Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.gottlosen Lesers/ so hättet ihr gut folgeren: nun aber werden die Ketzereyen aus der Schrift gezogen nur durch Mißbrauch eines oder andern boßhafftigen Lesers/ welcher der Heil. Bibel Gewalt anthut/ und die Sprüche zu seiner Boßheit wider ihren Willen/ Sinn und Meinung zwinget. Wann man aber dessentwegen das unschuldige Bibel-Buch/ und das Wort der ewigen Warheit solte den Leuten aus den Händen verbannen/ so müste eben falls das nützliche Element des Feuers/ das edele Gold/ und der schöne Glantz der Sonnen abgeschafft und vertilget werden/ weilen etliche Menschen solche nutzbare Geschöpffe mißbrauchen zu ihrer Boßheit. Es mißbrauchen sich doch auch die Sünder so gar der Gütigkeit GOttes selbsten/ darauf sie vermessentlich sündigen/ und will doch GOtt dessenthalben seine Güte nicht aufheben. So ist dann die fürsichtige Mutter / die päbstische Kirche/ eine alberne Thörinne/ indem sie durch das Verbot der Bibel will klüger handelen/ und mühsamer sorgen für ihrer Kinder ewiges Heil/ als GOtt der himmlische Vater selbsten/ dessen hertzbrechende Liebe es doch so redlich meinet/ und ja kein so schändliches Bibel-Buch und gefährliches Mittel zur Seligkeit hat verordnet / welches gar leicht auf verdammliche Irrwege/ und auf die breite Sünden-Strasse zur Höllen den Menschen verleite. Sorgfältiger will auch seyn diese närrische Mutter/ als der für der Menschen ewiges Leben gemarterter treuester Christus/ welcher ja für diesem gefährlichen Buch nicht allein seine Kinder nicht gewarnet/ sondern vielmehr in demselbigen zu lesen befohlen hat. Joh. 5. [unleserliches Material]. 39. Zu dem schliesset es sich gar übel: Alle Ketzereyen suchen ihren Unterschleiff in der Bibel/ ergo, so soll man den Leuten die Lesung der Bibel verbieten: Dann daraus solle man billig mit Chrysostomo tom. 3. op. hom. 3. das Gegenspiel also schliessen: daß nemlich/ weilen die Ketzer so gewaltig auf die Bibel pochen/ so solle man den Leuten das heilige Bibel-Buch desto empsiger ohne unterlaß in die Hände treiben/ damit sie durch diß heilige Buch/ welches genennt wird ein helles Licht Ps. 118. [unleserliches Material]. 105. 2. Pet. I. [unleserliches Material]. 19. die ketzerische Finsterniß zerschlagen/ und klärlich ersehen mögen/ wie die Ketzereyen mit dem geoffenbahrten Willen GOttes streiten. Reisset demnach die sorgfältige Mutter/ die Römische Kirche/ durch das Verbor der Bibel ihren Kindern nicht ein gefährliches Messer aus den Händen: sondern sie entgürtet und beraubt selbige des Schwerdts des Geistes/ welches ist das Wort GOttes/ Ephes. 6. [unleserliches Material]. 17. und entblösset sie demnach also; daß sie von den feurigen Pfeilen des Bösewichts müssen überwältiget werden. IX. Es ist ja zu beförchten/ daß die Leser der Heil. Schrift in grosse Sünden gerahten möchten/ wann sie darein finden den Ehebruch Davids/ die Blut-Schande Thamar/ sc. solche greuliche Sünden und Aergerniß zu verhüten/ und von ihren Kindern abzulehnen / thut die sorgfältige Mutter/ die Römische Kirche/ gar wohl und verständig/ daß sie die Bibel/ daraus solche Aergerniß sich erregen könten/ ihren lieben Kindern aus den Händen reisse. Antwort. Wolte GOtt/ die päbstische Kirche möchte eben so eyfrig die verdammliche Venus-Bücher/ Liebes-Romainen und Sau-Zotten ihren Kindern aus den Händen reissen/ wie sie das unschuldige Wort GOttes aus ihrem Gesicht und Angriff verbannt! Im übrigen legt ja die Bibel in ihren Historien die erregete Sünden nicht für mit einem lockenden Lobspruch noch steckt selbige als ein Koder auf die Angel/ die Seelen hierdurch zu verstricken: sondern sie donnert und blitzet mit dem gerechten Zorn/ und höllischen