Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Füssen ziehen Jos. 5. v. 14. So ist ja billig / daß wan die Engelen verehre und anbete.

Antwort. Die Ehr so Josue dem Engel geleistet/ war nur eine bürgerliche reverentz und Ehrerbietsamkeit/ so einem solchen Fürsten geziemet. Wann auch Josue von diesem Engel / so er gegenwertig vor ihm sahe/ und mit welchem er mündlich Sprach hielte/ bloßhin das Gebet bey Gott begehrt hätte/ wäre es ohne Abgötterey und Aberglauben zugangen: Aber geistliche Ehr mit einer gläubigen Zuversicht der Gnaden und Barmhertzigkeit hat Josue dem Engel nicht erwiesen/ konte es auch nicht thun ohne Nachtheil und Verletzung der Ehren GOttes.

Die Dritte Frage.

Ob die Papisten in ihrer Verehrung der Bilder und Reliqvien Abgötterey und Götzen-Dienst begehen?

DIe Papisten sprechen Nein/ wir aber Ja darzu:

Dann was ist das Niederfallen für denn Bildern und reliqvien/ daseibsten für ihnen das Gebet thun/ dieselbige schmücken/ ihnen Geschenck und Verehrung reichen/ Lichter und Kertzen ihnen zu ehren anzünden/ andächtiglich für ihnen schmatzen und seuffzen &c. Was ist daß anders als Abgötterey und Götzen-Dienst?

Einrede der Papisten.

I. Man pfleget doch der Fürsten Bildnüssen in Ehren zu halten/ und ihnen gebührende reverentz und Ehr zu erzeigen/ warum solte man dann nicht auch den Bildern der Heiligen geziemende Ehr beweisen?

Antwort. Ob man schon der Fürsten Bildnüssen in Ehren hält/ so wäre doch der ein Stock-Narre/ welcher/ wann er für seinem Fürsten eine Sache fürzutragen hätte/ hinginge zu des Fürsten Bild/ und trüge dem seine Sache für. Summa was bedarffs viel ehrens gegen des Fürsten Bild mit Biegen und Neigen/ Hut-rücken und dergleichen? Es verlanget kein verständiger Fürst mehr/ als daß sein Bildnüß aus Fürsatz mit keiner Schmach und Schimpff werde verunehrt: Es seye dann Sache/ daß die Tiberianische Hochmuht habe stoltze Bürsten aufgesetzet. Und also auch ists gnug/ das man die Bildnüssen der Heiligen nicht mit Hohn und Lästerung verunglimpffe.

II. Wird doch im Pabstum nicht der Stock/ Holtz oder Stein angebeten: Sondern die intention und Andacht wird gerichtet zu dem/ dessen Bild es ist: Und sehen zwar wir Catholischen das Bild an/ wir meinen aber mit dem Gebet und Gemüht GOtt und seine Heiligen.

Antwort. Michas und seine Mutter hatten ihr Götzen-Bild auch nicht dem Teuffel/ sondern dem waren GOtt auffgerichtet Jud. 17. v. 3. 13. Jud. 18. v. 6. Und bliebe es dannoch ein Götzen-Bild Jud. 18. v. 31. So bezeuget auch die H. Schrifft/ daß man in Israel durch das Bild Baal/ item durch die von Jeroboam zu Dan und Bethel auffgerichtete Güldene Kälber 3. Reg. 12. v. 28. Wie auch durch das in der Wüsten gegossene güldene Kalb Exod. 32. v. 4. Niemand anders genennet und vermeinetlich angebeten habe/ als den waren GOTT Israel: Dann es rieffen daselbst die Israeliten denjenigen in dem Kalbe an/ der sie aus Aegypten-Land geführt hatte, item v. 5. Verkündigten sie bey die-

Füssen ziehen Jos. 5. v. 14. So ist ja billig / daß wan die Engelen verehre und anbete.

Antwort. Die Ehr so Josue dem Engel geleistet/ war nur eine bürgerliche reverentz und Ehrerbietsamkeit/ so einem solchen Fürsten geziemet. Wann auch Josue von diesem Engel / so er gegenwertig vor ihm sahe/ und mit welchem er mündlich Sprach hielte/ bloßhin das Gebet bey Gott begehrt hätte/ wäre es ohne Abgötterey und Aberglauben zugangen: Aber geistliche Ehr mit einer gläubigen Zuversicht der Gnaden und Barmhertzigkeit hat Josue dem Engel nicht erwiesen/ konte es auch nicht thun ohne Nachtheil und Verletzung der Ehren GOttes.

Die Dritte Frage.

Ob die Papisten in ihrer Verehrung der Bilder und Reliqvien Abgötterey und Götzen-Dienst begehen?

DIe Papisten sprechen Nein/ wir aber Ja darzu:

Dann was ist das Niederfallen für denn Bildern und reliqvien/ daseibsten für ihnen das Gebet thun/ dieselbige schmücken/ ihnen Geschenck und Verehrung reichen/ Lichter und Kertzen ihnen zu ehren anzünden/ andächtiglich für ihnen schmatzen und seuffzen &c. Was ist daß anders als Abgötterey und Götzen-Dienst?

