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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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IV. Wir seynd aber viel zu unwürdig darzu/ daß wir selbst für Christum treten solten: Dann er ist ein gewaltiger HErr/ dessen Herrschafft unendlich: Wir aber seyn arme sündige Menschen: Warum solte es dann unrecht seyn/ daß wir unsre Sachen bey ihm durch Mittel-Personen/ nemlich durch die liebe Heiligen fürtragen liessen?

Antwort. Es ist eine schlechte Demuth die GOTTes Leutseligkeit verdunckelt/ wie alhier geschicht: Dann Christus erbietet sich so gutwillig/ daß er unser Anliegen von uns selbst vernehmen und anhören wolle/ da er uns zu sich rufft Matt. II. Ja wann wir auff solch sein hohes Erbieten uns doch seiner eussern/ und zu ihm/ als den Gnaden-Thron/ nicht hinzutreten/ so wirds von ihmauff genommen/ als ein schändliches Mißtrauen an seiner Barmhertzigkeit.

V. Jacob sprach: Gen. 48. v. 16. Da er die Söhne des Josephs Ephraim und Manasse segnete: Der Engel segne diese Knaben/ daß mein Nahme über sie angeruffen werde/ ergo so kan man die Heiligen anrufen.

Antwort. Was gebraucht ihr doch Zeugnüssen aus dem alten Testament/ da ihr doch selbsten mit Eccio in Enchirid. gestehet/ die Heiligen im alten Testament seyn nicht angeruffen worden/ aus der Ursach/ dieweil sie (eurer irrigen Meinung nach) damahls noch immerdar in der Vor-Hölle verhafftet lagen? Im übrigen: so heisset im obangezogenen Text/ die Anruffung des Nahmens nichts anders/ als eine Vermehrung des Stammens durch eine fruchtbahre Ehe. In welchem Verstand dann auch diese Art zu reden gebraucht wird Esa. 4. v. I. Sieben Weiber werden einen Mann angreiffen/ und sprechen: Laß deinen Nahmen über uns angeruffen werden/ invocetur nomen tuum supernos, das ist: Laß uns/ als deine Weiber / nach deinem Nahmen heissen: Wie dann die Gespons des Salomons im Hohen-Lied von ihm den Nahmen führet/ Die Sulamitin. Wie reimet sich diß auff die Päbstische Anruffung der Heiligen?

VI. GOtt spricht Jerem. 15. v. I. und Ezech. 14. v. 14. Wann schon Moyses und Samuel für mich stünden/ und beteten/ so habe ich doch kein Hertz zu diesem Volck/ und wann auch Noe/ Daniel und Job noch unter dem Volck Israel wären/ so solten sie doch nur ihre eigne Seel erretten. ergo So können die Heiligen für das Volck bitten/ und sie darum angeruffen werden.

Antwort. GOtt spricht: Wann sie schon vor ihm stünden/ und beteten: Daraus folget ja / daß sie damahls für das Volck nicht gebeten haben/ und um so viel desto weniger hat man Ursach sie anzuruffen/ daß auch GOtt saget/ er wolte doch ihr Gebet für das Volck nicht erhören.

VII. Haben doch die Väter im alten Testament die Verdienst der lieben heiligen Alt-Väter angezogen/ und GOtt gebeten/ daß er um derselbigen Willen ihnen wolle gnädig seyn: Wie dann nahmhafftig gethan hat Jacob Gen. 32. Moyses Exod. 32. Gedencke an deine Diener Abraham Isaac und Israel sc. Daraus folget ja/ daß die Heiligen bey GOtt etwas verdienen können/ und demnach sollen angeruffen werden.

Antwort. Die gläubige Väter im alten Testament haben sich niemahls auff der Heiligen Alt-Väter Verdienst beruffen/ noch GOtt darauff erinnert: Sondern sie haben ihn erinnert auff den Bund/ welchen GOtt mit den Patriarchen und ihren Nachkommen/ aus lauter Gnad und Barmhertzigkeit/ gemacht hatte/ und haben also GOtt gebeten/ er wolle in Ansehung desselbigen seine Gnad nicht von ihnen wenden.

