Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.des Hauptmanns/ und brachten die Bitte vor bloß in dessen Nahmen. Wiedrum hatten die Gesandten und Unterhandler des Hauptmanns von ihm mündlichen und gründlichen Unterricht dessen/ was sie zu verrichten hatten: Ob aber die Heiligen einen solchen gründlichen Bescheid haben von unserem Anliegen/ darvon seynd wir nicht vergewissert. Und endlich auch hatte Christus dazumahl seine Hold- und Freundselichkeit noch nicht also offenbahret/ noch befohlen mit Vertrauen zu ihm zu treten: Welcher freyer Zutritt auch einem jeden möglich ist/ weilen er nur bestehet in einer vertraulichen und gläubigen Zuversicht. Bleibt also war der Spruch des Heil. Ambrosii in epist. pauli ad Rom. GOtt zu versöhnen/ hat man keinen Unterhandler nöhtig. XI. Job. 5. v. 1. steht: Nenne mir einen/ was gilts/ ob du einen findest/ und siehe dich um irgend nach einen Heiligen: Derowegen so soll man sich um die Heiligen umsehen und selbige anruffen. Antwort. Was mögen doch die Papisten den armen Hiob zu den Heiligen verweisen/ da sie doch selbst sprechen/ man habe zu Hiobs Zeiten noch die Heiligen nicht angeruffen? Im übrigen so verweisen des Hiobs Freunde den lieben Hiob auff die Exempel/ nicht aber auff die Fürbitt der Heiligen/ und ermahnen ihn/ er solle sich doch nur umsehen und erinnern / ob auch GOtt seine Heiligen pflege also zu plagen/ wie ihn: und gehen sie darmit um / es müsse gewißlich Hiob eine sonderbahre grobe Sünde begangen haben/ weil ihn GOtt also hart heimsuche: Dann wann er unschuldig wäre/ so würde ja GOttes Hand nicht so hefftig wieder ihn verfahren. Wie füget sich das auff die päbstische Anruffung der Heiligen? XII. Job. 33. v. 23. stehet: So ein Engel einer aus tausend für ihn redet/ auff daß er verkündige dem Menschen/ wie er solle recht thun/ so wird er ihm gnädig seyn. Derowegen kan man die Engel und Heiligen zu Fürbittern ersuchen. Antwort. Wann der Text recht solle verdolmetschet werden/ lautet er also: So ein Engel / einer aus Tausend/ mit ihm redet/ zu verkündigen wie er solle recht thun/ so wird er ihm gnädig seyn. Das ist so viel gesagt: Wann einer/ der um seiner Missethat willen von GOtt dem HErrn gestrafft wird/ einen so weisen Engel hätte/ welcher ihn vermahnte/ wie er sein Leben bessern solte/ so würde er wohl Gnade erlangen können. Wie reymet sich dis abermahl zu unserm Vorhaben? XIII. Werden doch die Fürbirt in der Kirchen befohlen und gut geheissen. I. Tim. 2. Jacob. 5. Also begehrt S. Paulus selbst daß die Christen für ihn bitten sollen Rom. 15. Colos. 4. So begehrten auch die Israeliten vom Samuel, daß er für sie beten solte I. Reg. 7. v. 8 So hat auch Abraham für den Abimelech gebeten. Gen. 20. Ja GOtt selbst befiehlt den Freunden Jobs daß sie den Job für sich sollen bitten lassen. Job. 42. v. 8. Daraus folget ja/ daß die Heiligen für uns bitten: so ist es ja auch billig/ daß wir sie um solche Fürbitt ersuchen und anruffen. Antwort. Freylich mag ein jeder in seinem Creutz und Anliegen/ Frommer Christen/ die seine Noht hören und erfahren können/ Gebet ersuchen/ weil das Gebet des Gerechten viel vermag/ damit also durch vieler Leut Anhalten das Gebet desto kräfftigern Nachtruck gewinne. Und lernen wir dis ja aus dem H. Vater Unser/ da wir täglich alle für ein ander zu GOtt ruffen. Ist es demnach löblich/ um das Gebet anhalten bey einem solchen/ dem seine Noht und Anliegen bekand ist: Drum dann auch der annoch auff Erden wanderen- des Hauptmanns/ und brachten die Bitte vor bloß in dessen Nahmen. Wiedrum hatten die Gesandten und Unterhandler des Hauptmanns von ihm mündlichen und gründlichen Unterricht dessen/ was sie zu verrichten hatten: Ob aber die Heiligen einen solchen gründlichen