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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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ches besser und füglicher verrichten/ als die liebe verstorbene Heiligen? Ey warum solte man sie dann darum nicht anruffen und ersuchen?

Antwort. Eine abentheurische Gleichnüß ist diese. Ist dann GOtt wie ein Mensch/ daß er mit frembden Augen sehen/ und mit frembden Ohren hören müsse? oder ist er so unleutselig / daß er den Bedürfftigen zu seiner audience, den Weg abschneide oder versperre? Warum rufft er uns dann so offt zu/ und erbietet sich so gutwillig/ wir sollen ihn in der Noht anruffen/ er wolle uns erhören? Ps. 50. Warum spricht Christus männiglichem zum freundlichsten zu/ die nur immer mühselig/ und mit Sünden und böser Bürde beladen seyn / kommt her zu mir/ ich will euch erqvicken. Matth. II.? Warum solte dann einer auff so gnädigs Erbieten so unbedachtsam und närrisch seyn/ daß er bey den verstorbenen Heiligen einen unnöhtigen und vergeblichen Umschweiff suchen/ und das hohe Erbieten GOttes aus der acht schlagen wolte?

II. Es ist aber ein Anzeichen einer Christlichen Demuth/ wann sich einer zu unwürdig erkennet/ daß er selbst für GOtt treten möge/ und derowegen um eine Mittel-Person sich umsiehet und bewerbet.

Antwort. Eine heuchlerische und übelgegründete Demuth gefällt GOtt nicht. Die wahre Demuht besteht darinnen/ daß wir sowohl uns selbst/ als auch alle Verdienst und Vorbitt der Heiligen über einen Hauffen viel zu gering darzu achten sollen/ GOttes Barmhertzigkeit dadurch erlangen zu können: Sondern wir müssen dieselbige einig und allein in dem Verdienst Christi suchen: und dieses ist die wahrhafftige Demuth/ die uns zu GOtt führet/ und das Vermögen hat GOttes Gnade zu uns zu wenden.

III. Christus spricht: Wer überwindet/ dem will ich geben mit mir auff meinem Stuel zu sitzen. Apoc. 3. v. 21. item Wer mir dienen wird/ dem wird mein Vater ehren/ Joh. 12. v. 26. Und David spricht: Ps. 138. v. 17. GOtt deine Freunde seynd sehr ehrenwürdig worden. So spricht auch GOtt I. Reg. 2. v. 30. Wer mich ehret/ den will ich auch ehren/ welche aber mich verachten/ die werden auch unachtbar werden. So seynd dann nun die Heiligen treue Diener GOttes/ und von GOtt selbsten geehrte Freunde: Und aber ist gewiß/ daß / wer eines Fürsten Freund in Ehren hält/ derselbige dem Fürsten einen grossen Gefallen daran leiste: Warum solten wir dann auch nicht GOtt einen grossen Gefallen daran thun / daß wir die liebe Heiligen/ als seine liebe Freunde in allen Ehren halten.

Antwort. GOtt ehret doch seine Heiligen nicht mit einer vertraulichen und gläubigen Zuversicht zu ihnen: Und das will er auch nicht von uns gethan haben. Im übrigen kommet ihr allezeit auffgezogen mit Gleichnüssen zwischen GOtt und den Menschen/ welche doch die Sach/ wegen ihrer gar zu grossen Ungleichheit/ nicht können ausmachen. Dannoch wir gestehen ja gar willig/ daß man die Heiligen solle in Ehren halten/ und erzeigen wir ihnen ihre gebührende Ehr/ nicht zwar daß wir sie anruffen: Dann solche Ehr gebühret ihnen nicht/ sondern allein GOtt ist sie zuständig: Es ist ihnen auch nichts damit gedienet: sie selbsten haben auch keinen Wohlgefallen daran: sondern also/ und darmit ehren wir sie/ daß wir ihre Tugenden/ mit welchen sie für andern von GOtt seyn begabt gewesen/ an ihnen preisen/ nach ihren Christlich geführten Wandel/ und beständiger Gottsforcht unser Leben anstellen/ auch andere Leut zu dergleichen Tugenden und Christlichem Wandel mit ihrem Exempel ermahnen. Dieses ist die höchste und beste/ ihnen auch die wohlgefälligste Ehr/ so wir den Heiligen erzeigen können.

ches besser und füglicher verrichten/ als die liebe verstorbene Heiligen? Ey warum solte man sie dann darum nicht anruffen und ersuchen?