IV. Wir seynd aber viel zu unwürdig darzu/ daß wir selbst für Christum treten solten: Dann er ist ein gewaltiger HErr/ dessen Herrschafft unendlich: Wir aber seyn arme sündige Menschen: Warum solte es dann unrecht seyn/ daß wir unsre Sachen bey ihm durch Mittel-Personen/ nemlich durch die liebe Heiligen fürtragen liessen?

Antwort. Es ist eine schlechte Demuth die GOTTes Leutseligkeit verdunckelt/ wie alhier geschicht: Dann Christus erbietet sich so gutwillig/ daß er unser Anliegen von uns selbst vernehmen und anhören wolle/ da er uns zu sich rufft Matt. II. Ja wann wir auff solch sein hohes Erbieten uns doch seiner eussern/ und zu ihm/ als den Gnaden-Thron/ nicht hinzutreten/ so wirds von ihmauff genommen/ als ein schändliches Mißtrauen an seiner Barmhertzigkeit.

V. Jacob sprach: Gen. 48. v. 16. Da er die Söhne des Josephs Ephraim und Manasse segnete: Der Engel segne diese Knaben/ daß mein Nahme über sie angeruffen werde/ ergo so kan man die Heiligen anrufen.

Antwort. Was gebraucht ihr doch Zeugnüssen aus dem alten Testament/ da ihr doch selbsten mit Eccio in Enchirid. gestehet/ die Heiligen im alten Testament seyn nicht angeruffen worden/ aus der Ursach/ dieweil sie (eurer irrigen Meinung nach) damahls noch immerdar in der Vor-Hölle verhafftet lagen? Im übrigen: so heisset im obangezogenen Text/ die Anruffung des Nahmens nichts anders/ als eine Vermehrung des Stammens durch eine fruchtbahre Ehe. In welchem Verstand dann auch diese Art zu reden gebraucht wird Esa. 4. v. I. Sieben Weiber werden einen Mann angreiffen/ und sprechen: Laß deinen Nahmen über uns angeruffen werden/ invocetur nomen tuum supernos, das ist: Laß uns/ als deine Weiber / nach deinem Nahmen heissen: Wie dann die Gespons des Salomons im Hohen-Lied von ihm den Nahmen führet/ Die Sulamitin. Wie reimet sich diß auff die Päbstische Anruffung der Heiligen?

VI. GOtt spricht Jerem. 15. v. I. und Ezech. 14. v. 14. Wann schon Moyses und Samuel für mich stünden/ und beteten/ so habe ich doch kein Hertz zu diesem Volck/ und wann auch Noe/ Daniel und Job noch unter dem Volck Israel wären/ so solten sie doch nur ihre eigne Seel erretten. ergo So können die Heiligen für das Volck bitten/ und sie darum angeruffen werden.

Antwort. GOtt spricht: Wann sie schon vor ihm stünden/ und beteten: Daraus folget ja / daß sie damahls für das Volck nicht gebeten haben/ und um so viel desto weniger hat man Ursach sie anzuruffen/ daß auch GOtt saget/ er wolte doch ihr Gebet für das Volck nicht erhören.

VII. Haben doch die Väter im alten Testament die Verdienst der lieben heiligen Alt-Väter angezogen/ und GOtt gebeten/ daß er um derselbigen Willen ihnen wolle gnädig seyn: Wie dann nahmhafftig gethan hat Jacob Gen. 32. Moyses Exod. 32. Gedencke an deine Diener Abraham Isaac und Israel sc. Daraus folget ja/ daß die Heiligen bey GOtt etwas verdienen können/ und demnach sollen angeruffen werden.

Antwort. Die gläubige Väter im alten Testament haben sich niemahls auff der Heiligen Alt-Väter Verdienst beruffen/ noch GOtt darauff erinnert: Sondern sie haben ihn erinnert auff den Bund/ welchen GOtt mit den Patriarchen und ihren Nachkommen/ aus lauter Gnad und Barmhertzigkeit/ gemacht hatte/ und haben also GOtt gebeten/ er wolle in Ansehung desselbigen seine Gnad nicht von ihnen wenden.

