrei <hi rendition="#fr">mm&#x2019;honmp!,</hi><lb/>
welches ohne Bewegung &#x017F;oviel als <hi rendition="#fr">ab&#x017F;chlagen,<lb/>
nicht wollen, fliehen &#xA75B;c.</hi> hei&#x017F;t. Die&#x017F;e Spra-<lb/>
che i&#x017F;t daher eben &#x017F;o leicht zu lernen, als unvoll-<lb/>
kommen und undeutlich; aber die Bewegungen ma-<lb/>
chen &#x017F;ie demungeachtet fa&#x0364;hig Sachen genug auszu-<lb/>
dru&#x0364;cken, &#x017F;o daß ver&#x017F;ta&#x0364;ndige We&#x017F;en dadurch alle<lb/>
Begriffe des gemeinen Lebens deutlich machen<lb/>
ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
          <p>Am Tage der Wiedergene&#x017F;ungsfeier der Ver-<lb/>
wundeten, redeten Hermantin und &#x017F;eine Gefa&#x0364;hrten<lb/>
mit den Lo&#x0364;wenmen&#x017F;chen in ihrer Sprache. Her-<lb/>
mantin hielt ihnen mehr durch Geberden, als Wor-<lb/>
te folgende Rede:</p><lb/>
          <p>&#x201E;Lo&#x0364;wenmen&#x017F;chen <hi rendition="#fr">(Hhoump. Houomp)<lb/>
vr&#x2019;rhoms</hi> (brav) &#xA75B;c. <hi rendition="#fr">nicht</hi>-furcht&#x017F;am, &#x017F;tark,<lb/><hi rendition="#fr">nichts</hi>-leidend-<hi rendition="#fr">Jch</hi> Wort geben, lieben <hi rendition="#fr">euch.<lb/>
Jch, meine Andern. Jch</hi> wohl wollen <hi rendition="#fr">euch,</hi><lb/>
Lo&#x0364;wenmen&#x017F;chen; wollen <hi rendition="#fr">Friede, Freund&#x017F;chaft.<lb/>
Jch</hi> Men&#x017F;ch-men&#x017F;ch; ihr muthige Lo&#x0364;wenmen&#x017F;chen.<lb/><hi rendition="#fr">Jch im</hi> Wi&#x017F;&#x017F;en; <hi rendition="#fr">Jhr</hi> entfernt vom Wi&#x017F;&#x017F;en. <hi rendition="#fr">Jch</hi><lb/>
wollen geben Wi&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#fr">euch; Jch</hi> wollen ihr &#x017F;ein<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er e&#x017F;&#x017F;end, be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;chlafend, be&#x017F;&#x017F;er Wilpret ia-<lb/>
gend (Man merke, daß das Zeichen <hi rendition="#fr">lang</hi> be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
und <hi rendition="#fr">kurz</hi> weniger anzeigt.) Zwei <hi rendition="#fr">von euch</hi> kommen<lb/>
Land <hi rendition="#fr">mein. Andre-ich</hi> klug lang lang! ma-<lb/>
chen klug <hi rendition="#fr">&#x017F;ie</hi> lang <hi rendition="#fr">euch;</hi> werden machen <hi rendition="#fr">Zwei</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R 4</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">von</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[263/0271] lang das Gegentheil anzeigt. Die Empfindung des Haſſes und des Abſcheus, beſteht aus einer einzigen Bewegung mit einem Schrei mm’honmp!, welches ohne Bewegung ſoviel als abſchlagen, nicht wollen, fliehen ꝛc. heiſt. Dieſe Spra- che iſt daher eben ſo leicht zu lernen, als unvoll- kommen und undeutlich; aber die Bewegungen ma- chen ſie demungeachtet faͤhig Sachen genug auszu- druͤcken, ſo daß verſtaͤndige Weſen dadurch alle Begriffe des gemeinen Lebens deutlich machen koͤnnen. Am Tage der Wiedergeneſungsfeier der Ver- wundeten, redeten Hermantin und ſeine Gefaͤhrten mit den Loͤwenmenſchen in ihrer Sprache. Her- mantin hielt ihnen mehr durch Geberden, als Wor- te folgende Rede: „Loͤwenmenſchen (Hhoump. Houomp) vr’rhoms (brav) ꝛc. nicht-furchtſam, ſtark, nichts-leidend-Jch Wort geben, lieben euch. Jch, meine Andern. Jch wohl wollen euch, Loͤwenmenſchen; wollen Friede, Freundſchaft. Jch Menſch-menſch; ihr muthige Loͤwenmenſchen. Jch im Wiſſen; Jhr entfernt vom Wiſſen. Jch wollen geben Wiſſen euch; Jch wollen ihr ſein beſſer eſſend, beſſer ſchlafend, beſſer Wilpret ia- gend (Man merke, daß das Zeichen lang beſſer und kurz weniger anzeigt.) Zwei von euch kommen Land mein. Andre-ich klug lang lang! ma- chen klug ſie lang euch; werden machen Zwei von R 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/271
Zitationshilfe: Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/271>, abgerufen am 21.06.2024.