Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.se/ und dannoch solche Wiedersinnigkeiten wölle genennethaben eine Einigkeit der Kirchen unter einem sichtbarlichem Haupte. Einrede der Papisten. I. Ist doch am Creutz Wasser und Bluht aus der Seiten Christi geflossen: derowegen so muß man Wasser unter den Wein mischen im H. Abendmahl. Antwort. Hat dann Christus das Abendmahl eingesetzet/ da er am Creutz hienge? oder wo hat die Schrifft solche Bedeutung des Abendmahls den Papisten offenbahret? freylich nirgend. Im übrigen so haben die liebe Alt-Vätter solche Ausfliessung des Wassers und Bluhts auf die zwey Sacrament des neuen Testaments: nemlich des Bluhts auf das Abendmahl / des Wassers auf die Tauff gedeutet: wovon Augustinus l. 2. de Symb. ad Catechum. c. 6. spricht: Die Seite Christi ist geschlagen worden/ wie das Evangelium redet/ und alsobald ist heraus geflossen Bluht und Wasser: welche seynd die beyde Sacramenten der Kirchen. II. Hat doch Christus selber in dem letzten Abendmahl Wasser unter den Wein gemischet: welches daher abzunehmen/ dieweil Christus/ als er das Osterlamm zurichten und mit seinen Jüngern essen wolte/ zu seinen ausgesandten Jüngern/ die ihm eine Herberge bestellen solten/ sagte: Gehet hin in die Stadt/ und es wird euch ein Mensch begegnen / der trägt ein Krug mit Wasser/ folget ihm nach Marc. 14. Hiermit hat freylich Christus angedeutet/ daß er Wasser unter den Wein mischen wollen. Antwort. Subtiler und spitzfindiger hättet ihrs nicht suchen können. Es seye nun einer so kühn/ und spreche/ die Papisten haben keinen Grund/ damit sie ihr Wasser-mischen erweisen können. Sie werden ihm Wassers gnug zeigen/ und ihn mit scharffer Lauge wohl begossen lassen hingehen. Der dritte Mißbrauch. Wegen der Ceremonien und Flick-Wercks der päbstischen Messe. DIe Ceremonien und zusammen gestückte Gepräng der Messe seynd ein lauteres Flick-Werck der Päbsten und anderer Klüglingen. Dann Pabst Coelestinus I. so gestorben An. 435. hat gemacht den Introitum, dessen Anfang ist aus den Psalmen Davids/ Judica me Deus. Pabst Damasus I. oder/ wie etliche fürgeben / Pabst Pontianus hat daran gesetzet die Confession oder Beicht und Bekantnüß/ so der Meß-Priester thuen muß ehe er die Stuffen des Altars hinauf gehet. Pabst Gregorius I. hat die Antiphonam darzu gemacht/ so da gerad auf den Introitum folget/ und daher kommts / das Antiphona und Introitus offt für einerley genommen und verstanden werden. Item hat er auch verordnet/ daß das Kyrie neunmahl gesprochen oder gesungen werde. Pabst Telesphorus, oder/ wie andere wollen/ Symmachus, so gestorben An. 514. hat den Hymnum, Gloria in excelsis Deo, gemacht. Pabst Gelasius I. die Orationes oder Collectas, das ist: die Gebehter/ so bey versammlung zum Heil. Abendmahl seyn gesprochen worden/ wie auch die Epistel. Anastasius I. das Evangelium. Marcus I. das Symbolum oder Glauben-Bekantnüß auf die Fest-Tage nach Verlesung des Evangelii. Gregorius I. hat das Graduale oder Staffel- se/ und dannoch solche Wiedersinnigkeiten wölle genennethaben eine Einigkeit der Kirchen unter einem sichtbarlichem Haupte. Einrede der Papisten. I. Ist doch am Creutz Wasser und Bluht aus der Seiten Christi geflossen: derowegen so muß man Wasser unter den Wein mischen im H. Abendmahl. Antwort. Hat dann Christus das Abendmahl eingesetzet/ da er am Creutz hienge? oder wo hat die Schrifft solche Bedeutung des Abendmahls den Papisten offenbahret? freylich nirgend. Im übrigen so haben die liebe Alt-Vätter solche Ausfliessung des Wassers und Bluhts auf die zwey Sacrament des neuen Testaments: nemlich des Bluhts auf das Abendmahl / des Wassers auf die Tauff gedeutet: wovon Augustinus l. 2. de Symb. ad Catechum. c. 6. spricht: Die Seite Christi ist geschlagen worden/ wie das Evangelium redet/ und alsobald ist heraus geflossen Bluht und Wasser: welche seynd die beyde Sacramenten der Kirchen. II. Hat doch Christus selber in dem letzten Abendmahl Wasser unter den Wein gemischet: welches daher abzunehmen/ dieweil Christus/ als er das Osterlamm zurichten und mit seinen Jüngern essen wolte/ zu seinen ausgesandten Jüngern/ die ihm eine Herberge bestellen solten/ sagte: Gehet hin in die Stadt/ und es wird euch ein Mensch begegnen / der trägt ein Krug mit Wasser/ folget ihm nach Marc. 14. Hiermit hat freylich Christus angedeutet/ daß er Wasser unter den Wein mischen wollen. Antwort. Subtiler und spitzfindiger hättet ihrs nicht suchen können. Es seye nun einer so kühn/ und spreche/ die Papisten haben keinen Grund/ damit sie ihr Wasser-mischen erweisen können. Sie werden ihm Wassers gnug zeigen/ und ihn mit scharffer Lauge wohl begossen lassen hingehen. Der dritte Mißbrauch. Wegen der Ceremonien und Flick-Wercks der päbstischen Messe. DIe Ceremonien und zusammen gestückte Gepräng der Messe seynd ein lauteres Flick-Werck der Päbsten und anderer Klüglingen. Dann Pabst Coelestinus I. so gestorben An. 435. hat gemacht den Introitum, dessen Anfang ist aus den Psalmen Davids/ Judica me Deus. Pabst Damasus I. oder/ wie etliche fürgeben / Pabst Pontianus hat daran gesetzet die Confession oder Beicht und Bekantnüß/ so der Meß-Priester thuen muß ehe er die Stuffen des Altars hinauf gehet. Pabst Gregorius I. hat die Antiphonam darzu gemacht/ so da gerad auf den Introitum folget/ und daher kommts / das Antiphona und Introitus offt für einerley genommen und verstanden werden. Item hat er auch verordnet/ daß das Kyrie neunmahl gesprochen oder gesungen werde. Pabst Telesphorus, oder/ wie andere wollen/ Symmachus, so gestorben An. 514. hat den Hymnum, Gloria in excelsis Deo, gemacht. Pabst Gelasius I. die Orationes oder Collectas, das ist: die Gebehter/ so bey versammlung zum Heil. Abendmahl seyn gesprochen worden/ wie auch die Epistel. Anastasius I. das Evangelium. Marcus I. das Symbolum oder Glauben-Bekantnüß auf die Fest-Tage nach Verlesung des Evangelii. Gregorius I. hat das Graduale oder Staffel- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0428" n="128"/> se/ und dannoch solche Wiedersinnigkeiten wölle genennethaben eine Einigkeit der Kirchen unter einem sichtbarlichem Haupte.</p> <p>Einrede der Papisten.</p> <p>I. Ist doch am Creutz Wasser und Bluht aus der Seiten Christi geflossen: derowegen so muß man Wasser unter den Wein mischen im H. Abendmahl.</p> <p>Antwort. Hat dann Christus das Abendmahl eingesetzet/ da er am Creutz hienge? oder wo hat die Schrifft solche Bedeutung des Abendmahls den Papisten offenbahret? freylich nirgend. Im übrigen so haben die liebe Alt-Vätter solche Ausfliessung des Wassers und Bluhts auf die zwey Sacrament des neuen Testaments: nemlich des Bluhts auf das Abendmahl / des Wassers auf die Tauff gedeutet: wovon Augustinus l. 2. de Symb. ad Catechum. c. 6. spricht: Die Seite Christi ist geschlagen worden/ wie das Evangelium redet/ und alsobald ist heraus geflossen Bluht und Wasser: welche seynd die beyde Sacramenten der Kirchen.</p> <p>II. Hat doch Christus selber in dem letzten Abendmahl Wasser unter den Wein gemischet: welches daher abzunehmen/ dieweil Christus/ als er das Osterlamm zurichten und mit seinen Jüngern essen wolte/ zu seinen ausgesandten Jüngern/ die ihm eine Herberge bestellen solten/ sagte: Gehet hin in die Stadt/ und es wird euch ein Mensch begegnen / der trägt ein Krug mit Wasser/ folget ihm nach Marc. 14. Hiermit hat freylich Christus angedeutet/ daß er Wasser unter den Wein mischen wollen.</p> <p>Antwort. Subtiler und spitzfindiger hättet ihrs nicht suchen können. Es seye nun einer so kühn/ und spreche/ die Papisten haben keinen Grund/ damit sie ihr Wasser-mischen erweisen können. Sie werden ihm Wassers gnug zeigen/ und ihn mit scharffer Lauge wohl begossen lassen hingehen.</p> <p>Der dritte Mißbrauch.</p> <p>Wegen der Ceremonien und Flick-Wercks der päbstischen Messe.</p> <p>DIe Ceremonien und zusammen gestückte Gepräng der Messe seynd ein lauteres Flick-Werck der Päbsten und anderer Klüglingen.</p> <p>Dann Pabst Coelestinus I. so gestorben An. 435. hat gemacht den Introitum, dessen Anfang ist aus den Psalmen Davids/ Judica me Deus. Pabst Damasus I. oder/ wie etliche fürgeben / Pabst Pontianus hat daran gesetzet die Confession oder Beicht und Bekantnüß/ so der Meß-Priester thuen muß ehe er die Stuffen des Altars hinauf gehet. Pabst Gregorius I. hat die Antiphonam darzu gemacht/ so da gerad auf den Introitum folget/ und daher kommts / das Antiphona und Introitus offt für einerley genommen und verstanden werden. Item hat er auch verordnet/ daß das Kyrie neunmahl gesprochen oder gesungen werde. Pabst Telesphorus, oder/ wie andere wollen/ Symmachus, so gestorben An. 514. hat den Hymnum, Gloria in excelsis Deo, gemacht. Pabst Gelasius I. die Orationes oder Collectas, das ist: die Gebehter/ so bey versammlung zum Heil. Abendmahl seyn gesprochen worden/ wie auch die Epistel. Anastasius I. das Evangelium. Marcus I. das Symbolum oder Glauben-Bekantnüß auf die Fest-Tage nach Verlesung des Evangelii. Gregorius I. hat das Graduale oder Staffel- </p> </div> </body> </text> </TEI> [128/0428]
se/ und dannoch solche Wiedersinnigkeiten wölle genennethaben eine Einigkeit der Kirchen unter einem sichtbarlichem Haupte.