Flammen gewaltig gottlosen Lesers/ so hättet ihr gut folgeren: nun aber werden die Ketzereyen aus der Schrift gezogen nur durch Mißbrauch eines oder andern boßhafftigen Lesers/ welcher der Heil. Bibel Gewalt anthut/ und die Sprüche zu seiner Boßheit wider ihren Willen/ Sinn und Meinung zwinget. Wann man aber dessentwegen das unschuldige Bibel-Buch/ und das Wort der ewigen Warheit solte den Leuten aus den Händen verbannen/ so müste eben falls das nützliche Element des Feuers/ das edele Gold/ und der schöne Glantz der Sonnen abgeschafft und vertilget werden/ weilen etliche Menschen solche nutzbare Geschöpffe mißbrauchen zu ihrer Boßheit. Es mißbrauchen sich doch auch die Sünder so gar der Gütigkeit GOttes selbsten/ darauf sie vermessentlich sündigen/ und will doch GOtt dessenthalben seine Güte nicht aufheben. So ist dann die fürsichtige Mutter / die päbstische Kirche/ eine alberne Thörinne/ indem sie durch das Verbot der Bibel will klüger handelen/ und mühsamer sorgen für ihrer Kinder ewiges Heil/ als GOtt der himmlische Vater selbsten/ dessen hertzbrechende Liebe es doch so redlich meinet/ und ja kein so schändliches Bibel-Buch und gefährliches Mittel zur Seligkeit hat verordnet / welches gar leicht auf verdammliche Irrwege/ und auf die breite Sünden-Strasse zur Höllen den Menschen verleite. Sorgfältiger will auch seyn diese närrische Mutter/ als der für der Menschen ewiges Leben gemarterter treuester Christus/ welcher ja für diesem gefährlichen Buch nicht allein seine Kinder nicht gewarnet/ sondern vielmehr in demselbigen zu lesen befohlen hat. Joh. 5. [unleserliches Material]. 39. Zu dem schliesset es sich gar übel: Alle Ketzereyen suchen ihren Unterschleiff in der Bibel/ ergò, so soll man den Leuten die Lesung der Bibel verbieten: Dann daraus solle man billig mit Chrysostomo tom. 3. op. hom. 3. das Gegenspiel also schliessen: daß nemlich/ weilen die Ketzer so gewaltig auf die Bibel pochen/ so solle man den Leuten das heilige Bibel-Buch desto empsiger ohne unterlaß in die Hände treiben/ damit sie durch diß heilige Buch/ welches genennt wird ein helles Licht Ps. 118. [unleserliches Material]. 105. 2. Pet. I. [unleserliches Material]. 19. die ketzerische Finsterniß zerschlagen/ und klärlich ersehen mögen/ wie die Ketzereyen mit dem geoffenbahrten Willen GOttes streiten. Reisset demnach die sorgfältige Mutter/ die Römische Kirche/ durch das Verbor der Bibel ihren Kindern nicht ein gefährliches Messer aus den Händen: sondern sie entgürtet und beraubt selbige des Schwerdts des Geistes/ welches ist das Wort GOttes/ Ephes. 6. [unleserliches Material]. 17. und entblösset sie demnach also; daß sie von den feurigen Pfeilen des Bösewichts müssen überwältiget werden. IX. Es ist ja zu beförchten/ daß die Leser der Heil. Schrift in grosse Sünden gerahten möchten/ wann sie darein finden den Ehebruch Davids/ die Blut-Schande Thamar/ sc. solche greuliche Sünden und Aergerniß zu verhüten/ und von ihren Kindern abzulehnen / thut die sorgfältige Mutter/ die Römische Kirche/ gar wohl und verständig/ daß sie die Bibel/ daraus solche Aergerniß sich erregen könten/ ihren lieben Kindern aus den Händen reisse. Antwort. Wolte GOtt/ die päbstische Kirche möchte eben so eyfrig die verdammliche Venus-Bücher/ Liebes-Romainen und Sau-Zotten ihren Kindern aus den Händen reissen/ wie sie das unschuldige Wort GOttes aus ihrem Gesicht und Angriff verbannt! Im übrigen legt ja die Bibel in ihren Historien die erregete Sünden nicht für mit einem lockenden Lobspruch noch steckt selbige als ein Koder auf die Angel/ die Seelen hierdurch zu verstricken: sondern sie donnert und blitzet mit dem gerechten Zorn/ und höllischen Flammen gewaltig <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0074" n="54"/> gottlosen Lesers/ so hättet ihr gut folgeren: nun aber werden die Ketzereyen aus der Schrift gezogen nur durch Mißbrauch eines oder andern boßhafftigen Lesers/ welcher der Heil. Bibel Gewalt anthut/ und die Sprüche zu seiner Boßheit wider ihren Willen/ Sinn und Meinung zwinget. Wann man aber dessentwegen das unschuldige Bibel-Buch/ und das Wort der ewigen Warheit solte den Leuten aus den Händen verbannen/ so müste eben falls das nützliche Element des Feuers/ das edele Gold/ und der schöne Glantz der Sonnen abgeschafft und vertilget werden/ weilen etliche Menschen solche nutzbare Geschöpffe mißbrauchen zu ihrer Boßheit. Es mißbrauchen sich doch auch die Sünder so gar der Gütigkeit GOttes selbsten/ darauf sie vermessentlich sündigen/ und will doch GOtt dessenthalben seine Güte nicht aufheben. So ist dann die fürsichtige Mutter / die päbstische Kirche/ eine alberne Thörinne/ indem sie durch das Verbot der Bibel will klüger handelen/ und mühsamer sorgen für ihrer Kinder ewiges Heil/ als GOtt der himmlische Vater selbsten/ dessen hertzbrechende Liebe es doch so redlich meinet/ und ja kein so schändliches Bibel-Buch und gefährliches Mittel zur Seligkeit hat verordnet / welches gar leicht auf verdammliche Irrwege/ und auf die breite Sünden-Strasse zur Höllen den Menschen verleite. Sorgfältiger will auch seyn diese närrische Mutter/ als der für der Menschen ewiges Leben gemarterter treuester Christus/ welcher ja für diesem gefährlichen Buch nicht allein seine Kinder nicht gewarnet/ sondern vielmehr in demselbigen zu lesen befohlen hat. Joh. 5. <gap reason="illegible"/>. 39. Zu dem schliesset es sich gar übel: Alle Ketzereyen suchen ihren Unterschleiff in der Bibel/ ergò, so soll man den Leuten die Lesung der Bibel verbieten: Dann daraus solle man billig mit Chrysostomo tom. 3. op. hom. 3. das Gegenspiel also schliessen: daß nemlich/ weilen die Ketzer so gewaltig auf die Bibel pochen/ so solle man den Leuten das heilige Bibel-Buch desto empsiger ohne unterlaß in die Hände treiben/ damit sie durch diß heilige Buch/ welches genennt wird ein helles Licht Ps. 118. <gap reason="illegible"/>. 105. 2. Pet. I. <gap reason="illegible"/>. 19. die ketzerische Finsterniß zerschlagen/ und klärlich ersehen mögen/ wie die Ketzereyen mit dem geoffenbahrten Willen GOttes streiten. Reisset demnach die sorgfältige Mutter/ die Römische Kirche/ durch das Verbor der Bibel ihren Kindern nicht ein gefährliches Messer aus den Händen: sondern sie entgürtet und beraubt selbige des Schwerdts des Geistes/ welches ist das Wort GOttes/ Ephes. 6. <gap reason="illegible"/>. 17. und entblösset sie demnach also; daß sie von den feurigen Pfeilen des Bösewichts müssen überwältiget werden.</p> <p>IX. Es ist ja zu beförchten/ daß die Leser der Heil. Schrift in grosse Sünden gerahten möchten/ wann sie darein finden den Ehebruch Davids/ die Blut-Schande Thamar/ sc. solche greuliche Sünden und Aergerniß zu verhüten/ und von ihren Kindern abzulehnen / thut die sorgfältige Mutter/ die Römische Kirche/ gar wohl und verständig/ daß sie die Bibel/ daraus solche Aergerniß sich erregen könten/ ihren lieben Kindern aus den Händen reisse.</p> <p>Antwort. Wolte GOtt/ die päbstische Kirche möchte eben so eyfrig die verdammliche Venus-Bücher/ Liebes-Romainen und Sau-Zotten ihren Kindern aus den Händen reissen/ wie sie das unschuldige Wort GOttes aus ihrem Gesicht und Angriff verbannt! Im übrigen legt ja die Bibel in ihren Historien die erregete Sünden nicht für mit einem lockenden Lobspruch noch steckt selbige als ein Koder auf die Angel/ die Seelen hierdurch zu verstricken: sondern sie donnert und blitzet mit dem gerechten Zorn/ und höllischen Flammen gewaltig </p> </div> </body> </text> </TEI> [54/0074]
