Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.

Bild:
<< vorherige Seite



aber blieben sie, wiewohl in einiger Entfernung
stehn und sahen ihm zu.

Die Löwenmenschen stellten, als die Verwunde-
ten wieder geheilt waren, ein grosses Freuden-
Fest an, und brachten den Fliegenden Geschenke,
von Wildpret. Hierbei muß ich erinnern, daß
Hermantin und seine Gefährten während der Hei-
lung es dahin brachten, daß sie den Verwundeten
ein wenig französisch lehrten und einige von ihren
Ausdrücken sich bekant machten. Diese waren sehr
plump, und ihre Sprache bestand in nicht mehr
als etwa zwanzig oder dreissig Worten, ohne Par-
tikeln und Verbindung. M'r'ho-on-Hhon
bedeutet Wildpret; r'hhhomb, laufen; Hhouh-
hamp;
ergreifen; hhihhoumhp, lieben, ver-
langen, wollen; Ehlloufhlloup, Blut. Die
Namen haben blos die ausrufende Beugung und
die Zeitwörter blos den Jnfinitif. Eine Bewe-
gung vorwärts bedeutet das Künstige, eine nach
hinten, das Vergangene; die Klaue auf dem
Kopf zeigt das Gegenwärtige an. Das sind die
einzigen Zeitabänderungen. Keine andern Beiwör-
ter als gut und böse, lang und kurz. Zudem
sind dies nicht sowohl Wörter als Zeichen. Bey
dem ersten wird die flache Hand auf die Brust ge-
legt, beim zweiten aber ausgestreckt. Das dritte
zeigt man auf der Hand, von der Faust bis an die
Fingerspitzen, bei dem vierten endlich legt man
einen Finger auf die Spitze der Kralle. Dies be-
deutet auch bald sogleich, heut, etc. so wie

lang



aber blieben ſie, wiewohl in einiger Entfernung
ſtehn und ſahen ihm zu.

Die Loͤwenmenſchen ſtellten, als die Verwunde-
ten wieder geheilt waren, ein groſſes Freuden-
Feſt an, und brachten den Fliegenden Geſchenke,
von Wildpret. Hierbei muß ich erinnern, daß
Hermantin und ſeine Gefaͤhrten waͤhrend der Hei-
lung es dahin brachten, daß ſie den Verwundeten
ein wenig franzoͤſiſch lehrten und einige von ihren
Ausdruͤcken ſich bekant machten. Dieſe waren ſehr
plump, und ihre Sprache beſtand in nicht mehr
als etwa zwanzig oder dreiſſig Worten, ohne Par-
tikeln und Verbindung. M’r’ho-on-Hhon
bedeutet Wildpret; r’hhhomb, laufen; Hhouh-
hamp;
ergreifen; hhihhoumhp, lieben, ver-
langen, wollen; Ehlloufhlloup, Blut. Die
Namen haben blos die ausrufende Beugung und
die Zeitwoͤrter blos den Jnfinitif. Eine Bewe-
gung vorwaͤrts bedeutet das Kuͤnſtige, eine nach
hinten, das Vergangene; die Klaue auf dem
Kopf zeigt das Gegenwaͤrtige an. Das ſind die
einzigen Zeitabaͤnderungen. Keine andern Beiwoͤr-
ter als gut und boͤſe, lang und kurz. Zudem
ſind dies nicht ſowohl Woͤrter als Zeichen. Bey
dem erſten wird die flache Hand auf die Bruſt ge-
legt, beim zweiten aber ausgeſtreckt. Das dritte
zeigt man auf der Hand, von der Fauſt bis an die
Fingerſpitzen, bei dem vierten endlich legt man
einen Finger auf die Spitze der Kralle. Dies be-
deutet auch bald ſogleich, heut, ꝛc. ſo wie