Einrede der Papisten.

I. Man pfleget doch der Fürsten Bildnüssen in Ehren zu halten/ und ihnen gebührende reverentz und Ehr zu erzeigen/ warum solte man dann nicht auch den Bildern der Heiligen geziemende Ehr beweisen?

Antwort. Ob man schon der Fürsten Bildnüssen in Ehren hält/ so wäre doch der ein Stock-Narre/ welcher/ wann er für seinem Fürsten eine Sache fürzutragen hätte/ hinginge zu des Fürsten Bild/ und trüge dem seine Sache für. Summa was bedarffs viel ehrens gegen des Fürsten Bild mit Biegen und Neigen/ Hut-rücken und dergleichen? Es verlanget kein verständiger Fürst mehr/ als daß sein Bildnüß aus Fürsatz mit keiner Schmach und Schimpff werde verunehrt: Es seye dann Sache/ daß die Tiberianische Hochmuht habe stoltze Bürsten aufgesetzet. Und also auch ists gnug/ das man die Bildnüssen der Heiligen nicht mit Hohn und Lästerung verunglimpffe.

II. Wird doch im Pabstum nicht der Stock/ Holtz oder Stein angebeten: Sondern die intention und Andacht wird gerichtet zu dem/ dessen Bild es ist: Und sehen zwar wir Catholischen das Bild an/ wir meinen aber mit dem Gebet und Gemüht GOtt und seine Heiligen.

