Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.de Elias sprach zu Elisaeo, wann er was von ihm haben wolte/ solle ers sagen/ weil er noch auff Erden bey ihm seye: Bitte was ich dir thun soll/ ehe ich von dir genommen werde. 4. Reg. 2. v. 9. Es mögen auch wohl die verstorbene Heiligen insgemein für die Kirche bitten/ wie auch die Engel ohne Zweiffel für die Kirche bitten: Aber hierin bestehet eigentlich der Mißbrauch der Papisten/ daß / da wir kein Fundament haben zu glauben/ daß GOtt denen verstorbenen Heiligen im Himmel immerdar unser Flehen und Anliegen offenbahre/ sie dannoch gleichfalls immerdar ihr Gebet von GOtt und Christo ab/ zu den verstorbenen Heiligen wenden/ und also zum wenigsten schweben in immerwehrender Gefahr eines vergeblichen und fruchtlosen Gebets. Zum anderen / daß sie eine vertrauliche Zuversicht und Hertzens-Andacht setzen auff das Verdienst der Heiligen. Zum dritten/ daß sie in ihren Gebeten sich solcher Wörter und Redens-Arten bedienen/ welche von den Gelehrten nicht können genommen werden in dem Verstand wie sie lauten/ von den Ungelehrten aber nicht gebraucht werden ohne augenscheinliche Abgötterey. XIV. So ist dann eine unter den Ursachen warum man die Heiligen nicht solle anruffen / diese: Dieweilen nemlich die Heiligen um unser Gebet nichts wissen: Aber warum solte GOtt den Heiligen unser Gebet und Anliegen nicht offenbahren können? Antwort. Obs geschehen könne/ davon ist die Frage nicht: Sondern nur obs würcklich geschehe/ und hievon haben wir keine Versicherung in GOttes Wort: Und zu dem scheinet auch diese Offenbahrung überflüssig/ und in etwa lächerlich: Dann wann irgend ein Mensch auff Erden S. Peter im Himmel anrieffe um Hülffe/ und GOtt solches sein Begehren erstlich müste dem H. Peter offenbahren/ was wäre das anders/ als wann GOtt sägte: Höre lieber Peter mein guter Freund: Dar ist dein guter Freund auff Erden/ der hat mir gesagt/ ich möchte dir sagen/ daß du möchtest mir sagen/ daß er mir gesagt habe du möchtest für ihn bitten/ und sagen daß ich ihm helffe? Was wäre diß wohl ein immerwehrendes und überflüssiges sagen/ da man doch mit einem eintzigen sagen kan hinlangen und abgefertiget werden in der Göttlichen Audientz-Stuben? XV. Es kan doch noch auff eine andre Manier den Heiligen unser Anliegen offenbahrt werden: Dann wann einer den H. Petrum oder irgend einen anderen Heiligen anrufft/ daß höret ja dessen Schutz-Engel/ und dieser schneller als der Blitz zwinget sich in einem Augen-Winck zum Himmel/ und sagt zum H. Peter: Höre Peter/ mein Schutz-Kind begehret / du sollest bey GOtt für ihn bitten. Antwort. Es ist noch nicht bewiesen/ daß ein jeder Mensch seinen besonderen Schutz-Engel habe/ dem alle Gedancken und Bewegungen des Hertzens bekannt seyn: Zudem muß es auch bewiesen werden/ daß der Engel/ auff eine jede Gedancke oder Wort des Menschen/ wölle zum Himmel auff- und absteigen: Und wann nun der Schutz-Engel eben verreiset ist/ wer will dan das Gebet zum H. Peter überbringen? Ja wann ein Papist betet die Litaney von allen Heiligen/ wie wird alsdann der gute Schutz-Engel im Himmel herum galoppiren müssen / daß er allen Heiligen die Post und Botschafft überbringe/ und seine commission ablege? Seynd diß nicht artige Grillen und Possen der Papisten? XVI. Sagt doch die Schrifft Luc. 20. v. 6. Daß die verstorbene Heiligen gleich seyn den Engelen: Nun wissen aber die Engel alles/ so werden auch die Heiligen alles wissen/ und folgens wird ihnen unser Gebet und Anliegen nicht unbekant und verborgen seyn. de Elias sprach zu Elisaeo, wann er was von ihm haben wolte/ solle ers sagen/ weil er noch auff Erden bey ihm seye: Bitte was ich dir thun soll/ ehe ich von dir genommen werde. 