Antwort. Eine abentheurische Gleichnüß ist diese. Ist dann GOtt wie ein Mensch/ daß er mit frembden Augen sehen/ und mit frembden Ohren hören müsse? oder ist er so unleutselig / daß er den Bedürfftigen zu seiner audience, den Weg abschneide oder versperre? Warum rufft er uns dann so offt zu/ und erbietet sich so gutwillig/ wir sollen ihn in der Noht anruffen/ er wolle uns erhören? Ps. 50. Warum spricht Christus männiglichem zum freundlichsten zu/ die nur immer mühselig/ und mit Sünden und böser Bürde beladen seyn / kommt her zu mir/ ich will euch erqvicken. Matth. II.? Warum solte dann einer auff so gnädigs Erbieten so unbedachtsam und närrisch seyn/ daß er bey den verstorbenen Heiligen einen unnöhtigen und vergeblichen Umschweiff suchen/ und das hohe Erbieten GOttes aus der acht schlagen wolte?

II. Es ist aber ein Anzeichen einer Christlichen Demuth/ wann sich einer zu unwürdig erkennet/ daß er selbst für GOtt treten möge/ und derowegen um eine Mittel-Person sich umsiehet und bewerbet.

Antwort. Eine heuchlerische und übelgegründete Demuth gefällt GOtt nicht. Die wahre Demuht besteht darinnen/ daß wir sowohl uns selbst/ als auch alle Verdienst und Vorbitt der Heiligen über einen Hauffen viel zu gering darzu achten sollen/ GOttes Barmhertzigkeit dadurch erlangen zu können: Sondern wir müssen dieselbige einig und allein in dem Verdienst Christi suchen: und dieses ist die wahrhafftige Demuth/ die uns zu GOtt führet/ und das Vermögen hat GOttes Gnade zu uns zu wenden.

III. Christus spricht: Wer überwindet/ dem will ich geben mit mir auff meinem Stuel zu sitzen. Apoc. 3. v. 21. item Wer mir dienen wird/ dem wird mein Vater ehren/ Joh. 12. v. 26. Und David spricht: Ps. 138. v. 17. GOtt deine Freunde seynd sehr ehrenwürdig worden. So spricht auch GOtt I. Reg. 2. v. 30. Wer mich ehret/ den will ich auch ehren/ welche aber mich verachten/ die werden auch unachtbar werden. So seynd dann nun die Heiligen treue Diener GOttes/ und von GOtt selbsten geehrte Freunde: Und aber ist gewiß/ daß / wer eines Fürsten Freund in Ehren hält/ derselbige dem Fürsten einen grossen Gefallen daran leiste: Warum solten wir dann auch nicht GOtt einen grossen Gefallen daran thun / daß wir die liebe Heiligen/ als seine liebe Freunde in allen Ehren halten.

