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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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Antwort. Die heilige rechtglaubige Alt-Vätter haben einen Unterscheid gemacht zwischen den blühtigen Opfferen im alten Testament/ und zwischen den geistlichen Opfferen der Christen im neuen Testament/ davon oben in der Antwort auf die vierte Einrede ist gemeldet worden. Wie reimet sich aber das auf das sichtliche Meß-Opffer der Papisten?

XVIII. Haben doch auch die Alt-Vätter das Hl. Abendmahl ein Opffer genennet/ so ist ja und bleibt die Messe ein Opffer/ trutz allen jungen Lutheranern.

Antwort. Es haben die Alt-Vätter das Heil. Abendmahl nicht genen net ein Versöhn-Opffer für die Sünde der Lebendigen und der Todten/ wie es die Papisten thun: sondern sie haben es genennet ein Opffer/ erstlich: dieweilen alle Gottselige Gebräuch und Ceremonien insgemein können Opffer genennet werden: dann Sacrificium oder Opffer in diesem weitläuftigen Verstand hat den Nahmen a faciendo Sacra, von Verrichtung und Ubung heiliger Sachen. Zum andern haben sie es ein Opffer genennet/ weil in dem H. Abendmahl das Gedächtnüß gehalten wird des einigen wahren Opffers/ nemlich Christi: dannenhero dieweilen in dem H. Abendmahl Christus als das wahre am Creutz geschlachtetes Opffer genossen wird/ und das fürnehmste ist/ so haben sie die gantze Handlung des Abendmahls ein Opfer genennet. Zum dritten: haben sie es auch ein Opfer genennet wegen der Gebeht / welche bey der Celebration und Handlung des Abendmahls fürgehen/ welche dann ebener massen werden Opfer genennet Hebr. 5. Apoc. 5. Wie dann auch zum vierdten: von wegen der Lob und Dancksagung/ welche bey Handlung des Abendmahls gesprochen werden/ und in der Epistel zun Hebreeren Cap. 13. gleichfals Opfer genennet werden. Daß also das Abendmahl wohl seyn und heissen kan ein Danck-Opfer/ Eucharistia, keines weges aber ein Versöhn-Opfer für Todte und Lebendige. Zum fünften: auch haben sie dem Abendmahl den Nahmen eines Opfers ertheilet/ weil die Communicanten ihre Gaben und gleichsam Opfer / Brodt und Wein/ in die Kirchen auf den Tisch oder Altar brachten/ und darnach von solchem Brodt und Wein genommen wurde was zum Gebrauch des Abendmahls vonnöhten war: das übriget heilten sie unter die Armen aus. Endlich und zum sechsten: dieweil die berühmte geistliche Opfer/ als der Glaube/ die Hofnung/ und Liebe sc. durch das H. Abendmahl geübt und erwecket werden. In diesem gemeinen Verstand haben die Heil. Vätter das Abendmahl ein Opfer genennet: keines weges aber in dem aberglaubischen Verstand der Papisten.

XIX. Hat doch die Kirch allwegen die Meß für ein Opffer gehalten/ derowegen so ist es ein lauter muhtwillige gesuchte Neuerung/ daß die Evangelischen die Meß nicht für ein Opffer wöllen gelten lassen.

Antwort. Lieber! Welche Kirche hat die Messe allezeit für ein Opfer erkannt in dem Unverstand/ wie in der päbstischen Kirchen darvon gehalten und geglaubt wird? Ist es die Apostolische/ oder aber die päbstische Kirche? Dann Apostolisch und Päbstisch ist zweyerley. Freylich ist es nicht die Apostolische Kirche: dann in dem neuen Testament in den Schriften der Aposteln findet man im geringsten nichts von der Messe. So ist es auch nicht die erste Kirch/ so da gleich nach der Apostel Zeit geblühet hat: dann in derselbigen hat man von der Messe/ wie darvon die Papisten glauben/ nichts gewust. In massen auch das Concilium Tridentinum selbst nicht so kühn ist/ daß es sagen dörfte de canone missae, daß er von Christo und den Aposteln selbst gemacht

Antwort. Die heilige rechtglaubige Alt-Vätter haben einen Unterscheid gemacht zwischen den blühtigen Opfferen im alten Testament/ und zwischen den geistlichen Opfferen der Christen im neuen Testament/ davon oben in der Antwort auf die vierte Einrede ist gemeldet worden. Wie reimet sich aber das auf das sichtliche Meß-Opffer der Papisten?

