Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.ein Schif, zu dessen näherer Betrachtung erwarte- ten sie die Nacht. Sie wurden gewahr, daß es der Capitain Bouvet war; und da Alexander ge- hört hatte, daß die Engländer unlängst ein See- glas erfunden hätten, um die Schiffe in einer dun- keln Nacht zu entdecken, so zweifelt' er nicht, daß ein Vorrath davon sich auf dem Schiffe des Capi- tains befinden würde: er that seinem Vater daher den Vorschlag sich Mühe zu geben eins davon zu erlangen. Zu dem Ende paßten sie den Angenblick ab, wenn der Steuermann sich dessen bedienen wür- de. Sie dursten nicht lange warten. Der Capi- tain kam selbst heraus und richtete sein Seeglas. Jn dem Augenblick fuhr Alexander, dessen neu er- fundene Flügel wenig Geräusch machten, mit der grösten Geschwindigkeit bey dem obern Boden vor- bei und ergrif das Glas. -- Parblen, sprach der Capitain, mein Glas war ins Wasser! weiß ich doch nicht wo der Windstoß herkommt! Die Luft ist ruhig! Man muß sich auf dieser Mcereshöhe vor plötzlichen Windstössen in Acht nehmen. Drauf ging er wieder hinein um ein ander Glas zu hoh- len. Während er es zurechte machte, entfernten sich Victorin und Alexander, weil sie nicht erkannt sein wollten. Dies Glas ist ihnen nun sehr nützlich nicht nur des Nachts sondern auch am Tage, um in die Wälder hineinzusehn. Der Augenblick zu Entdeckungen am Südpol Meer: M 5
ein Schif, zu deſſen naͤherer Betrachtung erwarte- ten ſie die Nacht. Sie wurden gewahr, daß es der Capitain Bouvet war; und da Alexander ge- hoͤrt hatte, daß die Englaͤnder unlaͤngſt ein See- glas erfunden haͤtten, um die Schiffe in einer dun- keln Nacht zu entdecken, ſo zweifelt’ er nicht, daß ein Vorrath davon ſich auf dem Schiffe des Capi- tains befinden wuͤrde: er that ſeinem Vater daher den Vorſchlag ſich Muͤhe zu geben eins davon zu erlangen. Zu dem Ende paßten ſie den Angenblick ab, wenn der Steuermann ſich deſſen bedienen wuͤr- de. Sie durſten nicht lange warten. Der Capi- tain kam ſelbſt heraus und richtete ſein Seeglas. Jn dem Augenblick fuhr Alexander, deſſen neu er- fundene Fluͤgel wenig Geraͤuſch machten, mit der groͤſten Geſchwindigkeit bey dem obern Boden vor- bei und ergrif das Glas. — Parblen, ſprach der Capitain, mein Glas war ins Waſſer! weiß ich doch nicht wo der Windſtoß herkommt! Die Luft iſt ruhig! Man muß ſich auf dieſer Mcereshoͤhe vor ploͤtzlichen Windſtoͤſſen in Acht nehmen. Drauf ging er wieder hinein um ein ander Glas zu hoh- len. Waͤhrend er es zurechte machte, entfernten ſich Victorin und Alexander, weil ſie nicht erkannt ſein wollten. Dies Glas iſt ihnen nun ſehr nuͤtzlich nicht nur des Nachts ſondern auch am Tage, um in die Waͤlder hineinzuſehn. Der Augenblick zu Entdeckungen am Suͤdpol Meer: M 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0193" n="185"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> ein Schif, zu deſſen naͤherer Betrachtung erwarte-<lb/> ten ſie die Nacht. Sie wurden gewahr, daß es<lb/> der Capitain <hi rendition="#fr">Bouvet</hi> war; und da Alexander ge-<lb/> hoͤrt hatte, daß