Antwort. Michas und seine Mutter hatten ihr Götzen-Bild auch nicht dem Teuffel/ sondern dem waren GOtt auffgerichtet Jud. 17. v. 3. 13. Jud. 18. v. 6. Und bliebe es dannoch ein Götzen-Bild Jud. 18. v. 31. So bezeuget auch die H. Schrifft/ daß man in Israel durch das Bild Baal/ item durch die von Jeroboam zu Dan und Bethel auffgerichtete Güldene Kälber 3. Reg. 12. v. 28. Wie auch durch das in der Wüsten gegossene güldene Kalb Exod. 32. v. 4. Niemand anders genennet und vermeinetlich angebeten habe/ als den waren GOTT Israel: Dann es rieffen daselbst die Israeliten denjenigen in dem Kalbe an/ der sie aus Aegypten-Land geführt hatte, item v. 5. Verkündigten sie bey die-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0476" n="176"/>
Füssen ziehen Jos. 5. v. 14. So ist ja billig /            daß wan die Engelen verehre und anbete.</p>
        <p>Antwort. Die Ehr so Josue dem Engel geleistet/ war nur eine bürgerliche reverentz und            Ehrerbietsamkeit/ so einem solchen Fürsten geziemet. Wann auch Josue von diesem Engel /            so er gegenwertig vor ihm sahe/ und mit welchem er mündlich Sprach hielte/ bloßhin das            Gebet bey Gott begehrt hätte/ wäre es ohne Abgötterey und Aberglauben zugangen: Aber            geistliche Ehr mit einer gläubigen Zuversicht der Gnaden und Barmhertzigkeit hat Josue dem            Engel nicht erwiesen/ konte es auch nicht thun ohne Nachtheil und Verletzung der Ehren            GOttes.</p>
        <p>Die Dritte Frage.</p>
        <p>Ob die Papisten in ihrer Verehrung der Bilder und Reliqvien Abgötterey und Götzen-Dienst            begehen?</p>
        <p>DIe Papisten sprechen Nein/ wir aber Ja darzu:</p>
        <p>Dann was ist das Niederfallen für denn Bildern und reliqvien/ daseibsten für ihnen das            Gebet thun/ dieselbige schmücken/ ihnen Geschenck und Verehrung reichen/ Lichter und            Kertzen ihnen zu ehren anzünden/ andächtiglich für ihnen schmatzen und seuffzen &amp;c.            Was ist daß anders als Abgötterey und Götzen-Dienst?</p>
        <p>Einrede der Papisten.</p>
        <p>I. Man pfleget doch der Fürsten Bildnüssen in Ehren zu halten/ und ihnen gebührende            reverentz und Ehr zu erzeigen/ warum solte man dann nicht auch den Bildern der Heiligen            geziemende Ehr beweisen?</p>
        <p>Antwort. Ob man schon der Fürsten Bildnüssen in Ehren hält/ so wäre doch der ein            Stock-Narre/ welcher/ wann er für seinem Fürsten eine Sache fürzutragen hätte/ hinginge            zu des Fürsten Bild/ und trüge dem seine Sache für. Summa was bedarffs viel ehrens gegen            des Fürsten Bild mit Biegen und Neigen/ Hut-rücken und dergleichen? Es verlanget kein            verständiger Fürst mehr/ als daß sein Bildnüß aus Fürsatz mit keiner Schmach und Schimpff            werde verunehrt: Es seye dann Sache/ daß die Tiberianische Hochmuht habe stoltze Bürsten            aufgesetzet. Und also auch ists gnug/ das man die Bildnüssen der Heiligen nicht mit Hohn            und Lästerung verunglimpffe.</p>
        <p>II. Wird doch im Pabstum nicht der Stock/ Holtz oder Stein angebeten: Sondern die            intention und Andacht wird gerichtet zu dem/ dessen Bild es ist: Und sehen zwar wir            Catholischen das Bild an/ wir meinen aber mit dem Gebet und Gemüht GOtt und seine            Heiligen.</p>
        <p>Antwort. Michas und seine Mutter hatten ihr Götzen-Bild auch nicht dem Teuffel/ sondern            dem waren GOtt auffgerichtet Jud. 17. v. 3. 13. Jud. 18. v. 6. Und bliebe es dannoch ein            Götzen-Bild Jud. 18. v. 31. So bezeuget auch die H. Schrifft/ daß man in Israel durch das            Bild Baal/ item durch die von Jeroboam zu Dan und Bethel auffgerichtete Güldene Kälber 3.            Reg. 12. v. 28. Wie auch durch das in der Wüsten gegossene güldene Kalb Exod. 32. v. 4.            Niemand anders genennet und vermeinetlich angebeten habe/ als den waren GOTT Israel: Dann            es rieffen daselbst die Israeliten denjenigen in dem Kalbe an/ der sie aus Aegypten-Land            geführt hatte, item v. 5. Verkündigten sie bey die-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[176/0476] Füssen ziehen Jos. 5. v. 14. So ist ja billig / daß wan die Engelen verehre und anbete. Antwort. Die Ehr so Josue dem Engel geleistet/ war nur eine bürgerliche reverentz und Ehrerbietsamkeit/ so einem solchen Fürsten geziemet. Wann auch Josue von diesem Engel / so er gegenwertig vor ihm sahe/ und mit welchem er mündlich Sprach hielte/ bloßhin das Gebet bey Gott begehrt hätte/ wäre es ohne Abgötterey und Aberglauben zugangen: Aber geistliche Ehr mit einer gläubigen Zuversicht der Gnaden und Barmhertzigkeit hat Josue dem Engel nicht erwiesen/ konte es auch nicht thun ohne Nachtheil und Verletzung der Ehren GOttes. Die Dritte Frage. Ob die Papisten in ihrer Verehrung der Bilder und Reliqvien Abgötterey und Götzen-Dienst begehen? DIe Papisten sprechen Nein/ wir aber Ja darzu: Dann was ist das Niederfallen für denn Bildern und reliqvien/ daseibsten für ihnen das Gebet thun/ dieselbige schmücken/ ihnen Geschenck und Verehrung reichen/ Lichter und Kertzen ihnen zu ehren anzünden/ andächtiglich für ihnen schmatzen und seuffzen &c. Was ist daß anders als Abgötterey und Götzen-Dienst? Einrede der Papisten. I. Man pfleget doch der Fürsten Bildnüssen in Ehren zu halten/ und ihnen gebührende reverentz und Ehr zu erzeigen/ warum solte man dann nicht auch den Bildern der Heiligen geziemende Ehr beweisen? Antwort. Ob man schon der Fürsten Bildnüssen in Ehren hält/ so wäre doch der ein Stock-Narre/ welcher/ wann er für seinem Fürsten eine Sache fürzutragen hätte/ hinginge zu des Fürsten Bild/ und trüge dem seine Sache für. Summa was bedarffs viel ehrens gegen des Fürsten Bild mit Biegen und Neigen/ Hut-rücken und dergleichen? Es verlanget kein verständiger Fürst mehr/ als daß sein Bildnüß aus Fürsatz mit keiner Schmach und Schimpff werde verunehrt: Es seye dann Sache/ daß die Tiberianische Hochmuht habe stoltze Bürsten aufgesetzet. Und also auch ists gnug/ das man die Bildnüssen der Heiligen nicht mit Hohn und Lästerung verunglimpffe. II. Wird doch im Pabstum nicht der Stock/ Holtz oder Stein angebeten: Sondern die intention und Andacht wird gerichtet zu dem/ dessen Bild es ist: Und sehen zwar wir Catholischen das Bild an/ wir meinen aber mit dem Gebet und Gemüht GOtt und seine Heiligen. Antwort. Michas und seine Mutter hatten ihr Götzen-Bild auch nicht dem Teuffel/ sondern dem waren GOtt auffgerichtet Jud. 17. v. 3. 13. Jud. 18. v. 6. Und bliebe es dannoch ein Götzen-Bild Jud. 18. v. 31. So bezeuget auch die H. Schrifft/ daß man in Israel durch das Bild Baal/ item durch die von Jeroboam zu Dan und Bethel auffgerichtete Güldene Kälber 3. Reg. 12. v. 28. Wie auch durch das in der Wüsten gegossene güldene Kalb Exod. 32. v. 4. Niemand anders genennet und vermeinetlich angebeten habe/ als den waren GOTT Israel: Dann es rieffen daselbst die Israeliten denjenigen in dem Kalbe an/ der sie aus Aegypten-Land geführt hatte, item v. 5. Verkündigten sie bey die-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/476
Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/476>, abgerufen am 11.06.2024.