Antwort. GOtt ehret doch seine Heiligen nicht mit einer vertraulichen und gläubigen Zuversicht zu ihnen: Und das will er auch nicht von uns gethan haben. Im übrigen kommet ihr allezeit auffgezogen mit Gleichnüssen zwischen GOtt und den Menschen/ welche doch die Sach/ wegen ihrer gar zu grossen Ungleichheit/ nicht können ausmachen. Dannoch wir gestehen ja gar willig/ daß man die Heiligen solle in Ehren halten/ und erzeigen wir ihnen ihre gebührende Ehr/ nicht zwar daß wir sie anruffen: Dann solche Ehr gebühret ihnen nicht/ sondern allein GOtt ist sie zuständig: Es ist ihnen auch nichts damit gedienet: sie selbsten haben auch keinen Wohlgefallen daran: sondern also/ und darmit ehren wir sie/ daß wir ihre Tugenden/ mit welchen sie für andern von GOtt seyn begabt gewesen/ an ihnen preisen/ nach ihren Christlich geführten Wandel/ und beständiger Gottsforcht unser Leben anstellen/ auch andere Leut zu dergleichen Tugenden und Christlichem Wandel mit ihrem Exempel ermahnen. Dieses ist die höchste und beste/ ihnen auch die wohlgefälligste Ehr/ so wir den Heiligen erzeigen können.