4. Reg. 2. v. 9. Es mögen auch wohl die verstorbene Heiligen insgemein für die Kirche bitten/ wie auch die Engel ohne Zweiffel für die Kirche bitten: Aber hierin bestehet eigentlich der Mißbrauch der Papisten/ daß / da wir kein Fundament haben zu glauben/ daß GOtt denen verstorbenen Heiligen im Himmel immerdar unser Flehen und Anliegen offenbahre/ sie dannoch gleichfalls immerdar ihr Gebet von GOtt und Christo ab/ zu den verstorbenen Heiligen wenden/ und also zum wenigsten schweben in immerwehrender Gefahr eines vergeblichen und fruchtlosen Gebets. Zum anderen / daß sie eine vertrauliche Zuversicht und Hertzens-Andacht setzen auff das Verdienst der Heiligen. Zum dritten/ daß sie in ihren Gebeten sich solcher Wörter und Redens-Arten bedienen/ welche von den Gelehrten nicht können genommen werden in dem Verstand wie sie lauten/ von den Ungelehrten aber nicht gebraucht werden ohne augenscheinliche Abgötterey. XIV. So ist dann eine unter den Ursachen warum man die Heiligen nicht solle anruffen / diese: Dieweilen nemlich die Heiligen um unser Gebet nichts wissen: Aber warum solte GOtt den Heiligen unser Gebet und Anliegen nicht offenbahren können? Antwort. Obs geschehen könne/ davon ist die Frage nicht: Sondern nur obs würcklich geschehe/ und hievon haben wir keine Versicherung in GOttes Wort: Und zu dem scheinet auch diese Offenbahrung überflüssig/ und in etwa lächerlich: Dann wann irgend ein Mensch auff Erden S. Peter im Himmel anrieffe um Hülffe/ und GOtt solches sein Begehren erstlich müste dem H. Peter offenbahren/ was wäre das anders/ als wann GOtt sägte: Höre lieber Peter mein guter Freund: Dar ist dein guter Freund auff Erden/ der hat mir gesagt/ ich möchte dir sagen/ daß du möchtest mir sagen/ daß er mir gesagt habe du möchtest für ihn bitten/ und sagen daß ich ihm helffe? Was wäre diß wohl ein immerwehrendes und überflüssiges sagen/ da man doch mit einem eintzigen sagen kan hinlangen und abgefertiget werden in der Göttlichen Audientz-Stuben? XV. Es kan doch noch auff eine andre Manier den Heiligen unser Anliegen offenbahrt werden: Dann wann einer den H. Petrum oder irgend einen anderen Heiligen anrufft/ daß höret ja dessen Schutz-Engel/ und dieser schneller als der Blitz zwinget sich in einem Augen-Winck zum Himmel/ und sagt zum H. Peter: Höre Peter/ mein Schutz-Kind begehret / du sollest bey GOtt für ihn bitten. Antwort. Es ist noch nicht bewiesen/ daß ein jeder Mensch seinen besonderen Schutz-Engel habe/ dem alle Gedancken und Bewegungen des Hertzens bekannt seyn: Zudem muß es auch bewiesen werden/ daß der Engel/ auff eine jede Gedancke oder Wort des Menschen/ wölle zum Himmel auff- und absteigen: Und wann nun der Schutz-Engel eben verreiset ist/ wer will dan das Gebet zum H. Peter überbringen? Ja wann ein Papist betet die Litaney von allen Heiligen/ wie wird alsdann der gute Schutz-Engel im Himmel herum galoppiren müssen / daß er allen Heiligen die Post und Botschafft überbringe/ und seine commission ablege? Seynd diß nicht artige Grillen und Possen der Papisten? XVI. Sagt doch die Schrifft Luc. 20. v. 6. 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Es mögen auch wohl die verstorbene Heiligen insgemein für die Kirche bitten/ wie auch die Engel ohne Zweiffel für die Kirche bitten: Aber hierin bestehet eigentlich der Mißbrauch der Papisten/ daß / da wir kein Fundament haben zu glauben/ daß GOtt denen verstorbenen Heiligen im Himmel immerdar unser Flehen und Anliegen offenbahre/ sie dannoch gleichfalls immerdar ihr Gebet von GOtt und Christo ab/ zu den verstorbenen Heiligen wenden/ und also zum wenigsten schweben in immerwehrender Gefahr eines vergeblichen und fruchtlosen Gebets. Zum anderen / daß sie eine vertrauliche Zuversicht und Hertzens-Andacht setzen auff das Verdienst der Heiligen. Zum dritten/ daß sie in ihren Gebeten sich solcher Wörter und Redens-Arten bedienen/ welche von den Gelehrten nicht können genommen werden in dem Verstand wie sie lauten/ von den Ungelehrten aber nicht gebraucht werden ohne augenscheinliche Abgötterey.</p> <p>XIV. So ist dann eine unter den Ursachen warum man die Heiligen nicht solle anruffen / diese: Dieweilen nemlich die Heiligen um unser Gebet nichts wissen: Aber warum solte GOtt den Heiligen unser Gebet und Anliegen nicht offenbahren können?</p> <p>Antwort. Obs geschehen könne/ davon ist die Frage nicht: Sondern nur obs würcklich geschehe/ und hievon haben wir keine Versicherung in GOttes Wort: Und zu dem scheinet auch diese Offenbahrung überflüssig/ und in etwa lächerlich: Dann wann irgend ein Mensch auff Erden S. Peter im Himmel anrieffe um Hülffe/ und GOtt solches sein Begehren erstlich müste dem H. Peter offenbahren/ was wäre das anders/ als wann GOtt sägte: Höre lieber Peter mein guter Freund: Dar ist dein guter Freund auff Erden/ der hat mir gesagt/ ich möchte dir sagen/ daß du möchtest mir sagen/ daß er mir gesagt habe du möchtest für ihn bitten/ und sagen daß ich ihm helffe? Was wäre diß wohl ein immerwehrendes und überflüssiges sagen/ da man doch mit einem eintzigen sagen kan hinlangen und abgefertiget werden in der Göttlichen Audientz-Stuben?</p> <p>XV. Es kan doch noch auff eine andre Manier den Heiligen unser Anliegen offenbahrt werden: Dann wann einer den H. Petrum oder irgend einen anderen Heiligen anrufft/ daß höret ja dessen Schutz-Engel/ und dieser schneller als der Blitz zwinget sich in einem Augen-Winck zum Himmel/ und sagt zum H. Peter: Höre Peter/ mein Schutz-Kind begehret / du sollest bey GOtt für ihn bitten.</p> <p>Antwort. Es ist noch nicht bewiesen/ daß ein jeder Mensch seinen besonderen Schutz-Engel habe/ dem alle Gedancken und Bewegungen des Hertzens bekannt seyn: Zudem muß es auch bewiesen werden/ daß der Engel/ auff eine jede Gedancke oder Wort des Menschen/ wölle zum Himmel auff- und absteigen: Und wann nun der Schutz-Engel eben verreiset ist/ wer will dan das Gebet zum H. Peter überbringen? Ja wann ein Papist betet die Litaney von allen Heiligen/ wie wird alsdann der gute Schutz-Engel im Himmel herum galoppiren müssen / daß er allen Heiligen die Post und Botschafft überbringe/ und seine commission ablege? Seynd diß nicht artige Grillen und Possen der Papisten?</p> <p>XVI. Sagt doch die Schrifft Luc. 20. v. 6. Daß die verstorbene Heiligen gleich seyn den Engelen: Nun wissen aber die Engel alles/ so werden auch die Heiligen alles wissen/ und folgens wird ihnen unser Gebet und Anliegen nicht unbekant und verborgen seyn.</p> </div> </body> </text> </TEI> [168/0468]
de Elias sprach zu Elisaeo, wann er was von ihm haben wolte/ solle ers sagen/ weil er noch auff Erden bey ihm seye: Bitte was ich dir thun soll/ ehe ich von dir genommen werde. 4. Reg. 2. v. 9. Es mögen auch wohl die verstorbene Heiligen insgemein für die Kirche bitten/ wie auch die Engel ohne Zweiffel für die Kirche bitten: Aber hierin bestehet eigentlich der Mißbrauch der Papisten/ daß / da wir kein Fundament haben zu glauben/ daß GOtt denen verstorbenen Heiligen im Himmel immerdar unser Flehen und Anliegen offenbahre/ sie dannoch gleichfalls immerdar ihr Gebet von GOtt und Christo ab/ zu den verstorbenen Heiligen wenden/ und also zum wenigsten schweben in immerwehrender Gefahr eines vergeblichen und fruchtlosen Gebets. Zum anderen / daß sie eine vertrauliche Zuversicht und Hertzens-Andacht setzen auff das Verdienst der Heiligen. Zum dritten/ daß sie in ihren Gebeten sich solcher Wörter und Redens-Arten bedienen/ welche von den Gelehrten nicht können genommen werden in dem Verstand wie sie lauten/ von den Ungelehrten aber nicht gebraucht werden ohne augenscheinliche Abgötterey.
XIV. So ist dann eine unter den Ursachen warum man die Heiligen nicht solle anruffen / diese: Dieweilen nemlich die Heiligen um unser Gebet nichts wissen: Aber warum solte GOtt den Heiligen unser Gebet und Anliegen nicht offenbahren können?
Antwort. Obs geschehen könne/ davon ist die Frage nicht: Sondern nur obs würcklich geschehe/ und hievon haben wir keine Versicherung in GOttes Wort: Und zu dem scheinet auch diese Offenbahrung überflüssig/ und in etwa lächerlich: Dann wann irgend ein Mensch auff Erden S. Peter im Himmel anrieffe um Hülffe/ und GOtt solches sein Begehren erstlich müste dem H. Peter offenbahren/ was wäre das anders/ als wann GOtt sägte: Höre lieber Peter mein guter Freund: Dar ist dein guter Freund auff Erden/ der hat mir gesagt/ ich möchte dir sagen/ daß du möchtest mir sagen/ daß er mir gesagt habe du möchtest für ihn bitten/ und sagen daß ich ihm helffe? Was wäre diß wohl ein immerwehrendes und überflüssiges sagen/ da man doch mit einem eintzigen sagen kan hinlangen und abgefertiget werden in der Göttlichen Audientz-Stuben?
XV. Es kan doch noch auff eine andre Manier den Heiligen unser Anliegen offenbahrt werden: Dann wann einer den H. Petrum oder irgend einen anderen Heiligen anrufft/ daß höret ja dessen Schutz-Engel/ und dieser schneller als der Blitz zwinget sich in einem Augen-Winck zum Himmel/ und sagt zum H. Peter: Höre Peter/ mein Schutz-Kind begehret / du sollest bey GOtt für ihn bitten.
Antwort. Es ist noch nicht bewiesen/ daß ein jeder Mensch seinen besonderen Schutz-Engel habe/ dem alle Gedancken und Bewegungen des Hertzens bekannt seyn: Zudem muß es auch bewiesen werden/ daß der Engel/ auff eine jede Gedancke oder Wort des Menschen/ wölle zum Himmel auff- und absteigen: Und wann nun der Schutz-Engel eben verreiset ist/ wer will dan das Gebet zum H. Peter überbringen? Ja wann ein Papist betet die Litaney von allen Heiligen/ wie wird alsdann der gute Schutz-Engel im Himmel herum galoppiren müssen / daß er allen Heiligen die Post und Botschafft überbringe/ und seine commission ablege? Seynd diß nicht artige Grillen und Possen der Papisten?
XVI. Sagt doch die Schrifft Luc. 20. v. 6. Daß die verstorbene Heiligen gleich seyn den Engelen: Nun wissen aber die Engel alles/ so werden auch die Heiligen alles wissen/ und folgens wird ihnen unser Gebet und Anliegen nicht unbekant und verborgen seyn.
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Zitationshilfe: | Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/468>, abgerufen am 31.07.2024. |