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        <p>Antwort. Es ist eine schlechte Demuth die GOTTes Leutseligkeit verdunckelt/ wie alhier            geschicht: Dann Christus erbietet sich so gutwillig/ daß er unser Anliegen von uns selbst            vernehmen und anhören wolle/ da er uns zu sich rufft Matt. II. Ja wann wir auff solch            sein hohes Erbieten uns doch seiner eussern/ und zu ihm/ als den Gnaden-Thron/ nicht            hinzutreten/ so wirds von ihmauff genommen/ als ein schändliches Mißtrauen an seiner            Barmhertzigkeit.</p>
        <p>V. Jacob sprach: Gen. 48. v. 16. Da er die Söhne des Josephs Ephraim und Manasse segnete:            Der Engel segne diese Knaben/ daß mein Nahme über sie angeruffen werde/ ergo so kan man            die Heiligen anrufen.</p>
        <p>Antwort. Was gebraucht ihr doch Zeugnüssen aus dem alten Testament/ da ihr doch selbsten            mit Eccio in Enchirid. gestehet/ die Heiligen im alten Testament seyn nicht angeruffen            worden/ aus der Ursach/ dieweil sie (eurer irrigen Meinung nach) damahls noch immerdar            in der Vor-Hölle verhafftet lagen? Im übrigen: so heisset im obangezogenen Text/ die            Anruffung des Nahmens nichts anders/ als eine Vermehrung des Stammens durch eine            fruchtbahre Ehe. In welchem Verstand dann auch diese Art zu reden gebraucht wird Esa. 4.            v. I. Sieben Weiber werden einen Mann angreiffen/ und sprechen: Laß deinen Nahmen über            uns angeruffen werden/ invocetur nomen tuum supernos, das ist: Laß uns/ als deine Weiber           / nach deinem Nahmen heissen: Wie dann die Gespons des Salomons im Hohen-Lied von ihm den            Nahmen führet/ Die Sulamitin. Wie reimet sich diß auff die Päbstische Anruffung der            Heiligen?</p>
        <p>VI. GOtt spricht Jerem. 15. v. I. und Ezech. 14. v. 14. Wann schon Moyses und Samuel für            mich stünden/ und beteten/ so habe ich doch kein Hertz zu diesem Volck/ und wann auch            Noe/ Daniel und Job noch unter dem Volck Israel wären/ so solten sie doch nur ihre eigne            Seel erretten. ergo So können die Heiligen für das Volck bitten/ und sie darum angeruffen            werden.</p>
        <p>Antwort. GOtt spricht: Wann sie schon vor ihm stünden/ und beteten: Daraus folget ja /            daß sie damahls für das Volck nicht gebeten haben/ und um so viel desto weniger hat man            Ursach sie anzuruffen/ daß auch GOtt saget/ er wolte doch ihr Gebet für das Volck nicht            erhören.</p>
        <p>VII. Haben doch die Väter im alten Testament die Verdienst der lieben heiligen Alt-Väter            angezogen/ und GOtt gebeten/ daß er um derselbigen Willen ihnen wolle gnädig seyn: Wie            dann nahmhafftig gethan hat Jacob Gen. 32. Moyses Exod. 32. Gedencke an deine Diener            Abraham Isaac und Israel sc. Daraus folget ja/ daß die Heiligen bey GOtt etwas verdienen            können/ und demnach sollen angeruffen werden.</p>
        <p>Antwort. Die gläubige Väter im alten Testament haben sich niemahls auff der Heiligen            Alt-Väter Verdienst beruffen/ noch GOtt darauff erinnert: Sondern sie haben ihn erinnert            auff den Bund/ welchen GOtt mit den Patriarchen und ihren Nachkommen/ aus lauter Gnad            und Barmhertzigkeit/ gemacht hatte/ und haben also GOtt gebeten/ er wolle in Ansehung            desselbigen seine Gnad nicht von ihnen wenden.</p>
