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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.

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ab: und man sieht um den Ameisenhaufen herum
verschiedene Gerippe die so reinlich sehen, daß man
glauben solte, sie wären von Elfenbein künstlich
nachgemacht. Am meisten aber stutzte Alexander
über ein Gerippe, das von einem Centaur zu sein
schien. Er untersucht' es mit seinen beiden Ge-
fährten sehr aufmerksam, als sie um sich ein Getö-
se wie von einem Kriegsheere vernahmen. So-
gleich waren sie auf ihrer Hut. Hermantin erhob
sich sogar einige zwanzig Schritte, um zu sehn,
wo dieser Lärm herkäme? Er ward einen ansehn-
lichen Haufen Reuter gewahr die herumzuiagen
schienen, und deren Pferde auf eine ausserordentli-
che aber ganz angenehme Art wieherten. Stau-
nend über diesen Anblick gab er seinem Vater und
seinem Vetter Nachricht davon. Sie schwangen
sich alle drei in die Luft und flogen nach den Reu-
tern zu, die etwa noch eine Viertelstunde ent-
fernt waren. Als sie sich ihnen näherten, wur-
den sie gewahr, daß dasienige, was sie für Reu-
ter auf Pferden angesehn hatten, nichts anders
als eine Art von Thier sei, das zuweilen auf zwei,
zuweilen auf vier Füssen ginge, am Halfe hatt' es
eine Art von Mähnen, und einen länglichen Kopf
mehr der menschlichen als der Pferde Gestalt ähn-
lich, am Ende der Füsse aber einen Pferdehuf,
die Hände glichen ziemlich den Pfoten eines Bär.
Alle diese Wesen ergötzten sich gegen Untergang der
Sonne auf dem Grase, aber ihre Liebkosungen be-
sonders geschahen mehr auf Pferde, als Menschen
Art. Man fand weder Scham noch Beschei-

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ab: und man ſieht um den Ameiſenhaufen herum
verſchiedene Gerippe die ſo reinlich ſehen, daß man
glauben ſolte, ſie waͤren von Elfenbein kuͤnſtlich
nachgemacht. Am meiſten aber ſtutzte Alexander
uͤber ein Gerippe, das von einem Centaur zu ſein
ſchien. Er unterſucht’ es mit ſeinen beiden Ge-
faͤhrten ſehr aufmerkſam, als ſie um ſich ein Getoͤ-
ſe wie von einem Kriegsheere vernahmen. So-
gleich waren ſie auf ihrer Hut. Hermantin erhob
ſich ſogar einige zwanzig Schritte, um zu ſehn,
wo dieſer Laͤrm herkaͤme? Er ward einen anſehn-
lichen Haufen Reuter gewahr die herumzuiagen
ſchienen, und deren Pferde auf eine auſſerordentli-
che aber ganz angenehme Art wieherten. Stau-
nend uͤber dieſen Anblick gab er ſeinem Vater und
ſeinem Vetter Nachricht davon. Sie ſchwangen
ſich alle drei in die Luft und flogen nach den Reu-
tern zu, die etwa noch eine Viertelſtunde ent-
fernt waren. Als ſie ſich ihnen naͤherten, wur-
den ſie gewahr, daß dasienige, was ſie fuͤr Reu-
ter auf Pferden angeſehn hatten, nichts anders
als eine Art von Thier ſei, das zuweilen auf zwei,
zuweilen auf vier Fuͤſſen ginge, am Halfe hatt’ es
eine Art von Maͤhnen, und einen laͤnglichen Kopf
mehr der menſchlichen als der Pferde Geſtalt aͤhn-
lich, am Ende der Fuͤſſe aber einen Pferdehuf,
die Haͤnde glichen ziemlich den Pfoten eines Baͤr.
Alle dieſe Weſen ergoͤtzten ſich gegen Untergang der
Sonne auf dem Graſe, aber ihre Liebkoſungen be-
ſonders geſchahen mehr auf Pferde, als Menſchen
Art. Man fand weder Scham noch Beſchei-

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[229/0237] ab: und man ſieht um den Ameiſenhaufen herum verſchiedene Gerippe die ſo reinlich ſehen, daß man glauben ſolte, ſie waͤren von Elfenbein kuͤnſtlich nachgemacht. Am meiſten aber ſtutzte Alexander uͤber ein Gerippe, das von einem Centaur zu ſein ſchien. Er unterſucht’ es mit ſeinen beiden Ge- faͤhrten ſehr aufmerkſam, als ſie um ſich ein Getoͤ- ſe wie von einem Kriegsheere vernahmen. So- gleich waren ſie auf ihrer Hut. Hermantin erhob ſich ſogar einige zwanzig Schritte, um zu ſehn, wo dieſer Laͤrm herkaͤme? Er ward einen anſehn- lichen Haufen Reuter gewahr die herumzuiagen ſchienen, und deren Pferde auf eine auſſerordentli- che aber ganz angenehme Art wieherten. Stau- nend uͤber dieſen Anblick gab er ſeinem Vater und ſeinem Vetter Nachricht davon. Sie ſchwangen ſich alle drei in die Luft und flogen nach den Reu- tern zu, die etwa noch eine Viertelſtunde ent- fernt waren. Als ſie ſich ihnen naͤherten, wur- den ſie gewahr, daß dasienige, was ſie fuͤr Reu- ter auf Pferden angeſehn hatten, nichts anders als eine Art von Thier ſei, das zuweilen auf zwei, zuweilen auf vier Fuͤſſen ginge, am Halfe hatt’ es eine Art von Maͤhnen, und einen laͤnglichen Kopf mehr der menſchlichen als der Pferde Geſtalt aͤhn- lich, am Ende der Fuͤſſe aber einen Pferdehuf, die Haͤnde glichen ziemlich den Pfoten eines Baͤr. Alle dieſe Weſen ergoͤtzten ſich gegen Untergang der Sonne auf dem Graſe, aber ihre Liebkoſungen be- ſonders geſchahen mehr auf Pferde, als Menſchen Art. Man fand weder Scham noch Beſchei- den- P 3

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Zitationshilfe: Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/237>, abgerufen am 23.11.2024.