die Englaͤnder unlaͤngſt ein See-<lb/> glas erfunden haͤtten, um die Schiffe in einer dun-<lb/> keln Nacht zu entdecken, ſo zweifelt’ er nicht, daß<lb/> ein Vorrath davon ſich auf dem Schiffe des Capi-<lb/> tains befinden wuͤrde: er that ſeinem Vater daher<lb/> den Vorſchlag ſich Muͤhe zu geben eins davon zu<lb/> erlangen. Zu dem Ende paßten ſie den Angenblick<lb/> ab, wenn der Steuermann ſich deſſen bedienen wuͤr-<lb/> de. Sie durſten nicht lange warten. Der Capi-<lb/> tain kam ſelbſt heraus und richtete ſein Seeglas.<lb/> Jn dem Augenblick fuhr Alexander, deſſen neu er-<lb/> fundene Fluͤgel wenig Geraͤuſch machten, mit der<lb/> groͤſten Geſchwindigkeit bey dem obern Boden vor-<lb/> bei und ergrif das Glas. — Parblen, ſprach der<lb/> Capitain, mein Glas war ins Waſſer! weiß ich<lb/> doch nicht wo der Windſtoß herkommt! Die Luft<lb/> iſt ruhig! Man muß ſich auf dieſer Mcereshoͤhe<lb/> vor ploͤtzlichen Windſtoͤſſen in Acht nehmen. Drauf<lb/> ging er wieder hinein um ein ander Glas zu hoh-<lb/> len. Waͤhrend er es zurechte machte, entfernten ſich<lb/> Victorin und Alexander, weil ſie nicht erkannt ſein<lb/> wollten. Dies Glas iſt ihnen nun ſehr nuͤtzlich<lb/> nicht nur des Nachts ſondern auch am Tage, um<lb/> in die Waͤlder hineinzuſehn.</p><lb/> <p>Der Augenblick zu Entdeckungen am Suͤdpol<lb/> war noch nicht erſchienen: die beiden fliegenden<lb/> Menſchen ſahen nichts als ein mit Eis beladnes<lb/> <fw place="bottom" type="sig">M 5</fw><fw place="bottom" type="catch">Meer:</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [185/0193]
ein Schif, zu deſſen naͤherer Betrachtung erwarte-
ten ſie die Nacht. Sie wurden gewahr, daß es
der Capitain Bouvet war; und da Alexander ge-
hoͤrt hatte, daß die Englaͤnder unlaͤngſt ein See-
glas erfunden haͤtten, um die Schiffe in einer dun-
keln Nacht zu entdecken, ſo zweifelt’ er nicht, daß
ein Vorrath davon ſich auf dem Schiffe des Capi-
tains befinden wuͤrde: er that ſeinem Vater daher
den Vorſchlag ſich Muͤhe zu geben eins davon zu
erlangen. Zu dem Ende paßten ſie den Angenblick
ab, wenn der Steuermann ſich deſſen bedienen wuͤr-
de. Sie durſten nicht lange warten. Der Capi-
tain kam ſelbſt heraus und richtete ſein Seeglas.
Jn dem Augenblick fuhr Alexander, deſſen neu er-
fundene Fluͤgel wenig Geraͤuſch machten, mit der
groͤſten Geſchwindigkeit bey dem obern Boden vor-
bei und ergrif das Glas. — Parblen, ſprach der
Capitain, mein Glas war ins Waſſer! weiß ich
doch nicht wo der Windſtoß herkommt! Die Luft
iſt ruhig! Man muß ſich auf dieſer Mcereshoͤhe
vor ploͤtzlichen Windſtoͤſſen in Acht nehmen. Drauf
ging er wieder hinein um ein ander Glas zu hoh-
len. Waͤhrend er es zurechte machte, entfernten ſich
Victorin und Alexander, weil ſie nicht erkannt ſein
wollten. Dies Glas iſt ihnen nun ſehr nuͤtzlich
nicht nur des Nachts ſondern auch am Tage, um
in die Waͤlder hineinzuſehn.
Der Augenblick zu Entdeckungen am Suͤdpol
war noch nicht erſchienen: die beiden fliegenden
Menſchen ſahen nichts als ein mit Eis beladnes
Meer:
M 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |