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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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seye: sondern spricht nur: der Canon bestehe aus Christi Worten/ der Apostel Satzungen/ und der Heil. Päbsten gottseligen Ordnungen. Ist also/ daß die Messe ein Versöhnungs-Opfer seye für die Lebendigen und die Todten/ ein Gedicht: die Ceremonien aber/ und das Gaucklerische Meß-Gepräng ein zusammen gestücktes Flick-werck der Päbsten.

XX. Es befindet sich doch in der Meß alles das was zum wahren Opffer gehöret/ und worinnen eigentlich das Wesen eines Opffers bestehet/ warum sollte dann die Meß kein wahres Opffer seyn?

Antwort. Worinnen eigentlich das Wesen des Meß-Opffers bestehe/ darüber katzbalgen die päbstische Theologi gnugsam unter sich selbsten dann viele bey Dicastillo tr. 5. de Sacrif. d. I. n. 135. seynd der Meynung/ daß die mündliche Aufopfferung des Priesters gehöre zur Substanz und Wesen des Meß-Opffers. Zum andern: Melchior Canus l. 12. loc. c. 15. ad 4. mit seinem Anhang lehret/ daß in der Zerbrechung der Gestalten des Brodts zum theil bestehe die Essentz des Meß-Opffers. Zum dritten: andere mit Alberto in 4. dist. 13. stellen das Meß-Opffer in der blossen Niessung. Zum vierdten Cardinalis Lugo. d. 19. Sect. 5. in der Niessung und zugleich in der Consecration oder Wandelung des Priesters. Endlich Dicastillo tr. 5. de Sacrif. d. I. Arriaga d. 50. n. 6. mit dem mehresten Theil der päbstischen Theologen jetziger Zeit halten festiglich dafür/ das gantze Wesen und Essentz des Meß-Opffers bestehe bloß in der Consecration oder Wandlung/ und geben sie dessen folgende Ursach: dann (sprechen sie /) es kan kein eigentliches Opffer geschehen/ es seye dann/ daß die Sache so geopffert wird werde zerstöret und gleichsam vernichtet zur Bezeugung der höchsten Ober-Gewalt GOttes über Leben und Todt; gleich wie die Ochsen und Lämmer im Alten-Testament aus dieser Ursach wurden geschlachtet und zunichte gemacht. Und also (wie Cardinalis Lugo und andere in Tract. de Sacram. lehren) wird Christus der Sohn GOttes durch die Consecration oder Handlung des Priesters gleichsam zerstöhret und zu nichte gemacht; aus Ursach/ dieweilen er (wie diese Grillen-Köpffe reden) krafft der priesterlichen Worte/ also unter die Gestalten des Brodts und Weins wird dargestellet / daß dessen Augen/ Ohren/ Hände und Füsse/ Summa der gantze Leib in ein jedes kleinstes Pünctlein der Gestalten Brodts und Weins so enge werden zusammen getrieben und in ein ander geschraufft/ daß Christus daselbsten weder sehen noch hören könne/ sondern des Gebrauchs der Sinnen beraubet/ und gleichfalls auf todte Weise im Meß-Opffer zugegen gestellet/ und also sittlicher oder moralischer Weise zerstöhret/ und zu lebhafften Ubungen untauglich gemacht werde; und in dieser Zerstöhrung und moralischer Vernichtung Christi bestehet das papistische Geheimnüß ihres Meß-Opffers. Seynd diß nicht artige Grillen der Papisten? ey lieber! machet doch nur diese und dergleichen streitige Uneinigkeiten zuvor freundlich unter euch aus/ und vertragt euch unter einander/ worinn das Wesen eures Opffers bestehe/ dann können wir weiter zusammen abhandeln.

XXI. Christi Leib und Bluht seynd ja ein Versöhn-Opffer für unsre Sünde: nun aber ist im H. Abendmahl der Leib und das Blut Christi/ so ist ja auch die Messe ein Versöhn-Opffer für unsere Sünde.

Antwort. Christi Leib und Bluht ist freylich ein Versöhn-Opffer: aber als ein Versöhn-Opffer befindet sich Christus nicht im Abendmahl/ daß er als ein Versöhn-Opffer geopffert werde: sondern nur zu dem Ende/ daß wir in demselbigen seinen Leib essen/ und sein Bluht trincken. Kurtz darvon zu reden/ Christus ist am Creutz ein Versohn-Opffer gewesen: aber lm Abendmahl ist er die Speise und Tranck unserer Seelen.

seye: sondern spricht nur: der Canon bestehe aus Christi Worten/ der Apostel Satzungen/ und der Heil. Päbsten gottseligen Ordnungen. Ist also/ daß die Messe ein Versöhnungs-Opfer seye für die Lebendigen und die Todten/ ein Gedicht: die Ceremonien aber/ und das Gaucklerische Meß-Gepräng ein zusammen gestücktes Flick-werck der Päbsten.

XX. Es befindet sich doch in der Meß alles das was zum wahren Opffer gehöret/ und worinnen eigentlich das Wesen eines Opffers bestehet/ warum sollte dann die Meß kein wahres Opffer seyn?

Antwort. Worinnen eigentlich das Wesen des Meß-Opffers bestehe/ darüber katzbalgen die päbstische Theologi gnugsam unter sich selbsten dann viele bey Dicastillo tr. 5. de Sacrif. d. I. n. 135. seynd der Meynung/ daß die mündliche Aufopfferung des Priesters gehöre zur Substanz und Wesen des Meß-Opffers. Zum andern: Melchior Canus l. 12. loc. c. 15. ad 4. mit seinem Anhang lehret/ daß in der Zerbrechung der Gestalten des Brodts zum theil bestehe die Essentz des Meß-Opffers. Zum dritten: andere mit Alberto in 4. dist. 13. stellen das Meß-Opffer in der blossen Niessung. Zum vierdten Cardinalis Lugo. d. 19. Sect. 5. in der Niessung und zugleich in der Consecration oder Wandelung des Priesters. Endlich Dicastillo tr. 5. de Sacrif. d. I. Arriaga d. 50. n. 6. mit dem mehresten Theil der päbstischen Theologen jetziger Zeit halten festiglich dafür/ das gantze Wesen und Essentz des Meß-Opffers bestehe bloß in der Consecration oder Wandlung/ und geben sie dessen folgende Ursach: dann (sprechen sie /) es kan kein eigentliches Opffer geschehen/ es seye dann/ daß die Sache so geopffert wird werde zerstöret und gleichsam vernichtet zur Bezeugung der höchsten Ober-Gewalt GOttes über Leben und Todt; gleich wie die Ochsen und Lämmer im Alten-Testament aus dieser Ursach wurden geschlachtet und zunichte gemacht. Und also (wie Cardinalis Lugo und andere in Tract. de Sacram. lehren) wird Christus der Sohn GOttes durch die Consecration oder Handlung des Priesters gleichsam zerstöhret und zu nichte gemacht; aus Ursach/ dieweilen er (wie diese Grillen-Köpffe reden) krafft der priesterlichen Worte/ also unter die Gestalten des Brodts und Weins wird dargestellet / daß dessen Augen/ Ohren/ Hände und Füsse/ Summa der gantze Leib in ein jedes kleinstes Pünctlein der Gestalten Brodts und Weins so enge werden zusammen getrieben und in ein ander geschraufft/ daß Christus daselbsten weder sehen noch hören könne/ sondern des Gebrauchs der Sinnen beraubet/ und gleichfalls auf todte Weise im Meß-Opffer zugegen gestellet/ und also sittlicher oder moralischer Weise zerstöhret/ und zu lebhafften Ubungen untauglich gemacht werde; und in dieser Zerstöhrung und moralischer Vernichtung Christi bestehet das papistische Geheimnüß ihres Meß-Opffers. Seynd diß nicht artige Grillen der Papisten? ey lieber! machet doch nur diese und dergleichen streitige Uneinigkeiten zuvor freundlich unter euch aus/ und vertragt euch unter einander/ worinn das Wesen eures Opffers bestehe/ dann können wir weiter zusammen abhandeln.

XXI. Christi Leib und Bluht seynd ja ein Versöhn-Opffer für unsre Sünde: nun aber ist im H. Abendmahl der Leib und das Blut Christi/ so ist ja auch die Messe ein Versöhn-Opffer für unsere Sünde.

Antwort. Christi Leib und Bluht ist freylich ein Versöhn-Opffer: aber als ein Versöhn-Opffer befindet sich Christus nicht im Abendmahl/ daß er als ein Versöhn-Opffer geopffert werde: sondern nur zu dem Ende/ daß wir in demselbigen seinen Leib essen/ und sein Bluht trincken. Kurtz darvon zu reden/ Christus ist am Creutz ein Versohn-Opffer gewesen: aber lm Abendmahl ist er die Speise und Tranck unserer Seelen.