lang
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0270" n="262"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
aber blieben &#x017F;ie, wiewohl in einiger Entfernung<lb/>
&#x017F;tehn und &#x017F;ahen ihm zu.</p><lb/>
          <p>Die Lo&#x0364;wenmen&#x017F;chen &#x017F;tellten, als die Verwunde-<lb/>
ten wieder geheilt waren, ein gro&#x017F;&#x017F;es Freuden-<lb/>
Fe&#x017F;t an, und brachten den Fliegenden Ge&#x017F;chenke,<lb/>
von Wildpret. Hierbei muß ich erinnern, daß<lb/>
Hermantin und &#x017F;eine Gefa&#x0364;hrten wa&#x0364;hrend der Hei-<lb/>
lung es dahin brachten, daß &#x017F;ie den Verwundeten<lb/>
ein wenig franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch lehrten und einige von ihren<lb/>
Ausdru&#x0364;cken &#x017F;ich bekant machten. Die&#x017F;e waren &#x017F;ehr<lb/>
plump, und ihre Sprache be&#x017F;tand in nicht mehr<lb/>
als etwa zwanzig oder drei&#x017F;&#x017F;ig Worten, ohne Par-<lb/>
tikeln und Verbindung. <hi rendition="#fr">M&#x2019;r&#x2019;ho-on-Hhon</hi><lb/>
bedeutet Wildpret; <hi rendition="#fr">r&#x2019;hhhomb,</hi> laufen; <hi rendition="#fr">Hhouh-<lb/>
hamp;</hi> ergreifen; <hi rendition="#fr">hhihhoumhp,</hi> lieben, ver-<lb/>
langen, wollen; <hi rendition="#fr">Ehlloufhlloup,</hi> Blut. Die<lb/>
Namen haben blos die ausrufende Beugung und<lb/>
die Zeitwo&#x0364;rter blos den Jnfinitif. Eine Bewe-<lb/>
gung vorwa&#x0364;rts bedeutet das Ku&#x0364;n&#x017F;tige, eine nach<lb/>
hinten, das Vergangene; die Klaue auf dem<lb/>
Kopf zeigt das Gegenwa&#x0364;rtige an. Das &#x017F;ind die<lb/>
einzigen Zeitaba&#x0364;nderungen. Keine andern Beiwo&#x0364;r-<lb/>
ter als <hi rendition="#fr">gut</hi> und <hi rendition="#fr">bo&#x0364;&#x017F;e, lang</hi> und <hi rendition="#fr">kurz.</hi> Zudem<lb/>
&#x017F;ind dies nicht &#x017F;owohl Wo&#x0364;rter als Zeichen. Bey<lb/>
dem er&#x017F;ten wird die flache Hand auf die Bru&#x017F;t ge-<lb/>
legt, beim zweiten aber ausge&#x017F;treckt. Das dritte<lb/>
zeigt man auf der Hand, von der Fau&#x017F;t bis an die<lb/>
Finger&#x017F;pitzen, bei dem vierten endlich legt man<lb/>
einen Finger auf die Spitze der Kralle. Dies be-<lb/>
deutet auch <hi rendition="#fr">bald &#x017F;ogleich, heut, &#xA75B;c.</hi> &#x017F;o wie<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">lang</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[262/0270] aber blieben ſie, wiewohl in einiger Entfernung ſtehn und ſahen ihm zu. Die Loͤwenmenſchen ſtellten, als die Verwunde- ten wieder geheilt waren, ein groſſes Freuden- Feſt an, und brachten den Fliegenden Geſchenke, von Wildpret. Hierbei muß ich erinnern, daß Hermantin und ſeine Gefaͤhrten waͤhrend der Hei- lung es dahin brachten, daß ſie den Verwundeten ein wenig franzoͤſiſch lehrten und einige von ihren Ausdruͤcken ſich bekant machten. Dieſe waren ſehr plump, und ihre Sprache beſtand in nicht mehr als etwa zwanzig oder dreiſſig Worten, ohne Par- tikeln und Verbindung. M’r’ho-on-Hhon bedeutet Wildpret; r’hhhomb, laufen; Hhouh- hamp; ergreifen; hhihhoumhp, lieben, ver- langen, wollen; Ehlloufhlloup, Blut. Die Namen haben blos die ausrufende Beugung und die Zeitwoͤrter blos den Jnfinitif. Eine Bewe- gung vorwaͤrts bedeutet das Kuͤnſtige, eine nach hinten, das Vergangene; die Klaue auf dem Kopf zeigt das Gegenwaͤrtige an. Das ſind die einzigen Zeitabaͤnderungen. Keine andern Beiwoͤr- ter als gut und boͤſe, lang und kurz. Zudem ſind dies nicht ſowohl Woͤrter als Zeichen. Bey dem erſten wird die flache Hand auf die Bruſt ge- legt, beim zweiten aber ausgeſtreckt. Das dritte zeigt man auf der Hand, von der Fauſt bis an die Fingerſpitzen, bei dem vierten endlich legt man einen Finger auf die Spitze der Kralle. Dies be- deutet auch bald ſogleich, heut, ꝛc. ſo wie lang

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/270
Zitationshilfe: Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/270>, abgerufen am 27.11.2024.