Bescheid haben von unserem Anliegen/ darvon seynd wir nicht vergewissert. Und endlich auch hatte Christus dazumahl seine Hold- und Freundselichkeit noch nicht also offenbahret/ noch befohlen mit Vertrauen zu ihm zu treten: Welcher freyer Zutritt auch einem jeden möglich ist/ weilen er nur bestehet in einer vertraulichen und gläubigen Zuversicht. Bleibt also war der Spruch des Heil. Ambrosii in epist. pauli ad Rom. GOtt zu versöhnen/ hat man keinen Unterhandler nöhtig. XI. Job. 5. v. 1. steht: Nenne mir einen/ was gilts/ ob du einen findest/ und siehe dich um irgend nach einen Heiligen: Derowegen so soll man sich um die Heiligen umsehen und selbige anruffen. Antwort. Was mögen doch die Papisten den armen Hiob zu den Heiligen verweisen/ da sie doch selbst sprechen/ man habe zu Hiobs Zeiten noch die Heiligen nicht angeruffen? Im übrigen so verweisen des Hiobs Freunde den lieben Hiob auff die Exempel/ nicht aber auff die Fürbitt der Heiligen/ und ermahnen ihn/ er solle sich doch nur umsehen und erinnern / ob auch GOtt seine Heiligen pflege also zu plagen/ wie ihn: und gehen sie darmit um / es müsse gewißlich Hiob eine sonderbahre grobe Sünde begangen haben/ weil ihn GOtt also hart heimsuche: Dann wann er unschuldig wäre/ so würde ja GOttes Hand nicht so hefftig wieder ihn verfahren. Wie füget sich das auff die päbstische Anruffung der Heiligen? XII. Job. 33. v. 23. stehet: So ein Engel einer aus tausend für ihn redet/ auff daß er verkündige dem Menschen/ wie er solle recht thun/ so wird er ihm gnädig seyn. Derowegen kan man die Engel und Heiligen zu Fürbittern ersuchen. Antwort. Wann der Text recht solle verdolmetschet werden/ lautet er also: So ein Engel / einer aus Tausend/ mit ihm redet/ zu verkündigen wie er solle recht thun/ so wird er ihm gnädig seyn. Das ist so viel gesagt: Wann einer/ der um seiner Missethat willen von GOtt dem HErrn gestrafft wird/ einen so weisen Engel hätte/ welcher ihn vermahnte/ wie er sein Leben bessern solte/ so würde er wohl Gnade erlangen können. Wie reymet sich dis abermahl zu unserm Vorhaben? XIII. Werden doch die Fürbirt in der Kirchen befohlen und gut geheissen. I. Tim. 2. Jacob. 5. Also begehrt S. Paulus selbst daß die Christen für ihn bitten sollen Rom. 15. Colos. 4. So begehrten auch die Israëliten vom Samuel, daß er für sie beten solte I. Reg. 7. v. 8 So hat auch Abraham für den Abimelech gebeten. Gen. 20. Ja GOtt selbst befiehlt den Freunden Jobs daß sie den Job für sich sollen bitten lassen. Job. 42. v. 8. Daraus folget ja/ daß die Heiligen für uns bitten: so ist es ja auch billig/ daß wir sie um solche Fürbitt ersuchen und anruffen. Antwort. Freylich mag ein jeder in seinem Creutz und Anliegen/ Frommer Christen/ die seine Noht hören und erfahren können/ Gebet ersuchen/ weil das Gebet des Gerechten viel vermag/ damit also durch vieler Leut Anhalten das Gebet desto kräfftigern Nachtruck gewinne. Und lernen wir dis ja aus dem H. Vater Unser/ da wir täglich alle für ein ander zu GOtt ruffen. Ist es demnach löblich/ um das Gebet anhalten bey einem solchen/ dem seine Noht und Anliegen bekand ist: Drum dann auch der annoch auff Erden wanderen- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0467" n="167"/> des Hauptmanns/ und brachten die Bitte vor bloß in dessen Nahmen. Wiedrum hatten die Gesandten und Unterhandler des Hauptmanns von ihm mündlichen und gründlichen Unterricht dessen/ was sie zu verrichten hatten: Ob aber die Heiligen einen solchen gründlichen Bescheid haben von unserem Anliegen/ darvon seynd wir nicht vergewissert. Und endlich auch hatte Christus dazumahl seine Hold- und Freundselichkeit noch nicht also offenbahret/ noch befohlen mit Vertrauen zu ihm zu treten: Welcher freyer Zutritt auch einem jeden möglich ist/ weilen er nur bestehet in einer vertraulichen und gläubigen Zuversicht. Bleibt also war der Spruch des Heil. Ambrosii in epist. pauli ad Rom. GOtt zu versöhnen/ hat man keinen Unterhandler nöhtig.</p> <p>XI. Job. 5. v. 1. steht: Nenne mir einen/ was gilts/ ob du einen findest/ und siehe dich um irgend nach einen Heiligen: Derowegen so soll man sich um die Heiligen umsehen und selbige anruffen.</p> <p>Antwort. Was mögen doch die Papisten den armen Hiob zu den Heiligen verweisen/ da sie doch selbst sprechen/ man habe zu Hiobs Zeiten noch die Heiligen nicht angeruffen? Im übrigen so verweisen des Hiobs Freunde den lieben Hiob auff die Exempel/ nicht aber auff die Fürbitt der Heiligen/ und ermahnen ihn/ er solle sich doch nur umsehen und erinnern / ob auch GOtt seine Heiligen pflege also zu plagen/ wie ihn: und gehen sie darmit um / es müsse gewißlich Hiob eine sonderbahre grobe Sünde begangen haben/ weil ihn GOtt also hart heimsuche: Dann wann er unschuldig wäre/ so würde ja GOttes Hand nicht so hefftig wieder ihn verfahren. Wie füget sich das auff die päbstische Anruffung der Heiligen?</p> <p>XII. Job. 33. v. 23. stehet: So ein Engel einer aus tausend für ihn redet/ auff daß er verkündige dem Menschen/ wie er solle recht thun/ so wird er ihm gnädig seyn. Derowegen kan man die Engel und Heiligen zu Fürbittern ersuchen.</p> <p>Antwort. Wann der Text recht solle verdolmetschet werden/ lautet er also: So ein Engel / einer aus Tausend/ mit ihm redet/ zu verkündigen wie er solle recht thun/ so wird er ihm gnädig seyn. Das ist so viel gesagt: Wann einer/ der um seiner Missethat willen von GOtt dem HErrn gestrafft wird/ einen so weisen Engel hätte/ welcher ihn vermahnte/ wie er sein Leben bessern solte/ so würde er wohl Gnade erlangen können. Wie reymet sich dis abermahl zu unserm Vorhaben?</p> <p>XIII. Werden doch die Fürbirt in der Kirchen befohlen und gut geheissen. I. Tim. 2. Jacob. 5. Also begehrt S. Paulus selbst daß die Christen für ihn bitten sollen Rom. 15. Colos. 4. So begehrten auch die Israëliten vom Samuel, daß er für sie beten solte I. Reg. 7. v. 8 So hat auch Abraham für den Abimelech gebeten. Gen. 20. Ja GOtt selbst befiehlt den Freunden Jobs daß sie den Job für sich sollen bitten lassen. Job. 42. v. 8. Daraus folget ja/ daß die Heiligen für uns bitten: so ist es ja auch billig/ daß wir sie um solche Fürbitt ersuchen und anruffen.</p> <p>Antwort. Freylich mag ein jeder in seinem Creutz und Anliegen/ Frommer Christen/ die seine Noht hören und erfahren können/ Gebet ersuchen/ weil das Gebet des Gerechten viel vermag/ damit also durch vieler Leut Anhalten das Gebet desto kräfftigern Nachtruck gewinne. Und lernen wir dis ja aus dem H. Vater Unser/ da wir täglich alle für ein ander zu GOtt ruffen. Ist es demnach löblich/ um das Gebet anhalten bey einem solchen/ dem seine Noht und Anliegen bekand ist: Drum dann auch der annoch auff Erden wanderen- </p> </div> </body> </text> </TEI> [167/0467]
des Hauptmanns/ und brachten die Bitte vor bloß in dessen Nahmen. Wiedrum hatten die Gesandten und Unterhandler des Hauptmanns von ihm mündlichen und gründlichen Unterricht dessen/ was sie zu verrichten hatten: Ob aber die Heiligen einen solchen gründlichen Bescheid haben von unserem Anliegen/ darvon seynd wir nicht vergewissert. Und endlich auch hatte Christus dazumahl seine Hold- und Freundselichkeit noch nicht also offenbahret/ noch befohlen mit Vertrauen zu ihm zu treten: Welcher freyer Zutritt auch einem jeden möglich ist/ weilen er nur bestehet in einer vertraulichen und gläubigen Zuversicht. Bleibt also war der Spruch des Heil. Ambrosii in epist. pauli ad Rom. GOtt zu versöhnen/ hat man keinen Unterhandler nöhtig.