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        <p>XXI. Christi Leib und Bluht seynd ja ein Versöhn-Opffer für unsre Sünde: nun aber ist im            H. Abendmahl der Leib und das Blut Christi/ so ist ja auch die Messe ein Versöhn-Opffer            für unsere Sünde.</p>
        <p>Antwort. Christi Leib und Bluht ist freylich ein Versöhn-Opffer: aber als ein            Versöhn-Opffer befindet sich Christus nicht im Abendmahl/ daß er als ein Versöhn-Opffer            geopffert werde: sondern nur zu dem Ende/ daß wir in demselbigen seinen Leib essen/ und            sein Bluht trincken. Kurtz darvon zu reden/ Christus ist am Creutz ein Versohn-Opffer            gewesen: aber lm Abendmahl ist er die Speise und Tranck unserer Seelen.</p>
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[115/0415] seye: sondern spricht nur: der Canon bestehe aus Christi Worten/ der Apostel Satzungen/ und der Heil. Päbsten gottseligen Ordnungen. Ist also/ daß die Messe ein Versöhnungs-Opfer seye für die Lebendigen und die Todten/ ein Gedicht: die Ceremonien aber/ und das Gaucklerische Meß-Gepräng ein zusammen gestücktes Flick-werck der Päbsten. XX. Es befindet sich doch in der Meß alles das was zum wahren Opffer gehöret/ und worinnen eigentlich das Wesen eines Opffers bestehet/ warum sollte dann die Meß kein wahres Opffer seyn? Antwort. Worinnen eigentlich das Wesen des Meß-Opffers bestehe/ darüber katzbalgen die päbstische Theologi gnugsam unter sich selbsten dann viele bey Dicastillo tr. 5. de Sacrif. d. I. n. 135. seynd der Meynung/ daß die mündliche Aufopfferung des Priesters gehöre zur Substanz und Wesen des Meß-Opffers. Zum andern: Melchior Canus l. 12. loc. c. 15. ad 4. mit seinem Anhang lehret/ daß in der Zerbrechung der Gestalten des Brodts zum theil bestehe die Essentz des Meß-Opffers. Zum dritten: andere mit Alberto in 4. dist. 13. stellen das Meß-Opffer in der blossen Niessung. Zum vierdten Cardinalis Lugo. d. 19. Sect. 5. in der Niessung und zugleich in der Consecration oder Wandelung des Priesters. Endlich Dicastillo tr. 5. de Sacrif. d. I. Arriaga d. 50. n. 6. mit dem mehresten Theil der päbstischen Theologen jetziger Zeit halten festiglich dafür/ das gantze Wesen und Essentz des Meß-Opffers bestehe bloß in der Consecration oder Wandlung/ und geben sie dessen folgende Ursach: dann (sprechen sie /) es kan kein eigentliches Opffer geschehen/ es seye dann/ daß die Sache so geopffert wird werde zerstöret und gleichsam vernichtet zur Bezeugung der höchsten Ober-Gewalt GOttes über Leben und Todt; gleich wie die Ochsen und Lämmer im Alten-Testament aus dieser Ursach wurden geschlachtet und zunichte gemacht. Und also (wie Cardinalis Lugo und andere in Tract. de Sacram. lehren) wird Christus der Sohn GOttes durch die Consecration oder Handlung des Priesters gleichsam zerstöhret und zu nichte gemacht; aus Ursach/ dieweilen er (wie diese Grillen-Köpffe reden) krafft der priesterlichen Worte/ also unter die Gestalten des Brodts und Weins wird dargestellet / daß dessen Augen/ Ohren/ Hände und Füsse/ Summa der gantze Leib in ein jedes kleinstes Pünctlein der Gestalten Brodts und Weins so enge werden zusammen getrieben und in ein ander geschraufft/ daß Christus daselbsten weder sehen noch hören könne/ sondern des Gebrauchs der Sinnen beraubet/ und gleichfalls auf todte Weise im Meß-Opffer zugegen gestellet/ und also sittlicher oder moralischer Weise zerstöhret/ und zu lebhafften Ubungen untauglich gemacht werde; und in dieser Zerstöhrung und moralischer Vernichtung Christi bestehet das papistische Geheimnüß ihres Meß-Opffers. Seynd diß nicht artige Grillen der Papisten? ey lieber! machet doch nur diese und dergleichen streitige Uneinigkeiten zuvor freundlich unter euch aus/ und vertragt euch unter einander/ worinn das Wesen eures Opffers bestehe/ dann können wir weiter zusammen abhandeln. XXI. Christi Leib und Bluht seynd ja ein Versöhn-Opffer für unsre Sünde: nun aber ist im H. Abendmahl der Leib und das Blut Christi/ so ist ja auch die Messe ein Versöhn-Opffer für unsere Sünde. Antwort. Christi Leib und Bluht ist freylich ein Versöhn-Opffer: aber als ein Versöhn-Opffer befindet sich Christus nicht im Abendmahl/ daß er als ein Versöhn-Opffer geopffert werde: sondern nur zu dem Ende/ daß wir in demselbigen seinen Leib essen/ und sein Bluht trincken. Kurtz darvon zu reden/ Christus ist am Creutz ein Versohn-Opffer gewesen: aber lm Abendmahl ist er die Speise und Tranck unserer Seelen.

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/415>, abgerufen am 22.11.2024.