gottlosen Lesers/ so hättet ihr gut folgeren: nun aber werden die Ketzereyen aus der Schrift gezogen nur durch Mißbrauch eines oder andern boßhafftigen Lesers/ welcher der Heil. Bibel Gewalt anthut/ und die Sprüche zu seiner Boßheit wider ihren Willen/ Sinn und Meinung zwinget. Wann man aber dessentwegen das unschuldige Bibel-Buch/ und das Wort der ewigen Warheit solte den Leuten aus den Händen verbannen/ so müste eben falls das nützliche Element des Feuers/ das edele Gold/ und der schöne Glantz der Sonnen abgeschafft und vertilget werden/ weilen etliche Menschen solche nutzbare Geschöpffe mißbrauchen zu ihrer Boßheit. Es mißbrauchen sich doch auch die Sünder so gar der Gütigkeit GOttes selbsten/ darauf sie vermessentlich sündigen/ und will doch GOtt dessenthalben seine Güte nicht aufheben. So ist dann die fürsichtige Mutter / die päbstische Kirche/ eine alberne Thörinne/ indem sie durch das Verbot der Bibel will klüger handelen/ und mühsamer sorgen für ihrer Kinder ewiges Heil/ als GOtt der himmlische Vater selbsten/ dessen hertzbrechende Liebe es doch so redlich meinet/ und ja kein so schändliches Bibel-Buch und gefährliches Mittel zur Seligkeit hat verordnet / welches gar leicht auf verdammliche Irrwege/ und auf die breite Sünden-Strasse zur Höllen den Menschen verleite. Sorgfältiger will auch seyn diese närrische Mutter/ als der für der Menschen ewiges Leben gemarterter treuester Christus/ welcher ja für diesem gefährlichen Buch nicht allein seine Kinder nicht gewarnet/ sondern vielmehr in demselbigen zu lesen befohlen hat. Joh. 5. _ . 39. Zu dem schliesset es sich gar übel: Alle Ketzereyen suchen ihren Unterschleiff in der Bibel/ ergò, so soll man den Leuten die Lesung der Bibel verbieten: Dann daraus solle man billig mit Chrysostomo tom. 3. op. hom. 3. das Gegenspiel also schliessen: daß nemlich/ weilen die Ketzer so gewaltig auf die Bibel pochen/ so solle man den Leuten das heilige Bibel-Buch desto empsiger ohne unterlaß in die Hände treiben/ damit sie durch diß heilige Buch/ welches genennt wird ein helles Licht Ps. 118. _ . 105. 2. Pet. I. _ . 19. die ketzerische Finsterniß zerschlagen/ und klärlich ersehen mögen/ wie die Ketzereyen mit dem geoffenbahrten Willen GOttes streiten. Reisset demnach die sorgfältige Mutter/ die Römische Kirche/ durch das Verbor der Bibel ihren Kindern nicht ein gefährliches Messer aus den Händen: sondern sie entgürtet und beraubt selbige des Schwerdts des Geistes/ welches ist das Wort GOttes/ Ephes. 6. _ . 17. und entblösset sie demnach also; daß sie von den feurigen Pfeilen des Bösewichts müssen überwältiget werden.
IX. Es ist ja zu beförchten/ daß die Leser der Heil. Schrift in grosse Sünden gerahten möchten/ wann sie darein finden den Ehebruch Davids/ die Blut-Schande Thamar/ sc. solche greuliche Sünden und Aergerniß zu verhüten/ und von ihren Kindern abzulehnen / thut die sorgfältige Mutter/ die Römische Kirche/ gar wohl und verständig/ daß sie die Bibel/ daraus solche Aergerniß sich erregen könten/ ihren lieben Kindern aus den Händen reisse.
Antwort. Wolte GOtt/ die päbstische Kirche möchte eben so eyfrig die verdammliche Venus-Bücher/ Liebes-Romainen und Sau-Zotten ihren Kindern aus den Händen reissen/ wie sie das unschuldige Wort GOttes aus ihrem Gesicht und Angriff verbannt! Im übrigen legt ja die Bibel in ihren Historien die erregete Sünden nicht für mit einem lockenden Lobspruch noch steckt selbige als ein Koder auf die Angel/ die Seelen hierdurch zu verstricken: sondern sie donnert und blitzet mit dem gerechten Zorn/ und höllischen Flammen gewaltig
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