XVIII. Haben doch auch die Alt-Vätter das Hl. Abendmahl ein Opffer genennet/ so ist ja und bleibt die Messe ein Opffer/ trutz allen jungen Lutheranern.

Antwort. Es haben die Alt-Vätter das Heil. Abendmahl nicht genen net ein Versöhn-Opffer für die Sünde der Lebendigen und der Todten/ wie es die Papisten thun: sondern sie haben es genennet ein Opffer/ erstlich: dieweilen alle Gottselige Gebräuch und Ceremonien insgemein können Opffer genennet werden: dann Sacrificium oder Opffer in diesem weitläuftigen Verstand hat den Nahmen â faciendo Sacra, von Verrichtung und Ubung heiliger Sachen. Zum andern haben sie es ein Opffer genennet/ weil in dem H. Abendmahl das Gedächtnüß gehalten wird des einigen wahren Opffers/ nemlich Christi: dannenhero dieweilen in dem H. Abendmahl Christus als das wahre am Creutz geschlachtetes Opffer genossen wird/ und das fürnehmste ist/ so haben sie die gantze Handlung des Abendmahls ein Opfer genennet. Zum dritten: haben sie es auch ein Opfer genennet wegen der Gebeht / welche bey der Celebration und Handlung des Abendmahls fürgehen/ welche dann ebener massen werden Opfer genennet Hebr. 5. Apoc. 5. Wie dann auch zum vierdten: von wegen der Lob und Dancksagung/ welche bey Handlung des Abendmahls gesprochen werden/ und in der Epistel zun Hebreeren Cap. 13. gleichfals Opfer genennet werden. Daß also das Abendmahl wohl seyn und heissen kan ein Danck-Opfer/ Eucharistia, keines weges aber ein Versöhn-Opfer für Todte und Lebendige. Zum fünften: auch haben sie dem Abendmahl den Nahmen eines Opfers ertheilet/ weil die Communicanten ihre Gaben und gleichsam Opfer / Brodt und Wein/ in die Kirchen auf den Tisch oder Altar brachten/ und darnach von solchem Brodt und Wein genommen wurde was zum Gebrauch des Abendmahls vonnöhten war: das übriget heilten sie unter die Armen aus. Endlich und zum sechsten: dieweil die berühmte geistliche Opfer/ als der Glaube/ die Hofnung/ und Liebe sc. durch das H. Abendmahl geübt und erwecket werden. In diesem gemeinen Verstand haben die Heil. Vätter das Abendmahl ein Opfer genennet: keines weges aber in dem aberglaubischen Verstand der Papisten.

XIX. Hat doch die Kirch allwegen die Meß für ein Opffer gehalten/ derowegen so ist es ein lauter muhtwillige gesuchte Neuerung/ daß die Evangelischen die Meß nicht für ein Opffer wöllen gelten lassen.

Antwort. Lieber! Welche Kirche hat die Messe allezeit für ein Opfer erkannt in dem Unverstand/ wie in der päbstischen Kirchen darvon gehalten und geglaubt wird? Ist es die Apostolische/ oder aber die päbstische Kirche? Dann Apostolisch und Päbstisch ist zweyerley. Freylich ist es nicht die Apostolische Kirche: dann in dem neuen Testament in den Schriften der Aposteln findet man im geringsten nichts von der Messe. So ist es auch nicht die erste Kirch/ so da gleich nach der Apostel Zeit geblühet hat: dann in derselbigen hat man von der Messe/ wie darvon die Papisten glauben/ nichts gewust. In massen auch das Concilium Tridentinum selbst nicht so kühn ist/ daß es sagen dörfte de canone missae, daß er von Christo und den Aposteln selbst gemacht 