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        <p>Antwort. Eine abentheurische Gleichnüß ist diese. Ist dann GOtt wie ein Mensch/ daß er            mit frembden Augen sehen/ und mit frembden Ohren hören müsse? oder ist er so unleutselig           / daß er den Bedürfftigen zu seiner audience, den Weg abschneide oder versperre? Warum            rufft er uns dann so offt zu/ und erbietet sich so gutwillig/ wir sollen ihn in der Noht            anruffen/ er wolle uns erhören? Ps. 50. Warum spricht Christus männiglichem zum            freundlichsten zu/ die nur immer mühselig/ und mit Sünden und böser Bürde beladen seyn /            kommt her zu mir/ ich will euch erqvicken. Matth. II.? Warum solte dann einer auff so            gnädigs Erbieten so unbedachtsam und närrisch seyn/ daß er bey den verstorbenen Heiligen            einen unnöhtigen und vergeblichen Umschweiff suchen/ und das hohe Erbieten GOttes aus der            acht schlagen wolte?</p>
        <p>II. Es ist aber ein Anzeichen einer Christlichen Demuth/ wann sich einer zu unwürdig            erkennet/ daß er selbst für GOtt treten möge/ und derowegen um eine Mittel-Person sich            umsiehet und bewerbet.</p>
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        <p>Antwort. GOtt ehret doch seine Heiligen nicht mit einer vertraulichen und gläubigen            Zuversicht zu ihnen: Und das will er auch nicht von uns gethan haben. Im übrigen kommet            ihr allezeit auffgezogen mit Gleichnüssen zwischen GOtt und den Menschen/ welche doch die            Sach/ wegen ihrer gar zu grossen Ungleichheit/ nicht können ausmachen. Dannoch wir            gestehen ja gar willig/ daß man die Heiligen solle in Ehren halten/ und erzeigen wir            ihnen ihre gebührende Ehr/ nicht zwar daß wir sie anruffen: Dann solche Ehr gebühret            ihnen nicht/ sondern allein GOtt ist sie zuständig: Es ist ihnen auch nichts damit            gedienet: sie selbsten haben auch keinen Wohlgefallen daran: sondern also/ und darmit            ehren wir sie/ daß wir ihre Tugenden/ mit welchen sie für andern von GOtt seyn begabt            gewesen/ an ihnen preisen/ nach ihren Christlich geführten Wandel/ und beständiger            Gottsforcht unser Leben anstellen/ auch andere Leut zu dergleichen Tugenden und            Christlichem Wandel mit ihrem Exempel ermahnen. Dieses ist die höchste und beste/ ihnen            auch die wohlgefälligste Ehr/ so wir den Heiligen erzeigen können.</p>
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[164/0464] ches besser und füglicher verrichten/ als die liebe verstorbene Heiligen? Ey warum solte man sie dann darum nicht anruffen und ersuchen? Antwort. Eine abentheurische Gleichnüß ist diese. Ist dann GOtt wie ein Mensch/ daß er mit frembden Augen sehen/ und mit frembden Ohren hören müsse? oder ist er so unleutselig / daß er den Bedürfftigen zu seiner audience, den Weg abschneide oder versperre? Warum rufft er uns dann so offt zu/ und erbietet sich so gutwillig/ wir sollen ihn in der Noht anruffen/ er wolle uns erhören? Ps. 50. Warum spricht Christus männiglichem zum freundlichsten zu/ die nur immer mühselig/ und mit Sünden und böser Bürde beladen seyn / kommt her zu mir/ ich will euch erqvicken. Matth. II.? Warum solte dann einer auff so gnädigs Erbieten so unbedachtsam und närrisch seyn/ daß er bey den verstorbenen Heiligen einen unnöhtigen und vergeblichen Umschweiff suchen/ und das hohe Erbieten GOttes aus der acht schlagen wolte? II. Es ist aber ein Anzeichen einer Christlichen Demuth/ wann sich einer zu unwürdig erkennet/ daß er selbst für GOtt treten möge/ und derowegen um eine Mittel-Person sich umsiehet und bewerbet. Antwort. Eine heuchlerische und übelgegründete Demuth gefällt GOtt nicht. Die wahre Demuht besteht darinnen/ daß wir sowohl uns selbst/ als auch alle Verdienst und Vorbitt der Heiligen über einen Hauffen viel zu gering darzu achten sollen/ GOttes Barmhertzigkeit dadurch erlangen zu können: Sondern wir müssen dieselbige einig und allein in dem Verdienst Christi suchen: und dieses ist die wahrhafftige Demuth/ die uns zu GOtt führet/ und das Vermögen hat GOttes Gnade zu uns zu wenden. III. Christus spricht: Wer überwindet/ dem will ich geben mit mir auff meinem Stuel zu sitzen. Apoc. 3. v. 21. item Wer mir dienen wird/ dem wird mein Vater ehren/ Joh. 12. v. 26. Und David spricht: Ps. 138. v. 17. GOtt deine Freunde seynd sehr ehrenwürdig worden. So spricht auch GOtt I. Reg. 2. v. 30. Wer mich ehret/ den will ich auch ehren/ welche aber mich verachten/ die werden auch unachtbar werden. So seynd dann nun die Heiligen treue Diener GOttes/ und von GOtt selbsten geehrte Freunde: Und aber ist gewiß/ daß / wer eines Fürsten Freund in Ehren hält/ derselbige dem Fürsten einen grossen Gefallen daran leiste: Warum solten wir dann auch nicht GOtt einen grossen Gefallen daran thun / daß wir die liebe Heiligen/ als seine liebe Freunde in allen Ehren halten. Antwort. GOtt ehret doch seine Heiligen nicht mit einer vertraulichen und gläubigen Zuversicht zu ihnen: Und das will er auch nicht von uns gethan haben. Im übrigen kommet ihr allezeit auffgezogen mit Gleichnüssen zwischen GOtt und den Menschen/ welche doch die Sach/ wegen ihrer gar zu grossen Ungleichheit/ nicht können ausmachen. Dannoch wir gestehen ja gar willig/ daß man die Heiligen solle in Ehren halten/ und erzeigen wir ihnen ihre gebührende Ehr/ nicht zwar daß wir sie anruffen: Dann solche Ehr gebühret ihnen nicht/ sondern allein GOtt ist sie zuständig: Es ist ihnen auch nichts damit gedienet: sie selbsten haben auch keinen Wohlgefallen daran: sondern also/ und darmit ehren wir sie/ daß wir ihre Tugenden/ mit welchen sie für andern von GOtt seyn begabt gewesen/ an ihnen preisen/ nach ihren Christlich geführten Wandel/ und beständiger Gottsforcht unser Leben anstellen/ auch andere Leut zu dergleichen Tugenden und Christlichem Wandel mit ihrem Exempel ermahnen. Dieses ist die höchste und beste/ ihnen auch die wohlgefälligste Ehr/ so wir den Heiligen erzeigen können.

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/464>, abgerufen am 22.11.2024.