XI. Job. 5. v. 1. steht: Nenne mir einen/ was gilts/ ob du einen findest/ und siehe dich um irgend nach einen Heiligen: Derowegen so soll man sich um die Heiligen umsehen und selbige anruffen.
Antwort. Was mögen doch die Papisten den armen Hiob zu den Heiligen verweisen/ da sie doch selbst sprechen/ man habe zu Hiobs Zeiten noch die Heiligen nicht angeruffen? Im übrigen so verweisen des Hiobs Freunde den lieben Hiob auff die Exempel/ nicht aber auff die Fürbitt der Heiligen/ und ermahnen ihn/ er solle sich doch nur umsehen und erinnern / ob auch GOtt seine Heiligen pflege also zu plagen/ wie ihn: und gehen sie darmit um / es müsse gewißlich Hiob eine sonderbahre grobe Sünde begangen haben/ weil ihn GOtt also hart heimsuche: Dann wann er unschuldig wäre/ so würde ja GOttes Hand nicht so hefftig wieder ihn verfahren. Wie füget sich das auff die päbstische Anruffung der Heiligen?
XII. Job. 33. v. 23. stehet: So ein Engel einer aus tausend für ihn redet/ auff daß er verkündige dem Menschen/ wie er solle recht thun/ so wird er ihm gnädig seyn. Derowegen kan man die Engel und Heiligen zu Fürbittern ersuchen.
Antwort. Wann der Text recht solle verdolmetschet werden/ lautet er also: So ein Engel / einer aus Tausend/ mit ihm redet/ zu verkündigen wie er solle recht thun/ so wird er ihm gnädig seyn. Das ist so viel gesagt: Wann einer/ der um seiner Missethat willen von GOtt dem HErrn gestrafft wird/ einen so weisen Engel hätte/ welcher ihn vermahnte/ wie er sein Leben bessern solte/ so würde er wohl Gnade erlangen können. Wie reymet sich dis abermahl zu unserm Vorhaben?
XIII. Werden doch die Fürbirt in der Kirchen befohlen und gut geheissen. I. Tim. 2. Jacob. 5. Also begehrt S. Paulus selbst daß die Christen für ihn bitten sollen Rom. 15. Colos. 4. So begehrten auch die Israëliten vom Samuel, daß er für sie beten solte I. Reg. 7. v. 8 So hat auch Abraham für den Abimelech gebeten. Gen. 20. Ja GOtt selbst befiehlt den Freunden Jobs daß sie den Job für sich sollen bitten lassen. Job. 42. v. 8. Daraus folget ja/ daß die Heiligen für uns bitten: so ist es ja auch billig/ daß wir sie um solche Fürbitt ersuchen und anruffen.
Antwort. Freylich mag ein jeder in seinem Creutz und Anliegen/ Frommer Christen/ die seine Noht hören und erfahren können/ Gebet ersuchen/ weil das Gebet des Gerechten viel vermag/ damit also durch vieler Leut Anhalten das Gebet desto kräfftigern Nachtruck gewinne. Und lernen wir dis ja aus dem H. Vater Unser/ da wir täglich alle für ein ander zu GOtt ruffen. Ist es demnach löblich/ um das Gebet anhalten bey einem solchen/ dem seine Noht und Anliegen bekand ist: Drum dann auch der annoch auff Erden wanderen-
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Zitationshilfe: | Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/467>, abgerufen am 08.07.2024. |