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        <p>XIX. Hat doch die Kirch allwegen die Meß für ein Opffer gehalten/ derowegen so ist es            ein lauter muhtwillige gesuchte Neuerung/ daß die Evangelischen die Meß nicht für ein            Opffer wöllen gelten lassen.</p>
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[114/0414] Antwort. Die heilige rechtglaubige Alt-Vätter haben einen Unterscheid gemacht zwischen den blühtigen Opfferen im alten Testament/ und zwischen den geistlichen Opfferen der Christen im neuen Testament/ davon oben in der Antwort auf die vierte Einrede ist gemeldet worden. Wie reimet sich aber das auf das sichtliche Meß-Opffer der Papisten? XVIII. Haben doch auch die Alt-Vätter das Hl. Abendmahl ein Opffer genennet/ so ist ja und bleibt die Messe ein Opffer/ trutz allen jungen Lutheranern. Antwort. Es haben die Alt-Vätter das Heil. Abendmahl nicht genen net ein Versöhn-Opffer für die Sünde der Lebendigen und der Todten/ wie es die Papisten thun: sondern sie haben es genennet ein Opffer/ erstlich: dieweilen alle Gottselige Gebräuch und Ceremonien insgemein können Opffer genennet werden: dann Sacrificium oder Opffer in diesem weitläuftigen Verstand hat den Nahmen â faciendo Sacra, von Verrichtung und Ubung heiliger Sachen. Zum andern haben sie es ein Opffer genennet/ weil in dem H. Abendmahl das Gedächtnüß gehalten wird des einigen wahren Opffers/ nemlich Christi: dannenhero dieweilen in dem H. Abendmahl Christus als das wahre am Creutz geschlachtetes Opffer genossen wird/ und das fürnehmste ist/ so haben sie die gantze Handlung des Abendmahls ein Opfer genennet. Zum dritten: haben sie es auch ein Opfer genennet wegen der Gebeht / welche bey der Celebration und Handlung des Abendmahls fürgehen/ welche dann ebener massen werden Opfer genennet Hebr. 5. Apoc. 5. Wie dann auch zum vierdten: von wegen der Lob und Dancksagung/ welche bey Handlung des Abendmahls gesprochen werden/ und in der Epistel zun Hebreeren Cap. 13. gleichfals Opfer genennet werden. Daß also das Abendmahl wohl seyn und heissen kan ein Danck-Opfer/ Eucharistia, keines weges aber ein Versöhn-Opfer für Todte und Lebendige. Zum fünften: auch haben sie dem Abendmahl den Nahmen eines Opfers ertheilet/ weil die Communicanten ihre Gaben und gleichsam Opfer / Brodt und Wein/ in die Kirchen auf den Tisch oder Altar brachten/ und darnach von solchem Brodt und Wein genommen wurde was zum Gebrauch des Abendmahls vonnöhten war: das übriget heilten sie unter die Armen aus. Endlich und zum sechsten: dieweil die berühmte geistliche Opfer/ als der Glaube/ die Hofnung/ und Liebe sc. durch das H. Abendmahl geübt und erwecket werden. In diesem gemeinen Verstand haben die Heil. Vätter das Abendmahl ein Opfer genennet: keines weges aber in dem aberglaubischen Verstand der Papisten. XIX. Hat doch die Kirch allwegen die Meß für ein Opffer gehalten/ derowegen so ist es ein lauter muhtwillige gesuchte Neuerung/ daß die Evangelischen die Meß nicht für ein Opffer wöllen gelten lassen. Antwort. Lieber! Welche Kirche hat die Messe allezeit für ein Opfer erkannt in dem Unverstand/ wie in der päbstischen Kirchen darvon gehalten und geglaubt wird? Ist es die Apostolische/ oder aber die päbstische Kirche? Dann Apostolisch und Päbstisch ist zweyerley. Freylich ist es nicht die Apostolische Kirche: dann in dem neuen Testament in den Schriften der Aposteln findet man im geringsten nichts von der Messe. So ist es auch nicht die erste Kirch/ so da gleich nach der Apostel Zeit geblühet hat: dann in derselbigen hat man von der Messe/ wie darvon die Papisten glauben/ nichts gewust. In massen auch das Concilium Tridentinum selbst nicht so kühn ist/ daß es sagen dörfte de canone missae, daß er von Christo und den Aposteln selbst gemacht

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/414>, abgerufen am 22.11.2024.