Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.ges die Papisten) prangeten/ und gibt ihnen darum einen Verweiß/ daß sie hierin ihre Seeligkeit suchten/ mit Erinnerung/ sie sollen vielmehr durch die Gnade des barmhertzigen GOttes/ als durch solche selbst-erwehlte Wercke/ ihre Seeligkeit fest und bewehrt machen. Und füget der Apostel hinzu: wir haben einen Altar/ nemlich den Stammen des H. Creutzes/ darauf Christus das eintzige Opfer ist / und zugleich auch der eintzige Priester/ darvon nicht Macht haben zu essen/ oder die Gutthaten/ so Christus durch seine Opfferung erworben/ zu geniessen/ die/ so dem Tabernackel dienen/ oder der Hütten pflegen: nemlich diejenigen/ so noch heutiges Tages im neuen Testament an den alten Ceremenien und Auflagen des Levitischen Gesetzes fest halten/ in Meynung/ daß sie zur Gerechtigkeit und Seeligkeit beförderlich seyn. Es ermahnet auch Paulus daselbst v. 15. Wir sollen durch Christum opfferen Das Lob-Opffer / die Frucht der Lippen: oder die Bekantnüß des Rahmens Christi/ auch wohl zu thun und mitzutheilen nicht vergessen: dann solche Opffer gefallen GOtt wohl. Wo bleibt hier das päbstische Meß-Opffer? Wo thut die Schrifft des neuen Testaments die geringste Meldung eines solchen Priesters/ wie die Papisten fürgeben/ ausser Christo? Und weiß zwar das alte Testament von den Priestern aus dem Geschlecht Aaron/ und von den Leviten aus der Zunfft Levi: aber wo die Schrifft des neun Testaments das Ampt derjenigen/ so der Christlichen Kirchen bedienet seyn/ will fürstellen und andeuten/ so gebraucht sie sich keiner anderen Worten/ als nur des Nahmens der Hirten/ Lehrer/ Aeltesten/ und dergleichen. Der Nahme aber des Priesters/ so viel die Prediger und ihr Ampt betrifft / ist dem Wort Gottes gantz unbewust. XXVI. Actor. 13. v. 2. spricht Lucas: Die Apostel und Lehrer dienten dem Herrn und fasteten &c. durch dieses Dienen und Fasten kan anders nichts als die Opffer-Meß/ so sie damahls gehalten/ verstanden werden; so ist ja die Meß bey denen Aposteln in Ubung gewesen. Antwort. Gleich als ob keiner GOtt dienen und fasten könnte/ er hielte dann Meß. Ziehts nur alles mit den Haaren herbey/ was sich nur von weiten reimen will/ und wanns sich schon nicht darzu schicket/ so mehret es doch den Hauffen. Die Apostel seynd vor viel hundert Jahren dahin: eure Messe ist viel hundert Jahr nach der Apostel Todt erst aufkommen: doch muß der Apostel dienen und fasten bey euch so viel heissen/ als Opffer-Meß halten. XXVII. Die Meß ist eine Abbildung des Todts und Leydens Christi: nun aber gehet einem Menschen/ wann er ihm etwas äusserlich fürbildet/ dasselbige mehr zu Hertzen als wann er nur bloß daran gedencket; ey so wird ja GOtt dem HErrn die Meß nicht mißfallen/ dieweilen man es so gut darmit meynet. Antwort. Die Meß ist eine Abbildung des Todts Christi/ aber nur eine eingebildete / nicht aber warhafftige und von Christo befohlene oder gut geheissene. Nun aber spricht Gott: Meine Gedancken seynd nicht eure Gedancken Es. 55. Müssen wir demnach nicht was uns / sondern was Gott gedüncket/ gut seyn lassen/ und was er von uns in seinem Dienst haben will/ in acht nehmen/ und demselbigen nachkommen/ und unser eigen Gutdünckel in so wichtigen Sachen fahren lassen. XXVIII. Wird doch in der Meß mit den heiligsten Worten das Gedächtnüß gehalten des Leydens und Sterbens Christi: so hat es ja eine heilige Absicht mit der Messe/ und ist viel guts darinn enthalten. ges die Papisten) prangeten/ und gibt ihnen darum einen Verweiß/ daß sie hierin ihre Seeligkeit suchten/ mit Erinnerung/ sie sollen vielmehr durch die Gnade des barmhertzigen GOttes/ als durch solche selbst-erwehlte Wercke/ ihre Seeligkeit fest und bewehrt machen. Und füget der Apostel hinzu: wir haben einen Altar/ nemlich den Stammen des H. Creutzes/ darauf Christus das eintzige Opfer ist / und zugleich auch der eintzige Priester/ darvon nicht Macht haben zu essen/ oder die Gutthaten/ so Christus durch seine Opfferung erworben/ zu geniessen/ die/ so dem Tabernackel dienen/ oder der Hütten pflegen: nemlich diejenigen/ so noch heutiges Tages im neuen Testament an den alten Ceremenien und Auflagen des Levitischen Gesetzes fest halten/ in Meynung/ daß sie zur Gerechtigkeit und Seeligkeit beförderlich seyn. Es ermahnet auch Paulus daselbst v. 15. Wir sollen durch Christum opfferen Das Lob-Opffer / die Frucht der Lippen: oder die Bekantnüß des Rahmens Christi/ auch wohl zu thun und mitzutheilen nicht vergessen: dann solche Opffer gefallen GOtt wohl. Wo bleibt hier das päbstische Meß-Opffer? Wo thut die Schrifft des neuen Testaments die geringste Meldung eines solchen Priesters/ wie die Papisten fürgeben/ ausser Christo? Und weiß zwar das alte Testament von den Priestern aus dem Geschlecht Aaron/ und von den Leviten aus der Zunfft Levi: aber wo die Schrifft des neun Testaments das Ampt derjenigen/ so der Christlichen Kirchen bedienet seyn/ will fürstellen und andeuten/ so gebraucht sie sich keiner anderen Worten/ als nur des Nahmens der Hirten/ Lehrer/ Aeltesten/ und dergleichen. Der Nahme aber des Priesters/ so viel die Prediger und ihr Ampt betrifft / ist dem Wort Gottes gantz unbewust. XXVI. Actor. 13. v. 2. spricht Lucas: Die Apostel und Lehrer dienten dem Herrn und fasteten &c. durch dieses Dienen und Fasten kan anders nichts als die Opffer-Meß/ so sie damahls gehalten/ verstanden werden; so ist ja die Meß bey denen Aposteln in Ubung gewesen. Antwort. Gleich als ob keiner GOtt dienen und fasten könnte/ er hielte dann Meß. Ziehts nur alles mit den Haaren herbey/ was sich nur von weiten reimen will/ und wanns sich schon nicht darzu schicket/ so mehret es doch den Hauffen. Die Apostel seynd vor viel hundert Jahren dahin: eure Messe ist viel hundert Jahr nach der Apostel Todt erst aufkommen: doch muß der Apostel dienen und fasten bey euch so viel heissen/ als Opffer-Meß halten. XXVII. Die Meß ist eine Abbildung des Todts und Leydens Christi: nun aber gehet einem Menschen/ wann er ihm etwas äusserlich fürbildet/ dasselbige mehr zu Hertzen als wann er nur bloß daran gedencket; ey so wird ja GOtt dem HErrn die Meß nicht mißfallen/ dieweilen man es so gut darmit meynet. Antwort. Die Meß ist eine Abbildung des Todts Christi/ aber nur eine eingebildete / nicht aber warhafftige und von Christo befohlene oder gut geheissene. Nun aber spricht Gott: Meine Gedancken seynd nicht eure Gedancken Es. 55. Müssen wir demnach nicht was uns / sondern was Gott gedüncket/ gut seyn lassen/ und was er von uns in seinem Dienst haben will/ in acht nehmen/ und demselbigen nachkommen/ und unser eigen Gutdünckel in so wichtigen Sachen fahren lassen. XXVIII. Wird doch in der Meß mit den heiligsten Worten das Gedächtnüß gehalten des Leydens und Sterbens Christi: so hat es ja eine heilige Absicht mit der Messe/ und ist viel guts darinn enthalten. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0417" n="117"/> ges die Papisten) prangeten/ und gibt ihnen darum einen Verweiß/ daß sie hierin ihre Seeligkeit suchten/ mit Erinnerung/ sie sollen vielmehr durch die Gnade des barmhertzigen GOttes/ als durch solche selbst-erwehlte Wercke/ ihre Seeligkeit fest und bewehrt machen. Und füget der Apostel hinzu: wir haben einen Altar/ nemlich den Stammen des H. Creutzes/ darauf Christus das eintzige Opfer ist / und zugleich auch der eintzige Priester/ darvon nicht Macht haben zu essen/ oder die Gutthaten/ so Christus durch seine Opfferung erworben/ zu geniessen/ die/ so dem Tabernackel dienen/ oder der Hütten pflegen: nemlich diejenigen/ so noch heutiges Tages im neuen Testament an den alten Ceremenien und Auflagen des Levitischen Gesetzes fest halten/ in Meynung/ daß sie zur Gerechtigkeit und Seeligkeit beförderlich seyn. Es ermahnet auch Paulus daselbst v. 15. Wir sollen durch Christum opfferen Das Lob-Opffer / die Frucht der Lippen: oder die Bekantnüß des Rahmens Christi/ auch wohl zu thun und mitzutheilen nicht vergessen: dann solche Opffer gefallen GOtt wohl. Wo bleibt hier das päbstische Meß-Opffer? Wo thut die Schrifft des neuen Testaments die geringste Meldung eines solchen Priesters/ wie die Papisten fürgeben/ ausser Christo? Und weiß zwar das alte Testament von den Priestern aus dem Geschlecht Aaron/ und von den Leviten aus der Zunfft Levi: aber wo die Schrifft des neun Testaments das Ampt derjenigen/ so der Christlichen Kirchen bedienet seyn/ will fürstellen und andeuten/ so gebraucht sie sich keiner anderen Worten/ als nur des Nahmens der Hirten/ Lehrer/ Aeltesten/ und dergleichen. Der Nahme aber des Priesters/ so viel die Prediger und ihr Ampt betrifft / ist dem Wort Gottes gantz unbewust.</p> <p>XXVI. Actor. 13. v. 2. spricht Lucas: Die Apostel und Lehrer dienten dem Herrn und fasteten &c. durch dieses Dienen und Fasten kan anders nichts als die Opffer-Meß/ so sie damahls gehalten/ verstanden werden; so ist ja die Meß bey denen Aposteln in Ubung gewesen.</p> <p>Antwort. Gleich als ob keiner GOtt dienen und fasten könnte/ er hielte dann Meß. Ziehts nur alles mit den Haaren herbey/ was sich nur von weiten reimen will/ und wanns sich schon nicht darzu schicket/ so mehret es doch den Hauffen. Die Apostel seynd vor viel hundert Jahren dahin: eure Messe ist viel hundert Jahr nach der Apostel Todt erst aufkommen: doch muß der Apostel dienen und fasten bey euch so viel heissen/ als Opffer-Meß halten.</p> <p>XXVII. Die Meß ist eine Abbildung des Todts und Leydens Christi: nun aber gehet einem Menschen/ wann er ihm etwas äusserlich fürbildet/ dasselbige mehr zu Hertzen als wann er nur bloß daran gedencket; ey so wird ja GOtt dem HErrn die Meß nicht mißfallen/ dieweilen man es so gut darmit meynet.</p> <p>Antwort. Die Meß ist eine Abbildung des Todts Christi/ aber nur eine eingebildete / nicht aber warhafftige und von Christo befohlene oder gut geheissene. Nun aber spricht Gott: Meine Gedancken seynd nicht eure Gedancken Es. 55. Müssen wir demnach nicht was uns / sondern was Gott gedüncket/ gut seyn lassen/ und was er von uns in seinem Dienst haben will/ in acht nehmen/ und demselbigen nachkommen/ und unser eigen Gutdünckel in so wichtigen Sachen fahren lassen.</p> <p>XXVIII. Wird doch in der Meß mit den heiligsten Worten das Gedächtnüß gehalten des Leydens und Sterbens Christi: so hat es ja eine heilige Absicht mit der Messe/ und ist viel guts darinn enthalten.</p> </div> </body> </text> </TEI> [117/0417]
ges die Papisten) prangeten/ und gibt ihnen darum einen Verweiß/ daß sie hierin ihre Seeligkeit suchten/ mit Erinnerung/ sie sollen vielmehr durch die Gnade des barmhertzigen GOttes/ als durch solche selbst-erwehlte Wercke/ ihre Seeligkeit fest und bewehrt machen. Und füget der Apostel hinzu: wir haben einen Altar/ nemlich den Stammen des H. Creutzes/ darauf Christus das eintzige Opfer ist / und zugleich auch der eintzige Priester/ darvon nicht Macht haben zu essen/ oder die Gutthaten/ so Christus durch seine Opfferung erworben/ zu geniessen/ die/ so dem Tabernackel dienen/ oder der Hütten pflegen: nemlich diejenigen/ so noch heutiges Tages im neuen Testament an den alten Ceremenien und Auflagen des Levitischen Gesetzes fest halten/ in Meynung/ daß sie zur Gerechtigkeit und Seeligkeit beförderlich seyn. Es ermahnet auch Paulus daselbst v. 15. Wir sollen durch Christum opfferen Das Lob-Opffer / die Frucht der Lippen: oder die Bekantnüß des Rahmens Christi/ auch wohl zu thun und mitzutheilen nicht vergessen: dann solche Opffer gefallen GOtt wohl. Wo bleibt hier das päbstische Meß-Opffer? Wo thut die Schrifft des neuen Testaments die geringste Meldung eines solchen Priesters/ wie die Papisten fürgeben/ ausser Christo? Und weiß zwar das alte Testament von den Priestern aus dem Geschlecht Aaron/ und von den Leviten aus der Zunfft Levi: aber wo die Schrifft des neun Testaments das Ampt derjenigen/ so der Christlichen Kirchen bedienet seyn/ will fürstellen und andeuten/ so gebraucht sie sich keiner anderen Worten/ als nur des Nahmens der Hirten/ Lehrer/ Aeltesten/ und dergleichen. Der Nahme aber des Priesters/ so viel die Prediger und ihr Ampt betrifft / ist dem Wort Gottes gantz unbewust.
XXVI. Actor. 13. v. 2. spricht Lucas: Die Apostel und Lehrer dienten dem Herrn und fasteten &c. durch dieses Dienen und Fasten kan anders nichts als die Opffer-Meß/ so sie damahls gehalten/ verstanden werden; so ist ja die Meß bey denen Aposteln in Ubung gewesen.
Antwort. Gleich als ob keiner GOtt dienen und fasten könnte/ er hielte dann Meß. Ziehts nur alles mit den Haaren herbey/ was sich nur von weiten reimen will/ und wanns sich schon nicht darzu schicket/ so mehret es doch den Hauffen. Die Apostel seynd vor viel hundert Jahren dahin: eure Messe ist viel hundert Jahr nach der Apostel Todt erst aufkommen: doch muß der Apostel dienen und fasten bey euch so viel heissen/ als Opffer-Meß halten.
XXVII. Die Meß ist eine Abbildung des Todts und Leydens Christi: nun aber gehet einem Menschen/ wann er ihm etwas äusserlich fürbildet/ dasselbige mehr zu Hertzen als wann er nur bloß daran gedencket; ey so wird ja GOtt dem HErrn die Meß nicht mißfallen/ dieweilen man es so gut darmit meynet.
Antwort. Die Meß ist eine Abbildung des Todts Christi/ aber nur eine eingebildete / nicht aber warhafftige und von Christo befohlene oder gut geheissene. Nun aber spricht Gott: Meine Gedancken seynd nicht eure Gedancken Es. 55. Müssen wir demnach nicht was uns / sondern was Gott gedüncket/ gut seyn lassen/ und was er von uns in seinem Dienst haben will/ in acht nehmen/ und demselbigen nachkommen/ und unser eigen Gutdünckel in so wichtigen Sachen fahren lassen.
XXVIII. Wird doch in der Meß mit den heiligsten Worten das Gedächtnüß gehalten des Leydens und Sterbens Christi: so hat es ja eine heilige Absicht mit der Messe/ und ist viel guts darinn enthalten.
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Zitationshilfe: | Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/417>, abgerufen am 10.06.2024. |