Meer: sie näherten sich daher dem Aequator und liessen sich auf der Jnsel neben den Bärmenschen nieder.
Fünfte Jnsel.
Ungeachtet diese Jnsel beinah an die vorige stieß, so waren die Bewohner doch ein wenig ver- schieden, nämlich in Rücksicht des Menschenge- schlechts, denn die Thiere waren daselbst die näm- lichen. Vermuthlich rührt der Grund dieses Un- terschieds daher, daß die Thiere über die Meerenge schwammen und sich vermischten, da die Menschen im Gegentheil wahrscheinlich allen Umgang mit einander vermieden und keine Vermischung unter- nommen hatten. Victorin und sein Sohn hat- ten sich kaum auf einer Anhöhe niedergelassen, als sie um sich her ungefähr ein zwei bis dreitausend Hunde bellen hörten. Sie erschraken und waren auf ihrer Hut. Drauf sahen sie aus einem dich- ten Walde dieienigen Geschöpfe hervorkommen, wel- che das überraschende Gebelle machten; einige gin- gen mit heftigem Bellen auf ihren Hinterfüssen, andere aber liefen auf vieren. Die fliegenden Men- schen erhoben sich sogleich ein zwanzig Schritt und warfen diesem den Hunden ähnlichen Menschenge- schlecht einige Lebensmittel hinunter, welche sie au- genblicklich verzehrten, die fliegenden Menschen so- dann wieder ansahen, und bellten, als ob sie noch mehr verlangten. Diese warfen daher noch etwas hin, und machten verschiedene Zeichen der Freund-
schaft
Meer: ſie naͤherten ſich daher dem Aequator und lieſſen ſich auf der Jnſel neben den Baͤrmenſchen nieder.
Fuͤnfte Jnſel.
Ungeachtet dieſe Jnſel beinah an die vorige ſtieß, ſo waren die Bewohner doch ein wenig ver- ſchieden, naͤmlich in Ruͤckſicht des Menſchenge- ſchlechts, denn die Thiere waren daſelbſt die naͤm- lichen. Vermuthlich ruͤhrt der Grund dieſes Un- terſchieds daher, daß die Thiere uͤber die Meerenge ſchwammen und ſich vermiſchten, da die Menſchen im Gegentheil wahrſcheinlich allen Umgang mit einander vermieden und keine Vermiſchung unter- nommen hatten. Victorin und ſein Sohn hat- ten ſich kaum auf einer Anhoͤhe niedergelaſſen, als ſie um ſich her ungefaͤhr ein zwei bis dreitauſend Hunde bellen hoͤrten. Sie erſchraken und waren auf ihrer Hut. Drauf ſahen ſie aus einem dich- ten Walde dieienigen Geſchoͤpfe hervorkommen, wel- che das uͤberraſchende Gebelle machten; einige gin- gen mit heftigem Bellen auf ihren Hinterfuͤſſen, andere aber liefen auf vieren. Die fliegenden Men- ſchen erhoben ſich ſogleich ein zwanzig Schritt und warfen dieſem den Hunden aͤhnlichen Menſchenge- ſchlecht einige Lebensmittel hinunter, welche ſie au- genblicklich verzehrten, die fliegenden Menſchen ſo- dann wieder anſahen, und bellten, als ob ſie noch mehr verlangten. Dieſe warfen daher noch etwas hin, und machten verſchiedene Zeichen der Freund-
ſchaft
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Meer: ſie naͤherten ſich daher dem Aequator und
lieſſen ſich auf der Jnſel neben den Baͤrmenſchen
nieder.
Fuͤnfte Jnſel.
Ungeachtet dieſe Jnſel beinah an die vorige
ſtieß, ſo waren die Bewohner doch ein wenig ver-
ſchieden, naͤmlich in Ruͤckſicht des Menſchenge-
ſchlechts, denn die Thiere waren daſelbſt die naͤm-
lichen. Vermuthlich ruͤhrt der Grund dieſes Un-
terſchieds daher, daß die Thiere uͤber die Meerenge
ſchwammen und ſich vermiſchten, da die Menſchen
im Gegentheil wahrſcheinlich allen Umgang mit
einander vermieden und keine Vermiſchung unter-
nommen hatten. Victorin und ſein Sohn hat-
ten ſich kaum auf einer Anhoͤhe niedergelaſſen, als
ſie um ſich her ungefaͤhr ein zwei bis dreitauſend
Hunde bellen hoͤrten. Sie erſchraken und waren
auf ihrer Hut. Drauf ſahen ſie aus einem dich-
ten Walde dieienigen Geſchoͤpfe hervorkommen, wel-
che das uͤberraſchende Gebelle machten; einige gin-
gen mit heftigem Bellen auf ihren Hinterfuͤſſen,
andere aber liefen auf vieren. Die fliegenden Men-
ſchen erhoben ſich ſogleich ein zwanzig Schritt und
warfen dieſem den Hunden aͤhnlichen Menſchenge-
ſchlecht einige Lebensmittel hinunter, welche ſie au-
genblicklich verzehrten, die fliegenden Menſchen ſo-
dann wieder anſahen, und bellten, als ob ſie noch
mehr verlangten. Dieſe warfen daher noch etwas
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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/194>, abgerufen am 16.02.2025.
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