Einrede der Papisten.
I. Ist doch am Creutz Wasser und Bluht aus der Seiten Christi geflossen: derowegen so muß man Wasser unter den Wein mischen im H. Abendmahl.
Antwort. Hat dann Christus das Abendmahl eingesetzet/ da er am Creutz hienge? oder wo hat die Schrifft solche Bedeutung des Abendmahls den Papisten offenbahret? freylich nirgend. Im übrigen so haben die liebe Alt-Vätter solche Ausfliessung des Wassers und Bluhts auf die zwey Sacrament des neuen Testaments: nemlich des Bluhts auf das Abendmahl / des Wassers auf die Tauff gedeutet: wovon Augustinus l. 2. de Symb. ad Catechum. c. 6. spricht: Die Seite Christi ist geschlagen worden/ wie das Evangelium redet/ und alsobald ist heraus geflossen Bluht und Wasser: welche seynd die beyde Sacramenten der Kirchen.
II. Hat doch Christus selber in dem letzten Abendmahl Wasser unter den Wein gemischet: welches daher abzunehmen/ dieweil Christus/ als er das Osterlamm zurichten und mit seinen Jüngern essen wolte/ zu seinen ausgesandten Jüngern/ die ihm eine Herberge bestellen solten/ sagte: Gehet hin in die Stadt/ und es wird euch ein Mensch begegnen / der trägt ein Krug mit Wasser/ folget ihm nach Marc. 14. Hiermit hat freylich Christus angedeutet/ daß er Wasser unter den Wein mischen wollen.
Antwort. Subtiler und spitzfindiger hättet ihrs nicht suchen können. Es seye nun einer so kühn/ und spreche/ die Papisten haben keinen Grund/ damit sie ihr Wasser-mischen erweisen können. Sie werden ihm Wassers gnug zeigen/ und ihn mit scharffer Lauge wohl begossen lassen hingehen.
Der dritte Mißbrauch.
Wegen der Ceremonien und Flick-Wercks der päbstischen Messe.
DIe Ceremonien und zusammen gestückte Gepräng der Messe seynd ein lauteres Flick-Werck der Päbsten und anderer Klüglingen.
Dann Pabst Coelestinus I. so gestorben An. 435. hat gemacht den Introitum, dessen Anfang ist aus den Psalmen Davids/ Judica me Deus. Pabst Damasus I. oder/ wie etliche fürgeben / Pabst Pontianus hat daran gesetzet die Confession oder Beicht und Bekantnüß/ so der Meß-Priester thuen muß ehe er die Stuffen des Altars hinauf gehet. Pabst Gregorius I. hat die Antiphonam darzu gemacht/ so da gerad auf den Introitum folget/ und daher kommts / das Antiphona und Introitus offt für einerley genommen und verstanden werden. Item hat er auch verordnet/ daß das Kyrie neunmahl gesprochen oder gesungen werde. Pabst Telesphorus, oder/ wie andere wollen/ Symmachus, so gestorben An. 514. hat den Hymnum, Gloria in excelsis Deo, gemacht. Pabst Gelasius I. die Orationes oder Collectas, das ist: die Gebehter/ so bey versammlung zum Heil. Abendmahl seyn gesprochen worden/ wie auch die Epistel. Anastasius I. das Evangelium. Marcus I. das Symbolum oder Glauben-Bekantnüß auf die Fest-Tage nach Verlesung des Evangelii. Gregorius I. hat das Graduale oder Staffel-
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Zitationshilfe: | Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/428>, abgerufen am 31.07.2024. |