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[165/0465] IV. Wir seynd aber viel zu unwürdig darzu/ daß wir selbst für Christum treten solten: Dann er ist ein gewaltiger HErr/ dessen Herrschafft unendlich: Wir aber seyn arme sündige Menschen: Warum solte es dann unrecht seyn/ daß wir unsre Sachen bey ihm durch Mittel-Personen/ nemlich durch die liebe Heiligen fürtragen liessen? Antwort. Es ist eine schlechte Demuth die GOTTes Leutseligkeit verdunckelt/ wie alhier geschicht: Dann Christus erbietet sich so gutwillig/ daß er unser Anliegen von uns selbst vernehmen und anhören wolle/ da er uns zu sich rufft Matt. II. Ja wann wir auff solch sein hohes Erbieten uns doch seiner eussern/ und zu ihm/ als den Gnaden-Thron/ nicht hinzutreten/ so wirds von ihmauff genommen/ als ein schändliches Mißtrauen an seiner Barmhertzigkeit. V. Jacob sprach: Gen. 48. v. 16. Da er die Söhne des Josephs Ephraim und Manasse segnete: Der Engel segne diese Knaben/ daß mein Nahme über sie angeruffen werde/ ergo so kan man die Heiligen anrufen. Antwort. Was gebraucht ihr doch Zeugnüssen aus dem alten Testament/ da ihr doch selbsten mit Eccio in Enchirid. gestehet/ die Heiligen im alten Testament seyn nicht angeruffen worden/ aus der Ursach/ dieweil sie (eurer irrigen Meinung nach) damahls noch immerdar in der Vor-Hölle verhafftet lagen? Im übrigen: so heisset im obangezogenen Text/ die Anruffung des Nahmens nichts anders/ als eine Vermehrung des Stammens durch eine fruchtbahre Ehe. In welchem Verstand dann auch diese Art zu reden gebraucht wird Esa. 4. v. I. Sieben Weiber werden einen Mann angreiffen/ und sprechen: Laß deinen Nahmen über uns angeruffen werden/ invocetur nomen tuum supernos, das ist: Laß uns/ als deine Weiber / nach deinem Nahmen heissen: Wie dann die Gespons des Salomons im Hohen-Lied von ihm den Nahmen führet/ Die Sulamitin. Wie reimet sich diß auff die Päbstische Anruffung der Heiligen? VI. GOtt spricht Jerem. 15. v. I. und Ezech. 14. v. 14. Wann schon Moyses und Samuel für mich stünden/ und beteten/ so habe ich doch kein Hertz zu diesem Volck/ und wann auch Noe/ Daniel und Job noch unter dem Volck Israel wären/ so solten sie doch nur ihre eigne Seel erretten. ergo So können die Heiligen für das Volck bitten/ und sie darum angeruffen werden. Antwort. GOtt spricht: Wann sie schon vor ihm stünden/ und beteten: Daraus folget ja / daß sie damahls für das Volck nicht gebeten haben/ und um so viel desto weniger hat man Ursach sie anzuruffen/ daß auch GOtt saget/ er wolte doch ihr Gebet für das Volck nicht erhören. VII. Haben doch die Väter im alten Testament die Verdienst der lieben heiligen Alt-Väter angezogen/ und GOtt gebeten/ daß er um derselbigen Willen ihnen wolle gnädig seyn: Wie dann nahmhafftig gethan hat Jacob Gen. 32. Moyses Exod. 32. Gedencke an deine Diener Abraham Isaac und Israel sc. Daraus folget ja/ daß die Heiligen bey GOtt etwas verdienen können/ und demnach sollen angeruffen werden. Antwort. Die gläubige Väter im alten Testament haben sich niemahls auff der Heiligen Alt-Väter Verdienst beruffen/ noch GOtt darauff erinnert: Sondern sie haben ihn erinnert auff den Bund/ welchen GOtt mit den Patriarchen und ihren Nachkommen/ aus lauter Gnad und Barmhertzigkeit/ gemacht hatte/ und haben also GOtt gebeten/ er wolle in Ansehung desselbigen seine Gnad nicht von ihnen wenden.

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/465>, abgerufen am 22.11.2024.